Die Liebeslist
Erben für Eure Besitzungen.“
Fassungslos angesichts einer solch hanebüchenen Empfehlung, starrte Gervase den König ungläubig an.
„Na?“, brummte Henry. „Ist doch ein guter Plan, oder?“
Gervase mochte dem eigenwilligen Vorschlag nicht ganz folgen. „Ich kann sie doch nicht in der eigenen Burg belagern!“, wandte er ein. „Und von Heirat will sie nichts wissen. Ich habe ihr ja schon erfolglos einen Antrag gemacht.“
„Ich sage ja auch nicht, dass Ihr sie um Zustimmung bitten sollt. Macht einfach kurzen Prozess. Ist der Bund geschlossen, erledigt sich der Rest von allein. Ich wette, so unausstehlich wird sie Euch gar nicht finden.“ Der König lachte aus vollem Halse. „Jedenfalls ist sie wie der Blitz für Euch in die Bresche gesprungen.“
„Alles leichter gesagt als getan. Ritterlich ist es bestimmt nicht.“
Henry zuckte die Schultern. Ritterlichkeit scherte ihn nun nicht mehr. „Wenn sie sich ziert, droht Ihr mit Ralph de Morgan.“
„Das habe ich schon versucht. Da hat sie vor dem Tor kampiert und sich nicht von der Stelle gerührt.“
Henry schmunzelte. „Na, dann viel Glück. Ich wünschte, ich könnte bleiben und zusehen, wie die Geschichte zu Ende geht.“
Gervase schaute dem König direkt in die Augen. „Angenommen, ich beherzige Euren Rat, Hoheit: Rückt Ihr dann mit einem ganzen Heer an? Um mich niederzuwerfen, weil ich mir erlaubt habe, Eurer Empfehlung zu folgen?“
Doch Seine Königliche Hoheit streifte sich schon die Handschuhe über. „Meine Empfehlung entspricht ja nur dem, was ich an Eurer Stelle tun würde. Ihr müsst handeln, Ger. Was meint Ihr wohl, wie ich meine Eleanor gewann, als sie den Klauen von Louis entronnen war? Was Macht und Ansehen anbetraf, war ich der geringste all ihrer Bewerber. Aber ich wollte sie unbedingt haben. Ich habe sie im Sturm erobert. Lasst Euch durch nichts und niemanden bremsen; gewährt der jungen Frau keine Zeit zum Überlegen oder nach Ausflüchten zu suchen. Im Übrigen: Mir wäre es schon lieb, wenn Ihr die Zügel hier im zentralen Grenzgebiet in Händen hieltet. Darum, Ger: Solange Ihr hier für Ruhe sorgt, drücke ich beide Augen zu. Versprochen.“
Gervase befürchtete allerlei Unwägbarkeiten. „Und wenn ich mich Eurem Befehl widersetze? Wenn ich Lady Rosamund die Burg kurzerhand überlasse, weil sie Clifford unbedingt will?“
In Henrys Augen glomm es kalt. Sein Blick ließ keinen Zweifel darüber, was er über einen solchen Ausgang dachte. „Eine Grenzfeste in den Händen einer Frau? Das möge Gott verhüten. Dass ich Euch aus Clifford weise, geschieht ja nur um der Ritterlichkeit und um meiner Königin willen.“ Bevor er sich auf sein Pferd schwang, fügte er noch eine letzte Mahnung hinzu. „Ich möchte es mal so ausdrücken: Ich wäre wenig angetan davon, befände sich die Burg bei meiner Rückkehr nicht in Euren Händen. Ungehorsam nehme ich nicht auf die leichte Schulter. Also, falls Ihr nicht mit dem königlichen Verlies Bekanntschaft schließen wollt …“
Mit einem nachdrücklichen Nicken verabschiedete er sich von Gervase.
„Ihr strahlt ja nicht gerade vor Glück und Triumph“, bemerkte die Königin.
„Doch, doch“, gab Rosamund zurück, was allerdings nicht sehr überzeugend klang.
„Ihr kennt meinen Rat, Rosamund. Ihr müsstet von Sinnen sein, wenn Ihr ihn laufen ließet.“
Rosamund dachte wieder einmal darüber nach. „Der König hat ihm befohlen, die Burg zu räumen. Da kann ich ihn ja nicht anflehen hierzubleiben, oder? Selbst wenn ich es wollte.“
„Ich würde es tun.“
Ich kann doch nicht! „Ab morgen werde ich ihn wohl nie mehr wiedersehen.“
Eleanor beugte sich verschwörerisch vor. „Er wird Euch in Euren Träumen verfolgen, Rose. Und ich wette, Ihr werdet ihm schon in Kürze wieder begegnen. Ich habe nämlich beobachtet, dass Henry ihm noch unter vier Augen einen Rat erteilt hat. Dann wird es immer brenzlig.“
Rosamund sah sie erschrocken an. „Ihr meint, er wird zurückkehren?“
„Noch ist es nicht aus zwischen Euch.“ Sanft und wissend lächelte Eleanor sie an, bevor sie sich auf den Weg zu ihrem Gatten in den Burghof machte.
Rosamund blieb nachdenklich zurück. Es stimmte: Noch war nicht alles aus zwischen ihr und dem Lord of Monmouth.
„So brecht Ihr also auf, Lord Hugh. Als Begleitung des Königs.“
Petronilla graute vor diesem Augenblick. Als Frau mit gesundem Menschenverstand zwang sie sich jedoch dazu, sich von diesem Mann zu verabschieden, der aus einem
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