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Die Liebe des Kartographen: Roman

Die Liebe des Kartographen: Roman

Titel: Die Liebe des Kartographen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Herrgott sie endlich zu sich holte. Sie konnt’ nicht mehr gehen und auch die Arme kaum bewegen, aber gestorben ist sie trotzdem nicht. Viel Arbeit haben wir mit ihr gehabt. Ich hab’ solche Angst, dass auch ich …« Marlene schüttelte den Kopf. »Eher tät’ ich mich umbringen!«, kam es heftig. Sie griff nach Xelias Händen. »Und wenn’s mich alles kostet, ich bitt’ dich um eines: Hilf mir! Heile mich!«
    Xelia schaute erst Philip an, dann die Waschfrau. » Alles kostet es dich nicht, aber mein Preis ist trotzdem hoch …« Und dann gab sie ohne viel Umschweife ihr Anliegen zum Besten.
    Philip hielt die Luft an. Würde die Frau einwilligen?
    Zuerst einmal hatte es auch Marlene Steinbrenner den Atem verschlagen. Philip konnte ihr ansehen, wie sie das Für und Wider von Xelias Plan wie Würfel in einem Becher hin und her schüttelte.
    Â»Was du vorschlägst, könnt’ mich Kopf und Kragen kosten … Bevor ich dir meine Antwort gebe, muss ich wissen, was du für mich tun würdest!«
    Philip glaubte, vor Ungeduld platzen zu müssen. Marlene verlor kein Wort über Hyronimus und ob dieser nun tatsächlich aussätzig war oder nicht – dass sie Xelias Vorschlag jedoch nicht von Vorneherein ablehnte, war ihm bedeutsam genug! Die beiden Weiber kamen ihm auf einmal wie zwei Schachspieler vor, von denen jeder seinen nächsten Zug vor seinem Gegenüber geheim halten wollte.
    Â»Mehrere Dinge würd’ ich für dich tun: Als Erstes würde ich dir eine Salbe bereiten, deren geheime Zutaten ich in meinem Beutel bereithalte. Zweitens«, zählte Xelia an ihren Fingern auf, »würde ich dir einen Sack aus Heublumen anfertigen, den du dir nach getaner Arbeit warm und weich ins Kreuz schieben kannst.«
    Xelia sah einen Hoffnungsschimmer in Marlenes tränenverhangenen Augen aufblitzen. Hastig fuhr sie fort: »Und drittens gebe ich dir ein Pulver, von dem du jedenAbend eine Prise aufgelöst im Wein einnehmen sollst.« Ihr Blick war ernst und geradeaus. »Ich verspreche dir kein Wunder, aber in ein paar Wochen bist du die schlimmsten Schmerzen los!«
    Â»Und es wäre sicher, dass ich nicht wie meine Mutter selig …?«
    Xelia zuckte mit den Schultern. »Höre auf dein Gefühl – und du wirst die richtige Entscheidung treffen.«
    Philip stutzte. Xelia hörte sich auf einmal so weise an, dass sie ihm ganz fremd erschien.
    Â»Nun, immerhin tät’ ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Es wäre dem Arzt geholfen und mir auch …«, sprach sie mehr zu sich selbst als zu Xelia. Dann holte sie tief Luft und griff nach Xelias Händen. »Ich hätt’ aber noch eine Bitte …« Sie erzählte von einer Nachbarin, die durch den Zauberspruch einer weisen Frau von ihren Warzen – und sie hatte Dutzende davon – befreit worden war. »So ein Zauberspruch tät’ mir viel Gutes tun, da bin ich gewiss!«, endete sie.
    Zum ersten Mal an diesem Abend schien nun auch Xelia verunsichert zu sein. Sie biss sich auf die Unterlippe, bis diese ganz weiß war. Ihr Blick war stur auf den Weinbecher gerichtet, den sie mit beiden Händen im Kreis drehte.
    Firlefanz! Aberglaube! Das hatte Xelia nun davon. Philip spürte Wut in sich aufkeimen. Wut auf das dumme Waschweib, das sie in diese missliche Lage brachte. Wut auf Xelia, die so etwas heraufbeschworen hatte. Und Wut auf sich selbst, weil … Er wusste es nicht. Krampfhaft überlegte er, wie er Xelia helfen konnte.
    Â»Also …«, hob er lahm an.
    Â»Einverstanden!« Xelia ignorierte Philip völlig, ließ aber Marlene nicht aus den Augen. »Ich tu’ so etwas nicht gern, doch du sollst deinen Zauberspruch haben!« Sie stand auf und trat hinter Marlenes Stuhl. Dann schaute sie in die Runde und hob die Hand an ihren Mund. Keiner hatte die Aufforderung zum Schweigen nötig. Im Raum war es sostill, dass man den Flügelschlag einer Motte hätte hören können.
    Philip spürte, wie ihm ein Schauer über den Rücken lief, und er schüttelte sich. So weit war es mit ihm gekommen, dass er sich von heidnischen Bräuchen einlullen ließ!
    Xelia schloss die Augen, ihr Atem ging schwer. Mit fremder Stimme sprach sie:

    Â»Hast du den Rücken wund und verrenkt? Jesum Christum hat man ans Kreuz gehängt. Wie ihm sein Hängen nicht schadet noch

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