Die Liebesgöttin (German Edition)
Jeep sprang leise tuckernd an.
»Wer, ich?« – Karel nutzte die Möglichkeit der Gegenfrage, um sich rasch eine passende Antwort einfallen zu lassen. Er hatte keineswegs vor, zur Abwechslung heute mal seinem Interviewpartner Details aus dem eigenen Intimleben anzuvertrauen.
»Nein, verheiratet sind Sie nicht!«, sagte Peter jetzt bestimmt, während er den Jeep vom Hotelparkplatz lenkte.
»Wozu auch? Heutzutage kann man als Mann doch alles haben von den Frauen. Auch ohne Trauschein. Ich brauche mir nur Ihre Geschichten anzuhören!«
»Das ist richtig, Kortmann. Allerdings beantwortet es nicht meine Frage.«
»Mein Privatleben stand und steht in diesem Interview eigentlich nicht zur Debatte. Sie haben sich freiwillig auf meine Suchanzeige hin gemeldet, Torstedt! Und Sie haben sich bereit erklärt, Ihre Geschichte für den LEANDER-Artikel zu erzählen. Wofür Sie am Ende auch ein recht ordentliches Honorar einstreichen werden.«
Karel warf von der Seite her einen Blick in Peters Gesicht, der lässig mit einer Hand den Wagen in den fließenden Verkehr einfädelte. Um den Mund des Piloten lag der leise Hauch eines stillvergnügten Schmunzeins. Gerade genug, dass der Journalist sich herausgefordert fühlte und zu einer Erklärung ansetzte: »Sie heißt Dominique, ist eine bildschöne Fotografin und Französin noch dazu. Ich überlege schon die ganze Zeit, ob ich sie nicht auf die Insel kommen lassen soll. Sie könnte die Fotos von Ihnen und Amanda schießen. Falls Sie beide damit einverstanden sind. Originalfotos erhöhen übrigens das Honorar deutlich!«
Verdammt! Jetzt hatte er sich aber weit aus dem Fenster gelehnt. Andererseits brauchte er für den Artikel möglichst auch Fotos mit den handelnden Personen darauf. Und von dieser Idee war Flugkapitän Torstedt bisher nicht gerade begeistert gewesen. Er hatte allen Ernstes vorgeschlagen, es bei Aufnahmen von Originalschauplätzen und vielleicht noch pikanten Hilfsutensilien (was immer er darunter auch verstehen mochte – die Schlange etwa?!) zu belassen …
»Lassen Sie Dominique ruhig kommen«, sagte Peter. »Auf alle Fälle haben Sie dann eine nette Begleiterin und müssen sich nicht mehr spät nachts im Bett einsam und alleine einen runterholen.«
Karel hielt es für das Beste, einen amüsierten Lacher zu produzieren.
»Die Details, die ich Ihnen heute erzählen werde, sind noch schärfer als die gestrigen«, fuhr Peter ungerührt fort. »Wenn wir nur ein bisschen Glück haben, kann ich Ihnen sogar eine Gratisvorstellung in Live unterwegs bieten. Ihnen wird die Hose zu eng werden. Ich meine es ja nur gut.«
»Bilden Sie sich nicht zu viel ein, Mann. Es ist mein Job, den ich hier mache. Das ist alles. Ich bin Profi. Außerdem wichsen alle Kerle, wenn sie nachts alleine sind. Das fängt bei den Zwölfjährigen an und hört bis ins Altersheim hinein nicht auf. Das habe ich mir von einer Pflegerin mal erzählen lassen. Allenfalls die Häufigkeit nimmt ab.«
Jetzt war es Peter, der laut auflachte. »Okay, lassen Sie uns die Friedenspfeife rauchen, Karel. Ich wollte Sie nicht herausfordern. Rufen Sie Dominique an und laden Sie das schöne Kind hierher zu uns ein. Ich könnte mir vorstellen, dass dann auch Amanda eher bereit ist, aktiv mitzuspielen.«
Karel verspürte an dieser Stelle im Text urplötzlich ein leichtes Unbehagen. So eine Art Ziehen in der Brust. Erst viel später sollte ihm klar werden – es hatte sich um eine Art von »Vorahnung« gehandelt …
»Später«, sagte er jetzt zu Peter, »wenn wir Rast machen.Der Jeep röhrt viel zu laut, um das Handy zu benutzen. Dominique mag es nicht, wenn man sie am Telefon anschreit. Und das würde ich jetzt unweigerlich tun. Man schreit ja immer automatisch gegen den Krach um einen herum an.«
Er hätte zu gerne gewusst, wohin sie fuhren! Hatte sich aber geschworen, keine noch so harmlose Frage mehr zu stellen. Offenbar gehörte es zum Spiel dazu, dass Torstedt alleine den Ablauf dieses merkwürdigen »Interviews« steuerte.
Karel lehnte sich im Sitz zurück und versuchte, sich zu entspannen und die Insellandschaft dabei zu genießen. Sie fuhren eine gewundene Küstenstraße entlang. Linkerhand lag das Meer glitzernd im Sonnenschein. Greifbar nahe ragte im Hintergrund die Nachbarinsel Gomera aus dem Wasser auf. Der Atlantik war heute sanft wie ein Lämmchen. Es herrschte Flaute, und die Hitze stand über dem südwestlichen Zipfel Teneriffas.
Die Sonne brannte ihm gnadenlos auf den Kopf. Deshalb war Karel
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