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Die Liebe des Kartographen: Roman

Die Liebe des Kartographen: Roman

Titel: Die Liebe des Kartographen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Augen, das ihm irgendwie leichter ums Herz werden ließ. »Bis zum Pass sind’s zwei Meilen, danach vielleicht nochmals vier oder fünf bis Sankt Leonard. Das bedeutet, dass ich spätestens am Nachmittag dort sein werde.« Er schaute sich um. »Ihr müsst aus Schnee eine Mauer bauen und euch dahinter sogut es geht vor der Kälte schützen. Ich lasse euch mein ganzes Gepäck samt Decken da. Ohne Gewicht bin ich um so schneller.« Er strich Xelia über die Wangen. »Sorge dich nicht, ich komme wieder, und zwar mit Hilfe!«
    Â»Was mach’ ich nur? Was mach’ ich nur?«, wisperte Xelia monoton immer wieder vor sich hin. Aufgeregt sprang Lola an ihr hoch, zerrte an ihrem Ärmel, dann stieg sie wieder auf Adalberts Brust und schleckte ihm übers Gesicht. Mit ihrer rechten Hand schob Xelia den Hund zur Seite, dann legte sie ihre Hand an Adalberts Hals. Sein Herzschlag war noch regelmäßig, aber sehr schwach. »Lieber Gott im Himmel, so hilf mir doch!«, flehte sie und dachte im selben Augenblick, wie sinnlos ihr Gebet vermutlich war. Warum sollte Gott ihr gerade jetzt zuhören, wo sie doch sonst nie betete?
    Die Stille war so erdrückend, dass ihr die Geräusche ihres Körpers quälend laut erschienen. Ihr Atem rasselte, als sie Luft holte, weiße Wolken ausstieß und Rotz zurück in ihre Nase zog, wo er sich kalt gegen ihre Stirnwand presste. Sie hörte, wie ihre Zähne aufeinandermahlten wie Mühlsteine und war machtlos dagegen – und auch gegen den kalten Schauer, der ihr dabei über den Rücken lief.
    Xelia schaute in die endlose weiße Landschaft. Von Philip war nichts zu sehen. Hatte er sich verlaufen und war jetzt dem Tod geweiht wie Adalbert und sie? Oder war er auf dem Weg zu ihnen und brachte Hilfe mit? Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, seit er losgezogen war, aber es kam ihr vor wie eine Ewigkeit. Sie hätte alles dafür gegeben zu wissen, ob es ihm gut ging. Konnte er sich in dem Schneesturm zurechtfinden? Er war doch Kartograph, das musste ihm doch irgendwie helfen, oder?
    Sie nahm Adalberts Kopf auf ihren Schoß. So munterer anfangs gewesen war – er hatte ihr sogar bei dem Errichten der Schneehütte geholfen –, so rapide war es mit ihm bergab gegangen. »Verdammt, ist das kalt«, hatte er gesagtund seine Jacke enger um sich gezogen. Wenig später hatte er sich hingelegt. Seine Zähne klapperten, als er ein missratenes Lächeln versuchte. Xelia hatte ihn vom Einschlafen abhalten wollen – instinktiv spürte sie, dass Schlaf nicht gut für ihn war. Doch er hatte sich nur weggedreht und gemurmelt: »So vergeht die Zeit viel schneller.«
    Seine Lider zuckten unruhig. Kalter Schweiß lief ihm über die Stirn, den Xelia immer wieder abzutrocknen versuchte. Doch kaum war sie mit ihrem Rockzipfel über sein Gesicht gefahren, brach neuer Schweiß aus den Poren seiner kalkweißen Haut. Was war nur los mit ihm? War es der Schreck über seinen Sturz, der ihm so zu schaffen machte? War es Erschöpfung? Die Kälte, vor der sie sich nicht ausreichend schützen konnten? Er war so mager, kein Fleisch auf den Rippen konnte ihm als wärmendes Polster dienen! Xelia rückte näher an ihn heran und spürte dabei schmerzlich, wie kalt sie selbst war. Wie sollte sie ihn da wärmen?
    Eine Weile saß sie so da. Immer dickere Flocken fielen lautlos vom Himmel, der Eingang zu ihrer Schneehöhle hob sich nicht mehr von den Wänden ab. Wenigstens blies kein Wind, schoss es Xelia durch den Kopf, und sie musste fast lachen. Was machte es schon aus, ob sie wegen eines eisigen Windes erfroren oder durch den Schnee allein? Vielleicht hätte der Wind ihr Elend wenigstens zu einem schnelleren Ende gebracht? Sie schüttelte den Kopf. Was dachte sie da für einen Blödsinn! Sie war froh, dass sie in weiser Voraussicht nicht nur eine Mauer, sondern eine kleine Höhle aus Schnee gebaut hatte! Sonst wären sie vielleicht schon längst erfroren.
    Sie spürte, wie sie müde wurde. Wie gerne hätte sie sich wie Lola zusammengerollt und geschlafen. Doch wer würde dann auf Adalbert aufpassen? Wer würde seinen Schweiß trocknen, seinen Kopf hoch halten, damit er genügend Luft bekam? Sie wusste, wenn sie es sich gestattete einzuschlafen, würde sie nicht mehr aufwachen. »Denk nach,Xelia!« Ihre Stimme war rau, aber sie hörte sich

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