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Die Liebeslist

Die Liebeslist

Titel: Die Liebeslist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE O'BRIEN
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auf.
    Dass Fitz Osbern so gutmütig Rücksicht nahm auf die Unerfahrenheit des Jungen und ihn trotzdem achtete wie einen richtigen Gegner, beeindruckte Rosamund tief, ebenso wie seine körperliche Ausstrahlung. Er bot einen schier mitreißenden Anblick, und ganz flüchtig wünschte sie sich, sie könne sie einmal befühlen, jene geschmeidigen Muskeln.
    Nie im Leben!
    Was machte es schon, dass er ein gutes Verhältnis zu seinen Männern hatte? Wurde er dadurch etwa gesitteter? Für ein weibliches Wesen, das sich eigentlich nicht für den Ritter dort unten im Burghof interessieren wollte, beschäftigte sie sich ziemlich lange mit der Szene. Bis sie sich mahnte, der Radau aus Gebrüll und Gestöhn und Waffengeklirr sei doch zu unerträglich für die Ohren einer blaublütigen jungen Dame. Was sollte an einem Haufen ungehobelter Soldaten schon faszinierend sein? Oder an deren Anführer, der ja dasselbe rohe Gebaren an den Tag legte wie seine Getreuen? Schließlich wandte sie sich mit einem verächtlichen Prusten vom Fenster ab und verfiel in tiefes Grübeln – Gedanken, die ihr offenbar Vergnügen bereiteten, denn trotz der Unmutsfalte auf ihrer Stirn spielte doch ein Lächeln um ihre Lippen.
    Sie dachte an ihren Plan. Für den benötigte sie lediglich den Mut, ihn umzusetzen. Und einen Verbündeten.
    Eine Stunde später führte Rosamund ein eingehendes Gespräch mit Master Pennard. Der Burgvogt war der ideale Verbündete, missfiel ihm doch der hemdsärmelige Führungsstil von Thomas de Byton in hohem Maße. Demzufolge war Pennard gern bereit, sich gegen Fitz Osbern auf die Seite seiner Herrin zu schlagen. Sein Lächeln wurde mit jedem Moment verschmitzter; die Augen unter den wulstigen, runzligen Lidern funkelten vor klammheimlicher Schadenfreude angesichts der Gelegenheit, seinem Widersacher eins auszuwischen.
    „Ich stehe Euch voll und ganz zur Verfügung, Mylady.“ Er verneigte sich tief über ihre Hand.
    „Habt Dank.“ Sie musste an sich halten, um die Hand nicht sofort wieder seinen trockenen, schorfigen Fingern zu entreißen. Master Pennard kam ihr fast vor wie die graue Katze, die sich in ihrer Kemenate häuslich niedergelassen hatte: unscheinbar, unansehnlich, nur mit sich selbst beschäftigt, dafür aber zweifellos nützlich.
    Der Mann versprach, sein Möglichstes zu tun.
    „Der Burgsaal dient als Aufenthaltsort für meine Leute, Lady, zudem als Speisesaal und Nachtquartier. Da lasse ich sie nicht einfach an die Luft setzen, nur weil es Euch in den Kopf kommt, die Bodenmatten zu erneuern oder die Wände zu schrubben oder ähnlicher Unfug. Bei den gegenwärtigen Wetterverhältnissen geht das nicht mal einen Tag!“ Mitten im Saal hatte Gervase sich großspurig und anklagend vor Rosamund aufgebaut. „Wie Watkins mir berichtet, habt Ihr ihnen bis auf Weiteres den Zutritt verboten.“
    Von ihrer Warte auf dem Ehrenpodest blickte Rosamund hoheitsvoll auf ihn herab. „Der Saal gleicht einem Schweinestall.“ Er sah, wie sie angesichts des Miefs die hübsche Nase rümpfte. Ganz unrecht hatte sie nicht, nur war jetzt nicht die Zeit für Verständnisbekundungen. „Das hier ist meine Burg!“, fuhr sie ungehalten fort. „Ich werde es nicht länger dulden, dass Eure Männer in meinen Räumlichkeiten herumlungern und alles verdrecken.“
    Er gab sich angriffslustig und erhob die Stimme. „Dann müsst Ihr eben in Eurer Kemenate bleiben, Teuerste. So einfach ist das.“ Es fiel ihr nicht leicht, sich zu behaupten, zumal es offenbar in ihm vor Zorn brodelte. Doch sie ließ sich den Schneid nicht abkaufen. „Ich wäre heilfroh, müsste ich diesen Saustall hier nicht mehr betreten“, fauchte sie mit energisch gerecktem Kinn. „Aber ich lasse nicht zu, dass man diesen würdigen Ort weiter so besudelt. Das Saubermachen dauert höchstens ein, zwei Tage. Sagt Euren Leuten, sie sollen derweil mit dem Pferdestall vorliebnehmen. Oder im Ostturm unterkriechen.“
    „Da sieht es genauso aus wie hier. Der ist unzumutbar.“
    Ohne seinem Hinweis Beachtung zu schenken, wandte Rosamund sich an den Verwalter, der bereits ihrer Anweisungen harrte. „Master Pennard, binnen einer Stunde ist das Gesinde hier mit Wasser und Bürste zugange. Bis Feierabend ist der Ruß von den Wänden. Und die Binsenmatten sind raus! Alle!“
    Gervase trat einen Schritt vor, die Hand am Schwertknauf. „Seid Ihr taub? Ich verweigere die Erlaubnis!“
    „Ich kann sehr gut hören. Aber dieser Saustall hier, der wird ausgemistet, ob es Euch gefällt

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