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Die Liebe des Kartographen: Roman

Die Liebe des Kartographen: Roman

Titel: Die Liebe des Kartographen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Augen. Langsam wurde sie das lästige Gefühl nicht mehr los, dass Philip jemand war, der des Öfteren übers Ohr gehauen wurde, ohne dies zu merken! Wie im Falle ihres Nachtquartiers auch: Sie wusste zwar nicht, was ein Reisender in der Regel für eine Übernachtung zu zahlen hatte, aber zehn Pfennige für dieses elende Loch hätte sie dem Schmied nie gegeben!
    Sie schloss die Augen und versuchte, die Mäuse, die unerschrocken über die Eindringlinge in ihrem Reich hinwegsprangen, nicht zu beachten.
    Die Schmiede war das erste Haus am Dorfeingang, und Philip ging einfach die Straße weiter in Richtung Dorfmitte. Er musste an drei Türen anklopfen, bis ihm endlich ein altes Mütterchen, das sich kaum auf den Füßen halten konnte, öffnete. Er trug seine Bitte vor, doch schon bei den ersten Worten schüttelte die Frau den Kopf.
    Â»â€™s ist keiner hier, die Leut’ sind alle auf dem Dorfplatz. Spielleut’ sind gerade angekommen.«
    Das ist gut , schoss es Philip durch den Kopf. Spielleute sorgten für Abwechslung, da würde sich keiner für die Übernachtungsgäste vom Schmied interessieren. Ganz wohl war ihm nämlich immer noch nicht beim Gedanken, sich mit Xelia hier oben auf der Alb in einem der Dörfer blicken zu lassen, Verkleidung hin oder her.
    Â»Gehen Sie! Gehen Sie!« Die Alte winkte ihn davon. »Von mir bekommen Sie nichts, da tät’ ich mir nur Arger einhandeln mit den Jungen.«
    Er ging von Haus zu Haus und klopfte an, doch nirgendwo schien jemand zu Hause zu sein. Vor ihm machte die Straße eine Kurve, und dahinter vermutete Philip den Dorfplatz. Musik von Pfeifenspielern schallte herüber, Lachen war zu hören und aufgeregtes Raunen. Wahrscheinlich hatte sich alles, was laufen konnte, auf dem Dorfflecken versammelt!
    Ohne viel Zuversicht klopfte er an eine kleine elende Hütte, die eine winzige Lücke zwischen zwei Häusern ausfüllte. Ein erschöpft aussehendes Weib, an dessen Rockzipfel drei rotznasige Buben hingen, öffnete ihm so plötzlich, als habe sie ihn erwartet. Doch als sie ihn sah, verfinsterte sich ihre Miene, und Philip beeilte sich, seine Bitte vorzutragen.
    Die Frau nickte und meinte, sie könne ihm einen Laib Brot und ein wenig Butter verkaufen. Daraufhin verschwand sie in der Hütte.
    Im Hintergrund hörte er mindestens zwei weitere Kinder brüllen, und durch den Türspalt drang ein scharfer Geruch nach Urin und ungewaschenen Leibern in seine Nase. Er spürte, wie sich sein Magen hob und wieder senkte. Am liebsten hätte er seine Worte rückgängig gemacht, doch die Frau kam bereits mit dem Brotlaib in der Hand zurück. Die Butter hatte sie einfach auf die dunkelbraune Kruste geschmiert, stellte Philip missmutig fest. Doch sein Bauchknurrte, und er sagte nichts. Er bezahlte drei Pfennige und wollte schon zu Xelia in die Scheune zurückgehen, als einzelne Wortfetzen, zerhackt durch schrille Flötentöne, ihn zur Salzsäule erstarren ließen. »… die Gerberstochter …« und »… in feinstes Tuch gehüllt …« und »… große Lieb’, große Pein …«
    Philips Herz schlug laut und heftig und drohte durch seinen Hals zu springen. Was um alles in der Welt geschah dort auf dem Dorfplatz? Da konnte doch nur von dem Mord an Samuel Blaustein die Rede sein! Waren ihnen Xelias Verfolger so nah auf den Fersen?
    Als er in die Scheune zurückkam, begrüßte Alois ihn mit einem leisen Wiehern. Xelia schlief zusammengerollt wie eine Katze.
    Wie von seidenen Bindfäden gezogen, packten seine Hände das gebutterte Brot in die Tasche, um es vor den Mäusen zu schützen. Sein Magen hatte aufgehört zu knurren, um nichts in der Welt hätte er jetzt einen Bissen hinunterbekommen. Dafür spürte er nun ein Drücken und Brennen im ganzen Bauch. Schlecht war ihm auch, und er hoffte, dass er sich nicht übergeben musste.
    Er hatte Angst.
    In der Scheune war es eisig. Philip kam es so vor, als sei es drinnen sogar noch kälter als draußen. Darauf bedacht, Xelia nicht zu wecken, krabbelte er zu ihr unter die Decke und drängte von hinten an ihren einigermaßen warmen Körper.
    Sie seufzte im Schlaf und streckte sich ein wenig. Dann legte sie ihr rechtes Bein rückwärts über seine und umschlang ihn, so gut es in dieser Haltung eben möglich war.
    Xelia! Auf einmal tat sein Herz so

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