Die Liebesgöttin (German Edition)
auf.
Drinnen war es halb dunkel und angenehm kühl. Essaßen nur Männer in dem Lokal. Als Peter und Karel eintraten, verstummte einen Augenblick lang das Stimmengewirr. Die Ankömmlinge wurden nicht unfreundlich, aber kritisch gemustert.
»Hola«, sagte Peter laut, »Buenos Días, Señores.«
»Hola«, erwiderte der Mann, der hinter der Bar bediente und offenbar der Besitzer war. Von den anderen Männern hörte man nur eine Art beifälliges Gemurmel, dann nahmen sie ihre unterbrochenen Gespräche wieder auf.
Peter bestellte. Zweimal Café Cortado, Mineralwasser und eine gemischte Platte mit Tapas nach Art des Hauses.
Das Essen kam schnell, war einfach, aber schmackhaft. Der Kaffee stark und süß. Wie es sich gehörte in dieser Gegend.
Hinterher fühlte sich Karel deutlich besser. Er überlegte einen Moment lang, ob er jetzt Dominique anrufen sollte in München, ließ es dann aber sein. An der Geräuschkuhsse würde sie erkennen, dass er in einer Bar herumhing, und sie mochte das nicht. Besser, er wartete bis zum Abend, wenn er allein in seinem ruhigen Hotelzimmer war. Außerdem wollte er Peter gerne in dem Glauben lassen, dass Dominique und er ein Paar wären. Immerhin arbeitete Karel schon seit Monaten an dem Projekt , sprich – er baggerte wie blöd. Bislang hatte Dominique nur noch nicht in der gewünschten Weise reagiert.
Peter warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Zeit fürs nächste Abenteuer! Sind Sie bereit, Karel?«
Der nickte nur. Was blieb ihm auch anderes übrig? Der verdammte Artikel musste schließlich recherchiert werden!
Karel übernahm die Rechnung und ließ sich eine Quittung geben. Bewirtung eines Interviewpartners – das musste das Finanzamt später akzeptieren, ob es wollte oder nicht.
Sie traten hinaus in den gleißenden Sonnenschein. Die Hitze traf Karel wie ein heißer Luftstrom aus seinem Haarföhn. Peter überquerte bereits mit langen Schritten den Dorfplatz und verschwand hinter den Platanen.
Dann bemerkte Karel die dunkelhaarige Frau in ihrem weiten, luftigen Kleid aus naturfarbenem Leinen. Sie strebte mit gesenktem Kopf direkt auf das Kirchenportal zu, öffnete es einen Spaltbreit und schlüpfte hinein.
Das war doch Salomé?! – fuhr es Karel durch den Sinn. Was wollte die Engländerin denn in der Kirche? Beichten etwa?
Dann sah er, dass Peter ihm ungeduldig zuwinkte, und er setzte sich gehorsam in Trab. Er folgte dem Piloten, der sich nun einem Seiteneingang der Kirche zuwandte.
»Donnerwetter, Sie kennen sich ja wirklich aus!« Karel konnte sich diesen Satz nicht verkneifen, nachdem Peter unter einer Art schmiedeeiserner Fußmatte einen Schlüssel hervorgezogen hatte.
»Amanda kennt sich hier aus!«, stellte Peter richtig. »Ich verfolge hier nur noch einmal die Stationen mit Ihnen,die ich selbst durchlaufen habe. Unter der Regie von Amanda. Damals an meinem ersten Urlaubstag. Ich dachte mir, es sei besser, Ihnen einige direkte visuelle Eindrücke zu vermitteln, anstatt mir nur die Lippen fusselig zu reden. Am Ende glauben Sie noch, ich hätte mir alles bloß aus den Fingern gesogen.«
Karel sagte nichts dazu, also steckte Peter den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn vorsichtig herum. Leise schwang die schmale Pforte auf. Ebenso leise schlichen sich die beiden Männer hinein.
Anschleichspiele – dachte Karel und musste unwillkürlich grinsen …
In der Kirche war es noch angenehmer kühl als eben drüben in der Kneipe. Durch die hohen Fenster fiel das Sonnenlicht nur gedämpft herein. Es herrschte außerdem eine wohltuende Stille hier.
Diese Stille wurde allerdings jetzt von einem langgezogenen Stöhnen unterbrochen. Karel zuckte zusammen und ging instinktiv hinter einem der geschnitzten Beichtstühle in die Hocke. Aber Peter grinste nur und schüttelte den Kopf. Dann raunte er: »Keine Angst, die beiden hören uns nicht. Die sind viel zu sehr miteinander beschäftigt. Außerdem ist der Pfarrer hier seit seiner Jugendzeit auf einem Ohr taub. Ein Dummer-Jungen-Streich. Und ein Gewehr, das direkt neben seinem Kopf abgefeuert wurde. Amanda weiß mehr darüber.«
Amanda, immer wieder Amanda! Immer und überall hatte das Teufelsweib ihre Finger im Spiel, und blieb doch völlig im Hintergrund! Karel merkte, wie ihn dieser Umstand allmählich zu verärgern begann.
Auf Zehenspitzen folgte er jetzt dennoch Peter nach, der sich vorsichtig von Stützsäule zu Stützsäule näher an die Geräuschkulisse heranrobbte.
Salomé lag, das Kleid über ihre Hüften
Weitere Kostenlose Bücher