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Die Liebeslist

Die Liebeslist

Titel: Die Liebeslist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE O'BRIEN
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meinetwegen angeheiratet. Das macht keinen Unterschied. Wie man merkt, habt Ihr Euch unter seinem Schutz die Feinheiten des Longspey-Charakters angeeignet. Euer Versprechen mir gegenüber habt Ihr jedenfalls nicht gehalten.“
    „Irrtum! Ich habe nie zugesichert, Euren Besitzanspruch anzuerkennen.“
    „Wortklauberei.“ Ehe sie sich versah, hatte er sich vom Podest geschwungen, packte sie bei den Armen und schüttelte sie. „Da habe ich ja offenbar noch Glück gehabt, dass Ihr meinen Antrag ausgeschlagen habt.“
    „Ich aber auch! Ihr wolltet ja nur eine Burgherrin für Clifford! Eine, die für Euch die Stellung hält, während Ihr Euch wieder in Euer Söldner-Dasein stürzt. Warum ist das Kastell eigentlich für Euch von solch großer Bedeutung? Wieso ist es Euch so wichtig?“
    „Das soll Eure Sorge nicht sein.“ Rote Flecken bildeten sich auf seinen Wangen. „Was die Burgherrin betrifft – es geht auch ohne. Eine Verräterin will ich jedenfalls nicht zur Frau.“
    „Und ich keinen ungehobelten Flegel zum Gatten.“
    „Schön, dann wären wir uns ja einig.“
    „Das ist aber auch das Einzige.“
    „Ich habe Euch mal angedroht, Euch in Eure Kammer zu sperren. Hätte ich es bloß getan! Und hoffentlich müsst Ihr nicht eines Tages bereuen, dass König Henry sich eingemischt hat.“
    „Das werde ich schon nicht.“
    „Ihr sitzt auf einem sehr hohen Ross.“
    „Mag sein. Da kann ich besser sehen, wie Ihr zu Boden geht, Fitz Osbern.“
    Ihm war, als knistere um sie herum die Luft. Bemüht, sich zusammenzureißen, bedauerte er schon seine unbeherrschten Worte. Gerade erst hatte sie ihn mit erschreckender Endgültigkeit abgewiesen; was in der Vergangenheit geschehen war, brachte sie immer noch zu sehr in Wallung. Dennoch merkte er zu seinem Erstaunen, wie sein Körper reagierte, wie er sie begehrte, wie er sie in die Arme nehmen und so lange küssen wollte, bis sie jeden Widerstand aufgab. Er hielt sie ja nach wie vor an den Armen fest; ganz dicht stand sie vor ihm, unerschrocken, einen trotzigen Ausdruck in den blitzenden Augen. Ihr Mund war so nah …
    Als ahne sie seine Gedanken, sagte sie leise: „Nur zu! Küsst mich ruhig, wenn Ihr Euch traut! Ich komme ja sowieso nicht gegen Euch an. Habt Ihr mir nicht eben deutlich gemacht, wie sehr Ihr mich verabscheut?“
    Er senkte den Kopf und tat genau das, wozu sie ihn herausgefordert hatte.
    Welch süße, köstliche Verheißung! Schier überwältigt, drückte er sie an sich, küsste sie wieder und wieder. Er spürte, wie sie begann, schneller zu atmen, wie ihr anfänglicher Widerstand langsam bröckelte, wie sie die Arme um seinen Nacken legte, wie sie mit den Fingern durch seine Haare fuhr. Weich und anschmiegsam, so war sie in diesem Augenblick, ganz so, als füge sie sich all seinen Wünschen.
    Für einen Wimpernschlag löste er sich und sah ihr ins Gesicht. Ihre Augen waren verhangen vor … ja, was? Bestürzung? Begehren? Verleugneter Leidenschaft? Zorn jedenfalls nicht, davon war er überzeugt. Ach, es war ihm gleichgültig! Ein verzweifeltes Stöhnen unterdrückend, küsste er sie aufs Neue, denn das wünschte er sich mehr als alles auf der Welt.
    Doch es durfte nicht sein. Gervase kämpfte gegen die Lust an, die sie in ihm entfachte, in seinem Herzen, in seinem Körper. „Du hättest mich haben können“, sagte er leise und schroff. „Mich und meinen gesamten Grundbesitz dazu. Aber das alles hast du abgelehnt.“
    Obwohl bleich und sichtlich erschüttert, gab sie sich weiter kämpferisch. „Einen Raubritter? Ich glaube nicht, dass ich viel verpasst habe.“
    Mutige Worte, doch in Rosmunds Augen lag ein Schimmer, der ihn schlagartig innehalten ließ. Ernüchtert gab er sie frei und trat einen Schritt zurück. „Das wäre es dann wohl, Lady.“
    „Keineswegs. Was gedenkt Ihr eigentlich zu tun, wenn der König eintrifft? Wollt Ihr ihm den Einlass verwehren?“
    Eine durchaus berechtigte Frage, wie Gervase im Stillen zerknirscht zugeben musste.
    Seine Antwort wartete sie gar nicht erst ab. Mit einem formvollendeten Knicks verabschiedete sie sich und stolzierte erhobenen Hauptes davon.
    „Nun?“
    Als Rosamund die Kemenate betrat, wartete ihre Mutter dort schon auf sie. In ihren Augen war ein Glanz, der nichts Gutes verhieß. Selbst für den Fall, dass Petronilla das Ende der Auseinandersetzung entgangen sein sollte, hatte Hugh sie vermutlich bereits ins Bild gesetzt, mochte der Schlussteil im Burgsaal auch noch fehlen. Jedenfalls blickte sie

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