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Die Liebe des Kartographen: Roman

Die Liebe des Kartographen: Roman

Titel: Die Liebe des Kartographen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Spiel der Liebe hinzugeben.
    Es dauerte nicht lange, bis ihre Säfte zusammenflossen, bis Philips lauter Schrei von den Höhlenwänden zurückgeworfen wurde, bis sein Leib schwer und satt auf Xelias liegen blieb.
    Als er sich aufrichtete, waren seine Augen geweitet. Durch halbgeschlossene Lider konnte Xelia die Verwunderung auf seinem Gesicht erkennen. Vielleicht hätte sie ihm eine Bestätigung geben sollen, dass alles gut war.Vielleicht hätte sie ihm süße Worte zuflüstern sollen. Aber sie war in einen so wohlig warmen Kokon eingesponnen, dass es ihr unmöglich schien, diesen sofort wieder zu verlassen. Philip musste selbst wissen, dass alles gut war, wie es war.

~ 31 ~
    U nkontrolliert schlugen Xelias Zähne aufeinander. Sie richtete sich aus ihrer hockenden Stellung auf, wippte auf ihren Füßen vor und zurück. Es war so kalt, so bitterlich kalt, dass sie am liebsten in die Höhle zurückgekrochen wäre. Eigentlich hätte sie nach den Wochen in der Wildnis gegen die Kälte gefeit sein müssen. Stattdessen fühlte Xelia ihre Zehen und Finger kaum mehr. Es war ein Fehler, hier auf Philip zu warten. Aber so war es vereinbart, und nun konnte sie es nicht rückgängig machen.
    Noch immer war nichts von ihm zu sehen. Xelia hatte keine Ahnung, wie lange er schon verschwunden war. Sie konnte nicht einmal ahnen, ob die Sonne bereits aufgegangen war, geschweige denn, wie hoch sie stand. Es war so nebelig, dass sich unentwegt kleine Wassertropfen aus der weißen Nebelsuppe lösten und Xelias Haare und Kleider mit der Zeit völlig durchnässten. »Novembernebelig«, hatten Anna und sie diese Tage immer genannt. Beim Gedanken an ihre Schwester spürte sie sofort einen heftigen Stich in ihrer Herzgegend. Sie würde Anna wahrscheinlich nie wiedersehen.
    Xelia wickelte ihre Lumpen fester um den Leib, doch der klamme Stoff kühlte sie nur noch mehr aus. Ihr Blick fiel auf Philips Packtaschen. Im Geiste ging sie deren Inhalt nochmals durch. Wenn er statt der Menge unnützer Bücher doch nur eine zweite Decke eingepackt hätte! Die eine, die er auf seiner Reise dabeihatte, hatte er sich als Umhang umgeworfen, bevor er ins Dorf gegangen war. »Die Taschen bleiben hier«, hatte er verkündet. »Ich werde sagen, dass ich ein ganzes Stück von hier entfernt von Räubern ausgeraubt und gefangen gehalten worden bin und dass deren Versteck irgendwo tief im Wald liegt.« DieMünzen, mit denen er sein Pferd auslösen wollte, hätte er so gut verborgen gehabt, dass die Räuber sie nicht entdeckt hatten. Xelia war das einleuchtend erschienen, und sie hoffte, dass auch die Leinstettener Philips Geschichte glauben würden. Weiter wollte er sagen, dass er gar nicht wisse, warum die Räuber ihn überhaupt so lange gefangen gehalten hätten, statt ihn gleich umzubringen. Erkannt habe er niemanden, weil ihm die ganze Zeit die Augen verbunden gewesen seien, aber die Räuber wären ihm als wüste und gefährliche Burschen erschienen. Als sie nach Wochen des Nichtstuns endlich wieder einmal auf einen ihrer Raubzüge gegangen waren, habe er die Flucht ergreifen können, sei dabei tagelang durch den Wald geirrt, bis er endlich hier in Leinstetten angekommen sei. Das, so glaubte Philip, würde reichen, um genauere Untersuchungen im Keim zu ersticken. Auch da musste Xelia zustimmen. Es hatte Wochen gedauert, bis der Büttel nach dem Vermissten hatte suchen lassen. Warum sollte er auf Philips Räubergeschichte schneller reagieren? Vielmehr würden die Dorfbewohner danach den Wald nur noch ängstlicher meiden, als dies sowieso schon der Fall war.
    Xelia seufzte. Sie konnte es kaum mehr abwarten, endlich von hier wegzukommen. So einladend der Wald ihr immer erschienen war und so dankbar sie für seinen Schutz in den letzten Wochen sein musste – er war ihr Gefängnis gewesen. Nicht viel besser als die Gerberei, von Feltlin einmal abgesehen. Aber sie hatte sich auch hier nicht frei bewegen können, hatte jeden ihrer Schritte genau abwägen müssen, hatte in ständiger Gefahr gelebt. Sich frei bewegen – was war das überhaupt?
    Letzte Nacht, da war sie frei gewesen. Frei wie ein Vogel, frei wie die ersten Menschen im Paradies. Sie fühlte, wie sich ihre Lippen zu einem Lächeln kräuselten. Philip und sie, vereint als Mann und Frau. Alles hätte sie sich vorstellen können, nur das nicht. War es

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