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Die Liebe des Wanderchirurgen

Die Liebe des Wanderchirurgen

Titel: Die Liebe des Wanderchirurgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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Sorge, der Feind könnte in den Plymouth-Sund eindringen und uns vernichten wollen. Alle Schiffe sind deshalb eine halbe Meile weit in die Bucht zu verholen, um von dort aus besser agieren zu können. Die Männer sollen in die Hände spucken, bevor sie ins Beiboot gehen und meine
Camborne
in Schlepp nehmen. Sie werden gegen den Wind anpullen müssen und alle Kräfte brauchen. Wenn es gelingt, kriegt jeder einen halben Becher Brandy.«
    »Aye, aye, Sir.«
    »Wo ist der Zweite?«
    »Mister Abbot überprüft gerade den gestern an Bord genommenen Proviant.«
    »Soll weitermachen. Ich lege die Schiffsführung in Eure Hände, McQuarrie!« Steel rülpste hinter der vorgehaltenen Hand. »Ein Gläschen Brandy könnte auch mir nicht schaden.«
    »Aye, aye, Sir. Darf ich einen Vorschlag machen?«
    »Was ist denn noch?« Steel war in Gedanken schon wieder in seiner Kajüte.
    »Wir sollten einen unserer beiden großen Anker im Beiboot hinauspullen, ihn dort fallen lassen und das Schiff an der Ankertrosse hinausziehen, Sir. Das ist in jedem Fall einfacher, als es zu schleppen.«
    »Machen die anderen es auch so?«
    »Es sieht so aus, Sir.«
    »Dann machen wir das auch.«
    »Aye, aye, Sir.«
     
     
     
    Nach einer unbequemen Nacht hatte Vitus sich zum Kombüsenfeuer begeben und vom Zwerg eine heiße Linsensuppe erhalten. Sie hatten nicht lange miteinander gesprochen, denn das Zuwasserlassen des Beiboots und das Verladen des Ankers sorgten auf dem ganzen Schiff für Hektik.
    »Obacht un wahrschau, Örl«, hatte der Winzling gesagt, als er Vitus’ Napf noch einmal füllte, »Isabella is ’ne falsche Hutsche, die macht dich hin, wenn de nich aufpasst.«
    »Ich weiß«, hatte Vitus geantwortet.
    »Wennste das weißt, is gut, Am besten wär’s, du würdst bei mir anner Zündlingstelle lullen, aber ’s geht wohl nich, bist zu vornehm dazu, musst mit der Metze unter einem Dach schwudern.«
    »Was soll ich denn machen? Es geht nicht anders. Oder fällt dir etwas ein?«
    »Nee, das nich, aber ich werd ’ne Pupille über dich rüberkullern, bin ab heute der Lakai von der Metze.«
    Vitus hatte vor Staunen sein Essen stehenlassen. »Du bist der Diener von Isabella? Dazu hast du dich bereit erklärt?«
    »Nee. Hab ich nich. Hab’s ihr selbst gesteckt, un sie hat ja gesagt. Is gut so. Brauchst’n Schutzmalech.«
    »Einen Schutzengel?«
    »Jeder braucht’n Schutzmalech. Un ich schütz dich.«
    »Wenn ich dich nicht hätte.«
    Vitus hatte den Winzling an sich gedrückt und die Feuerstelle verlassen.
    Nun stand er vor seiner eigenen Kammer und überlegte, ob er klopfen sollte – eine Situation, die er ebenfalls schon von der
Falcon
kannte. Nach kurzem Überlegen drückte er die Klinke, ohne anzuklopfen, nieder. Isabella lag noch in der Koje, ein Tablett mit Essensresten neben sich. Sie gähnte ausgiebig und lächelte dann. »Wo warst du heute Nacht, Liebster? Ich habe dich vermisst.«
    »Das geht dich nichts an.« Er ging zu seiner Kiepe und holte Schreibutensilien hervor.
    »An wen willst du schreiben?«
    »An Lordadmiral Howard. Er muss darüber unterrichtet werden, warum McQuarrie nicht wie befohlen auf der
Revenge
bei Drake Dienst tut, sondern auf unserem Schiff.«
    Isabella gähnte. »Wie langweilig. Hast du nichts anderes zu tun?«
    Vitus setzte sich und breitete Feder, Tinte, Löschsand, Petschaft, Siegelwachs und Papier aus. »Nicht jeder Brief kann so brisant sein wie der, den du an einen gewissen Juan Amadeo de Ribera in La Coruña geschrieben und mit einem ›I.‹ unterzeichnet hast. Du bist nicht nur eine Mörderin, weil du Pigett in den Tod gestürzt hast …«
    »Das Schwein hat tausend Tode verdient!«
    »… sondern auch eine schäbige Spionin! Du bist es, die tausend Tode sterben sollte.«
    »Ich liebe mein Land. Es ist nur recht und billig, dass ich ihm helfe, nach dem, was in Cádiz passierte und auch schon zwei Jahre zuvor, als der Drache Drake die galicische Küste brandschatzte, Kirchen zerstörte und Priester misshandelte.«
    »Nachdem Philipp, dein geliebter Herrscher, anno 1580 katholische Freiwillige und spanische Soldaten nach Irland entsandte, um Unruhe zu stiften und eine Rebellion gegen die englische Herrschaft zu unterstützen!«
    »Nachdem Halsabschneider und Schlagetots wie Drake unsere Schatzgaleonen wieder und wieder überfielen, um sich unrechtmäßig zu bereichern – jedes Mal mit Billigung deiner geliebten Elizabeth.«
    »Nachdem …« Vitus brach ab. Es machte keinen Sinn, die Verfehlungen

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