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Die Liebesfalle

Die Liebesfalle

Titel: Die Liebesfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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der Nähe war, wenn er vorlas. Er schlug den grünen, zerschlissenen Ledereinband auf, fand seine Stelle und fing an, laut und deutlich die Geschichte des einsamen Gestrandeten zu erzählen.
    Im Schrank linste Kiki durch die Jalousie und schniefte leise.
    Ihr Vater las ihr nicht vor. Ihr Vater konnte es nicht einmal ertragen, sie anzusehen. Ihr Vater sagte ihr nicht, dass sie irgendetwas ganz wunderbar machte. Er sprach nicht einmal mit ihr. Er lachte nur, wenn sie herumsprang und tätschelte ihren Kopf, bevor er sich von ihr abwandte.
    Kiki blinzelte und schluckte den großen Kloß in ihrem Hals hinunter. Der Mann, der in Onkel Garricks Büro arbeitete, hatte ihr das alles gesagt, und es war wahr. Der Mann sagte, dass keinem Menschen in England etwas an ihr läge. Er sagte, sie sollte wieder hingehen, wo sie hergekommen war.
    Nach Frankreich, wo sie jedermann verstand. Wo die Sonne immer schien. Wo es immer warm war.
    Wo
Maman
war.
    Aber
Maman
war längst fort. Niemand war dort, und bevor
Maman
sie in diesem schrecklichen England gelassen hatte, hatte sie Kiki gesagt, sie könnte nicht in Paris bleiben, weil es dort, außer auf der Straße, nirgends einen Platz zum Schlafen gäbe.
    Kiki blickte wieder durch die Jalousien. Diese hässliche, selbstsüchtige, glückliche Penelope saß auf dem Schoß ihres Papas, den Kopf an seiner Brust, in seine Arme gekuschelt. Er las laut und langsam. Er benahm sich so wie jemand, der gerne bei seiner Tochter war. Etwas staute sich in Kikis Brust, bis sie wehtat.
    In den Straßen von Paris schliefen viele Kinder, und sie waren tapfer und stark, und sie würden sie mögen. Also beschloss sie, nach Frankreich zurückzugehen. Zurück nach Hause.
    Sie drückte ihre ramponierte Stoffpuppe an die Lippen, um ihre Schluchzer zu ersticken.

Kapitel 18
    »Celeste!«
    Celeste wollte einfach weiter gehen, durch das Musikzimmer, durch die lange Galerie, die Treppe hinunter und in die Küche, wo sie ihr Frühstück einnehmen würde. Sie wollte heute Morgen mit niemandem, der adlig oder schnöselig war, reden, sondern nur mit Menschen, die sie verstand – und die sie verstanden. Ganz besonders wenig Lust hatte sie, mit Mr. Stanhope zu reden, dem Sekretär des mächtigen Schlägers Mr. Garrick Throckmorton.
    Mr. Stanhope rief nachdrücklicher: »Celeste!«
    Sie blieb zögerlich stehen und drehte sie nach ihm
um.
    Sein gebräuntes Gesicht erstrahlte in einem freundlichen Lächeln. »Wie schön, Sie an diesem wunderbaren Morgen zu sehen.«
    Argwöhnisch, denn sie hatte ihn noch nie persönlich von seiner leutseligen Seite erlebt, trat sie einen Schritt zurück ein Blick nach draußen verriet ihr, dass es immer noch regnete.
    »Ich hatte seit Ihrer Heimkehr noch gar keine Gelegenheit, Sie willkommen zu heißen.«
    Warum war er so charmant? »Danke.«
Ich denke doch.
    »Ihr Einzug war ja ziemlich triumphal.«
    Sie mochte seine Größe nicht, seine offenherzige, leutselige Art, sein überprivilegiertes Getue. Stanhope war so ganz anders als Throckmorton, und obwohl das für ihn hätte sprechen können, tat es das nicht. »ja, Sir.«
    »Kommen Sie, Sie sind doch kein Schulmädchen mehr. Sagen Sie Mr. Stanhope zu mir.«
    »Danke … Mr. Stanhope.«
Und Sie können Miss Milford zu mir sagen.
Wie Throckmorton, wenn er mit ihr unzufrieden war.
    »Sie sind auf dem Weg in … ?«
    »Die Küche«, sagte sie platt.
    »Ah.« Offensichtlich wurde Stanhope nicht gerne an ihre Herkunft erinnert.
    Sie fand Gefallen daran, ihn zu erinnern. Wenn sie Throckmorton daran erinnerte, würde er vielleicht … aber nein, er sprach zu ungezwungen mit dem Personal, besonders mit ihrem Vater, dem er mehr Achtung entgegenbrachte als so manchem Aristokraten. Nein, auf diese Art konnte sie sich Throckmorton nicht entziehen.
    »Ich begleite Sie«, sagte Stanhope.
    Wie Throckmorton vorhergesagt hatte, interessierte sich Stanhope für die Informationen, die sie beim Übersetzen erhalten hatte. Sie überlegte, ob sie damit herausplatzen sollte, doch irgendwie kam ihr das zu einfach vor, und Stanhope hatte es von Anfang an zu leicht gehabt – jedenfalls behauptete ihr Vater das. Celeste hatte Stanhope erzählen hören, wie er in Indien als Soldat gedient hatte, wie er sich auf hohe Berge gewagt, wie er gegen verräterische Einheimische um sein Leben gekämpft hatte. An solchen Härten war nichts leicht, doch sie verstand, was ihr Vater meinte.
    Mr. Stanhope war ein Adliger, der eine gute Erziehung genossen hatte und über eine

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