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Die Liebe des Kartographen: Roman

Die Liebe des Kartographen: Roman

Titel: Die Liebe des Kartographen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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vorwurfsvolle Ton in seiner Stimme war nicht zu überhören. Wichtigtuerisch, und als habe er alle Zeit der Welt, lief er um Alois herum, hob ein Bein nach dem andern an, schüttelte jedes Mal den Kopf und gab verächtliche Zischlaute von sich. Mit seiner Art erinnerte er Xelia an Feltlin. Als sie seinen Blick auf sich spürte, schüttelte es sie unwillkürlich. Den Kopf gesenkt, ging sie ein paar Schritte zur Seite, versuchte geradezu, sich unsichtbar zu machen. Sie war heilfroh über ihre Verkleidung!
    Der Mann kratzte sich eine halbe Ewigkeit den Bauch, während Philip mit Alois am Zügel hilflos danebenstand. »Das Pferd war lange Zeit in fremder Obhut«, fühlte er sich verpflichtet zu erklären, was Xelia ärgerlich machte. Was scherte er sich um die Meinung dieses Rüpels?
    Â»Von Pferden kann der aber nichts verstanden haben«, kam es verächtlich vom Schmied, und es war klar, dass er von Philip dieselbe Meinung hatte.
    Â»Wenn er neue Eisen braucht, dann soll er welche kriegen.« Philip zückte seinen Geldbeutel. »Was kostet das, und wie lange dauert der Beschlag?«
    Nein! Das konnte er doch nicht tun! Innerlich heulte Xelia auf. So, wie Philip sein Geld herzeigte, musste der Schmied ihn doch übers Ohr hauen! Unter gesenkten Lidern schaute sie zu dem Mann hinüber. Seine Augen blitzten, und in seinem Blick stand eine so offensichtliche Gier geschrieben, dass Xelia gar nicht glauben konnte, dass Philip dies entging.
    Der Schmied fuhr mit der Zunge an seinen Zähnenentlang und schmatzte laut. »So geht das nicht! Heute kann ich sowieso nichts mehr machen, das Licht ist zu schlecht. Und einen Preis werde ich erst nach der Arbeit nennen. Wer weiß, was passiert, wenn ich dem Vieh die restlichen drei Eisen abnehme. Nein, nein, da lasse ich mich auf nichts ein.«
    Xelia blickte erschrocken zu Philip hinüber. Sie konnten doch nicht in Rüdling übernachten!
    Â»Aber ich muss weiter! Ich werde in Blaubeuren erwartet!« Philip klang fast genauso erschrocken, wie sie sich fühlte. »Wenn Sie gleich anfangen, langt das Tageslicht vielleicht doch noch. Und wenn nicht, dann zünden wir eben mehrere Ölfunzeln an. Ich zahl’ auch dafür.«
    Ohne eine Erwiderung drehte der Schmied sich um und ging in Richtung Werkstatt. Xelia atmete auf. Dass sich der Mann durch Philips fast weinerlichen Ton umstimmen ließ, hätte sie nicht gedacht.
    Philip zog an Alois’ Zügel und wollte hinterher. Doch da blieb der Mann stehen und drehte sich um. Genüsslich schaute er von Philip zu Xelia, die hastig auf den Boden blickte. »Heute mach’ ich gar nichts mehr. Entweder beschlag’ ich den Gaul morgen – oder gar nicht.«
    In der Scheune war es dunkel und kalt. Das Dach war so löchrig, dass unentwegt Tauben ein und aus flogen. Der Boden der Scheune war uneben und hart und roch nach altem Staub. Xelia versuchte, das bisschen Stroh, das der Schmied ihnen hingeworfen hatte, zu einer ordentlichen Matratze zusammenzuscharren. Alois, der sich schon auf dem dünnen Strohlager niedergelegt hatte, gab einen jämmerlichen Anblick ab.
    Â»Verdammt! Dass das Pferd so schlecht beieinander ist, hab’ ich in Leinstetten gar nicht gemerkt. Sonst hätt’ ich dem Tannenhofbauern etwas erzählt. Und nicht noch drei Gulden für dessen miserable Pflege bezahlt!«
    Xelia hatte Philip noch nie fluchen gehört, und sie wusste nicht, ob sie das gerade jetzt beruhigen sollte. Auch was er da behauptete, bezweifelte sie im Stillen.
    Â»Ich geh’ dann!« Unbeholfen beugte er sich zu ihr hinab und umarmte sie. Seine Nase stieß dabei an ihre Wange. »Sobald ich etwas zu essen gekauft habe, komme ich wieder. Mach dir keine Sorgen, hörst du?«
    Â»Ich mach’ mir keine Sorgen. Hier sind wir doch sicher, oder? Wer käme denn auf den Gedanken, mich gerade in dieser Scheune zu suchen?« Xelia versuchte ein Lachen und tat so, als würde sie es sich im Stroh bequem machen.
    Als er gegangen war, kroch sie so nah wie möglich an das Pferd heran, um etwas von seiner Körperwärme abzubekommen, und wartete zum zweiten Mal an diesem Tag auf Philip.
    Ihr Magen knurrte und sie hoffte, es würde ihm gelingen, Brot und vielleicht auch etwas gebratenes Fleisch oder Speck zu kaufen, nachdem er in Leinstetten nicht daran gedacht hatte. Wahrscheinlich würde er viel zu viel dafür bezahlen! Sie rollte mit den

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