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Die Liebe ist ein Daemon

Die Liebe ist ein Daemon

Titel: Die Liebe ist ein Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorotea de Spirito
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abfinden müssen«, sagt er |260| und zuckt mit gespielter Traurigkeit die Schultern. »Na komm, wollen wir nicht reingehen? Es ist so eklig kalt hier draußen   …«, fügt er hinzu und schüttelt sich dabei.
    Wir betreten das Haus und gehen sofort in die Bibliothek. Derselbe Raum, aus dem ich damals Hals über Kopf geflüchtet bin. Federicos schwarzer Kater, der mich bei unserem ersten Treffen so misstrauisch beäugt hat, kommt mir diesmal friedlich entgegengelaufen, springt auf ein Regal und schaut mich gelangweilt aus seinen halb geschlossenen Bernsteinaugen an.
    »Wohnt der eigentlich hier?«, frage ich.
    Federico lacht und streichelt das Tier liebevoll, das mit einem behaglichen Schnurren antwortet.
    »Nero hat viele Lieblingsplätze, aber diesen Raum mag er ganz besonders.«
    Ich setze mich auf einen der Sessel, während Federico weiterhin den Kater streichelt, langsam, vom Kopf ausgehend und dann den Rücken entlang. Nero schmiegt sich in seine Hände, und sobald Federico mit dem Streicheln aufhört, macht er jedes Mal einen kleinen Buckel und streckt die Pfoten aus.
    »Ich möchte mich noch mal bei dir bedanken«, murmelt er und wendet den Blick nicht von der Katze, die immer rauer und lauter schnurrt. »Wenn du mich da unten nicht beruhigt hättest, weiß ich nicht, was passiert wäre   …«
    Er seufzt und schaut hoch. Unsere Blicke kreuzen sich.
    »Also   … danke. Echt jetzt, vielen Dank«, sagt er mit leicht verlegener Stimme.
    |261| Ich verziehe meinen Mund zu einem kleinen Lächeln. Ehrlich gesagt ist mir das alles ziemlich peinlich.
    Der Kater zuckt kurz zusammen, beruhigt sich wieder und schließt seine großen gelben Augen.
    »Ich hab dir doch schon gesagt, dass wir quitt sind. Seit dem Fest hattest du ja noch was bei mir gut!«, antworte ich ihm, während seine Hände sich wieder in den Rundungen des Katzenrückens verlieren.
    So vergeht die Zeit, wir lachen, blödeln herum und quatschen über alles Mögliche.
    Die Anspannung ist verflogen, die Angst wirft keine Schatten mehr auf uns, die Sorgen sind weit weg. Was eigentlich seltsam ist. Aber im Moment ist es für uns beide vielleicht einfacher, die schweren Gedanken ganz weit wegzuschieben, anstatt ihnen weiter nachzuhängen.
    »Warte mal, das hätte ich fast vergessen. Ich wollte dir noch was zeigen«, sagt er auf einmal. »Aber du darfst nicht darüber lachen, es ist wirklich ernst gemeint.«
    »Okay, ich werd’s versuchen.«
    »Ich hoffe nur, dass ich am Ende nicht wie ein Trottel dastehe«, fügt er hinzu, lacht leise in sich hinein und hebt die Augenbraue mit dem silbernen Piercing.
    Er tritt zu einer großen Holzleiter, die bis zu den obersten Regalfächern reicht. Er steigt auf die erste Sprosse und die Leiter, die ziemlich marode aussieht, fängt an, gewaltig unter seinem Gewicht zu knarzen.
    »Das sieht aber nicht sehr sicher aus   …«
    »Keine Angst, ich benutze sie ständig. Der Schein trügt.«
    |262| »Das mag schon sein, aber trotzdem überzeugt sie mich nicht besonders.« Ich gehe instinktiv einen Schritt auf die Leiter zu und halte sie fest.
    Er schaut von oben auf mich runter und lacht: »Du traust dem Ganzen wohl nicht, oder?«
    Während Federico noch sucht, betrachte ich durch die Leitersprossen das Regal vor mir. Die ledergebundenen Bücher, die dort stehen, scheinen richtig alt zu sein. Bei manchen leuchtet die Schrift darauf so golden, als ob sie mit Feuer eingebrannt wäre. Ich verliere mich in den geheimnisvollen Titeln und merke nicht, dass Federico schon ein paar Sprossen nach unten geklettert ist. Wenn ich jetzt nicht schnell zur Seite gehe, landet er geradewegs in meinen Armen.
    »Hier, guck mal!«, ruft Federico und tritt mit einem Fuß wieder auf den Boden. »Das ist der Band, den ich gesucht habe.«
    Er reicht mir ein altes Buch mit hellblauem Einband, das vorne mit einem silberfarbenen Blumenmuster verziert ist.
    Gerade will ich es irgendwo in der Mitte aufschlagen und eine zufällig herausgepickte Zeile daraus lesen, so wie ich es gewöhnlich mit unbekannten Büchern mache. Da höre ich plötzlich ein langes und durchdringendes Maunzen. Das Licht fängt an zu flackern und einen Moment später befinden wir uns in der kompletten Dunkelheit.
    »Was ist los?«, frage ich besorgt.
    »Nichts«, antwortet Federico, so als wäre tatsächlich nichts geschehen.
    |263| In der plötzlichen Finsternis schlägt mir der warme Geruch seines Atems entgegen. Ich halte das Buch noch in der Hand und betaste die feine

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