Die Liebe zu Rosen mit Dornen
auf einen Hocker am Tresen.
Seine Küche ist groà für einen Junggesellen, mit fünfflammigem Herd und doppeltem Backofen. Der Craftsman-Stil wurde auch hier weiterverfolgt, mit rötlich gelblichen Holzschränken und polierten Goldbeschlägen. Ich sehe mich um. »Haben Sie keine Mikrowelle?«
Er steht auf und drückt gegen eine vertäfelte Wand. Sie schiebt sich auf und gibt den Blick auf eine Mikrowelle und die Speisekammer frei.
»Oooooh. Haben Sie gleich die ganze Küchenausstellung gekauft?« Ich klaube etwas Eis aus der Schale. Er reicht mir eine kleine Plastiktüte.
»Es war alles inklusive.«
Ich mustere den Backofen. »Können Sie denn wenigstens kochen? Es wäre doch reine Verschwendung, hier alles in die Mikrowelle zu stellen.«
»Fragen über Fragen.« Er verschränkt die Arme, setzt sich wieder hin. »Ganz okay, würde ich sagen. Not macht erfinderisch.«
»Konnte Ihre Frau kochen?«
Seine Miene verfinstert sich. Uups. »Nein.«
Ich sitze ihm gegenüber. Die Augenbrauen werfen Schatten auf sein Gesicht, nicht zuletzt, weil er den Küchentresen anstarrt. »Hey. Tut mir leid, dass ich dauernd davon anfange. Aber Sie sollten nicht so tun, als würden die beiden nicht existieren. Da könnte ich ja auch so tun, als hätte ich â¦Â«, ich deute auf mich, von oben bis unten, »â¦Â nicht diese Krankheit. Dabei ist sie nicht zu übersehen.«
»Für mich sind Sie kein Mensch mit einer Krankheit.« Er faltet die Hände. »Für mich sind Sie Gal.«
»Und Sie sind für mich kein Miststück, das seine Familie im Stich gelassen hat.« Ich lege den Kopf in meine Hand, mit dem Ellbogen auf dem Tresen. »Nicht mehr.«
»Ich versuche immer noch, mich daran zu gewöhnen â es Leuten zu erzählen.«
»Offenheit ist das Beste.«
Er wirft mir einen schiefen Blick zu. Dann fängt er an zu lachen.
»Was?«
»Sie sind nicht gerade der offenste Mensch, den ich kenne, Gal.«
»Was reden Sie da? Ich bin ein offenes Buch.« Ich lache auch. »Es gibt verschiedene Stufen von Offenheit und Verschlossenheit. Für meine Verhältnisse liege ich irgendwo im Mittelfeld.«
»Ich auch.« Er grinst.
Einen Moment sitzen wir einfach nur da.
»Was machen Ihre Hände?«
Er nimmt den Eisbeutel. »Besser.«
»Kriegen Chemielehrer denn gar nichts beigebracht?« Ich stehe auf. »So was weià man doch. Also wirklich.«
»Chemielehrer sind eben anders«, sagt er mit ungerührter Miene.
Ich gehe zur Tür.
»Danke. Das ist mein Lieblingsshirt.«
»Hab ich mir gedacht.« Ich habe es gerochen, denke ich, und werde schon wieder rot.
»Alles in Ordnung?« Schon ist er bei mir.
»Alles gut.« Ich greife nach der Klinke, öffne die Tür. »Bis bald mal.«
»Bis bald.« Er sieht mir nach, wie ich ins Auto steige, und beobachtet, wie ich den Motor anlasse. Wartet, bis ich losfahre.
Ich lege den ersten Gang ein. Er hebt die Hand. Ich hebe meine. »Gute Nacht, George«, sage ich. Der Name kommt mir leicht über die Lippen.
Am Dienstag sitze ich auf einem Gartenstuhl und bewundere den neuen Meeresgarten. Er sieht â wie Riley sagen würde â hammermäÃig aus.
Riley und Dad haben sich voll auf das Projekt gestürzt. Da gibt es Kakteen, die wie wogender Seetang arrangiert sind, dazu diese Seesternblumen, orangefarbene Sukkulenten, die Anemonen so täuschend ähnlich sehen, dass ich sie anfassen muss, und Steine, die auch Korallen am Meeresgrund sein könnten. Der Boden besteht aus Lavastein und Sand.
»Er ist noch nicht fertig«, meint Riley. »Im Lauf des Sommers kommt noch mehr dazu.«
»Er ist fantastisch.« Ich bewundere ihn.
Dad kommt aus dem Haus und reibt seine Hände. »Bist du bereit, Riley?«
»Wozu?« Sie nimmt einen Schluck von ihrer schwitzenden Cola light. Natürlich kauft ihr Mom das Zeug, wenn sie hier ist.
Ich tippe sie an. »Die Rosen, weiÃt du nicht mehr?«
Riley und Dad sollen die Töpfe mit den Sämlingen durchgehen und die Reste entfernen. Ich habe die Pflanzen, die ich behalten will. Die aufgeblühten können sie abschneiden und daraus SträuÃe binden.
»Genau.« Mein Vater nimmt sie bei der Hand, und die beiden gehen zum Gewächshaus.
Mom erscheint mit einem Glas Eistee auf der Veranda, in einem weiten,
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