Die Liebe eines Klon
hatten sie sich wieder gefangen und Inge suchte nach einer Ablenkung. „Ich hole uns jetzt einen kleinen Likör, - ja!?” Langsam stieg sie die Treppe hinunter und Lisa war allein. Zu ihrem Herzklopfen gesellte sich nun auch noch ein wenig Enttäuschung. Sie sah sich um. Persönliche Dinge fehlten gänzlich. Aber, das war doch normal, er wohnte schon seit Jahren nicht mehr in diesem Haus. Kein Foto an der Wand, keine Notiz, keine Bücher, Ordner, Briefe! Utopisch, was hatte sie sich nur gedacht. Als Inge zur Tür herein trat, mit zwei Likörgläsern und einer Flasche in der anderen Hand trafen sich ihre Blicke. „Du hattest sicher mehr erwartet?!” Ihre Stimme war leiser geworden. Sie winkte sie zu sich herüber, und sie setzten sich beide auf das alte Sofa. Lisa wollte eigentlich diese Frage nicht stellen, doch sie lag ihr so schwer auf der Seele, dass sie es einfach tun musste. „Hatte er eine Freundin, mir ist keine Frau aufgefallen, der ich diesen Platz zugeordnet hätte.” Fragend sah sie Inge an. „Nein, in den letzten Monaten bestimmt nicht. Davor gab es hin und wieder Eine. Aber ich hatte jedes Mal das Gefühl, das es noch immer nicht die Richtige für ihn war. Und jedes Mal sollte ich Recht behalten. Irgendwann war wieder Schluss, und irgendwann stand die Nächste neben ihm.” Sie schüttelte mit dem Kopf. „Er hatte kein Glück in der Liebe, durch seine Krankheit war er lange allein. Dabei sehnte er sich nach einer Frau, die zu ihm stand. Er war so ein liebenswerter Junge! - Das war er wirklich, auch wenn im Dorf etwas anderes erzählt wurde. Er sei ein Herzensbrecher, ein Playboy, deshalb sei ihm jede Frau davongelaufen. Ganz so schlimm war es nicht, doch wahrscheinlich war er selbst Schuld an dem Tratsch, er verdrehte den Mädels den Kopf und er war zu nett um ihnen gleich zu sagen, dass sie keine Chance hatten. Seinen Ruf als Don Juan hatte er schnell weg. Aber ich kannte ihn besser. Zuerst, das muss einige Monate nach eurer Trennung gewesen sein, ließ er sich völlig von seiner Krankheit beherrschen. Er wollte niemanden außer mir sehen. Dann lernte er im Krankenhaus eine Frau kennen, sie war Krankenschwester und konnte gut mit ihm umgehen. Doch nach ein paar Wochen kriselte es zwischen ihnen. Dann gingen sie auseinander. Ausgerechnet in der Zeit, als es ihm gesundheitlich immer besser ging. Ich verstand es nicht. Und später suchte er nur das Abenteuer, ich hatte das Gefühl er hatte Angst davor sich enger zu binden, Angst vor einem Rückfall seiner Krankheit. Er wollte nicht, dass ihn Jemand bedauerte, und er wollte auch nicht bemuttert werden. Wie soll ich es beschreiben, er wollte es alleine schaffen oder auch nicht!” Lisa sah ihn vor sich. Sein Äußeres war sehr anziehend, und er war stehst gut gelaunt und zu jedermann freundlich. Sie sah ihn selten traurig, und wenn, dann ließ er nicht einmal sie an sich heran. Was war nur geschehen, das er dieses eine Mal nicht alleine mit einer Situation fertig werden konnte, so dass er sich das Leben nahm? Gab es einen Grund, weshalb er ungebremst gegen die Mauer fuhr? Kam seine Krankheit zurück? Doch warum sollte er sie nicht auch ein weiteres Mal besiegen können? „Nach seinem Tod musste ich seine Wohnung auflösen”, sprach Inge langsam weiter. „Ich habe die Kartons in der Garage stehen. Es tut so weh, ich konnte sie noch nicht durchsehen. Ich habe meine Fotos und meine Erinnerungen, und jeden Tag habe ich das Gefühl, wenn ich mich umdrehe steht er vor mir. Und nachts spreche ich mit ihm, im Traum. Morgens weiß ich dann nicht ob es ein Traum oder ob es Realität war. Und so wird es bleiben, bis ich sterbe.” Lisa wagte nicht zu sprechen, wie konnte sie auch nur annähernd ermessen, welchen Schmerz seine Mutter erleiden musste, sie schämte sich für ihr Selbstmitleid und nahm sich vor, ihr Trost zu geben, und das nicht nur heute.
Kapitel 5: Die Ankunft
Es war eng geworden, in der schwarzen, und eigentlich recht großen Limousine. Vorne saßen die zwei Fahrer. Einer am Steuer, und der, den er überwältigt hatte, auf dem Beifahrersitz. Dieser hielt sich noch immer ein Taschentuch auf die Nase. Mittlerweile blutete sie nicht mehr. Er hatte Eiswürfel aus dem kleinen Eisschrank genommen, in sein Taschentuch gewickelt und kühlte sie damit. Ihre Namen kannte er nicht. Dafür kannte er die Namen der zwei Bodyguards, die ihm gegenüber saßen umso besser. Es waren Max und Tom. Sie hatten nicht mit ihm gesprochen. Manchmal war ihm so, als
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