Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Liebe des Kartographen: Roman

Die Liebe des Kartographen: Roman

Titel: Die Liebe des Kartographen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
Vom Netzwerk:
meinte es ehrlich.
    Sie legte die Kräuter in ihre Mitte. »Erstens ist es verboten, Hasen und anderes Wild zu fangen. Das darf nur der Markgraf. Doch das würde mich nicht abhalten, es zu versuchen.« Ihr Gesicht verzog sich zu einem seltenen Lächeln. »Zweitens habe ich kein Feuer, auf dem ich Fleisch kochen könnte. Und roh essen – brrr! Dann lieber Gräser und Wurzeln.«
    Â»Aber ich habe Feuer!« Philip wurde ganz aufgeregt. Er kramte in seiner Tasche und fand endlich den Feuerstein. »Schau, damit mach’ ich uns in Windeseile ein Feuer.« Allzu oft hatte er das zwar noch nicht getan, aber so schwierig war es schließlich nicht, oder? Sie schaute ihn spöttisch an. »Und wo willst du das tun? Hier in der Höhle vielleicht? Willst du ersticken? Oder soll ich draußen eins machen?« Sie zog die Nase hoch. »Da könnte ich ja gleich laut schreiend durch den Wald laufen und jedem kundtun, dass wir uns hier verstecken.«
    Â»Erstens verstecke ich mich nicht, sondern werde von dir gefangen gehalten, und zweitens …« Plötzlich fiel ihm nichts mehr ein.
    Sie nutzte sein Schweigen und zischte wie eine Schlange: »Was glaubst du wohl, werden Räuber mit dir anstellen, wenn sie dich hier mit gebrochenem Bein entdecken, hä? Ausrauben werden sie dich, und dann …«
    Philip verzog beleidigt den Mund. Mit seiner schrecklichen Art hatte es das Weib wieder einmal geschafft, ihn kleinlaut werden zu lassen, und dieses Gefühl schätzte er ganz und gar nicht. Wie einen Deppen führte sie ihn vor! Und er konnte nicht einmal etwas dagegen tun.
    Nachdem sie stumm die Kräuter, von denen einige faserig wie Holz waren, verzehrt hatten, verschwand Xelia ohne ein weiteres Wort. Sie hinterließ einen Geruch nach Erde, feuchter Luft und Kräutern.
    Die Arme hinter seinem Kopf verschränkt, starrte Philip vor sich hin. Er, der bisher jeden seiner Tage mit Fleiß und Arbeit ausgefüllt hatte, war plötzlich so träge geworden wie das Vieh an heißen Tagen auf dem Feld. Hatte er die erste Zeit in der Höhle damit verbracht, mit seinem Schicksal zu hadern und unentwegt an die Arbeit, die noch unverrichtet vor ihm lag, zu denken, so zwang er sich inzwischen, diese Gedanken auszuschalten. Ganz wollte ihm das natürlich nicht gelingen. Immer wieder wurde er von einem Wust ungeklärter Fragen überrollt: Wie und wann sollte seine Arbeit weitergehen? Was würde der Herzog zu der Verzögerung sagen? Oder würde er annehmen, dass sich die Vermessungen zwischen Blaubeuren, Urach und Ulm länger hinzogen, als Philip dies ursprünglich angenommen hatte? Von wegen! Ein unfreiwilliges Prusten kam auf Philips Lippen. Ganz ausgezeichnet war er mit seinen Arbeiten vorangekommen! Diesen südlichen Teil von Württemberg hätte er inzwischen längst vermessen haben können, wenn nicht …
    Halt! Er wollte nicht weiter über diese Gegebenheiten nachdenken, denen er – im Augenblick zumindest – hilflos ausgeliefert war. Mit einem Ruck rappelte er sich auf seinem Lager auf. Die erdene Wand in seinem Rücken war holprig und feucht. Vom Liegen tat ihm jeder Knochen weh, er fühlte sich zerschunden wie ein geprügelter Esel. Er musste etwas tun. Wenn er weiterhin nur herumlag und grübelte, würde er am Ende noch seinen Verstand verlieren! Und damit wäre ihm ja nun wirklich nicht geholfen. Plötzlich musste er lachen. Nannte man das nicht Galgenhumor?
    Sein Blick fiel auf die Wurzel, die Xelia ihm am Tag zuvor gegeben hatte. Probeweise strich er mit seiner Handdarüber. Die Vertiefung in der Mitte fühlte sich rund und weich an und schrie förmlich danach, weiter ausgehöhlt zu werden. Warum eigentlich nicht? Er konnte sich zumindest daran versuchen.
    Als Xelia die Höhle betrat, traute sie zuerst ihren Augen nicht. Das Wurzelstück auf dem Schoß, ein Messer in der Hand und einen ganzen Haufen Holzspäne um sich verstreut, saß Philip Vogel auf seinem Lager. Er war so in seine Arbeit vertieft, dass er sie im ersten Augenblick gar nicht bemerkte. Dass er ihrer Aufforderung folgen würde, hatte sie nicht gedacht. Aber sie hatte auch etwas, womit sie ihn überraschen konnte!
    Â»Schau mal her!« Sie ließ einen toten Hasen vor seiner Nase baumeln. Blut tropfte aus seinen hellbraunen Augen.
    Â»Wo hast du den denn her? Ich dachte, du willst kein Feuer machen?« Philip

Weitere Kostenlose Bücher