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Die Liebeslist

Die Liebeslist

Titel: Die Liebeslist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE O'BRIEN
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kann.“
    „Ich auch nicht.“ Jetzt küsste er ihre Hände. Als er ihre Handflächen an die Lippen führte und Rosamund seinen gebeugten Kopf betrachtete, da wäre sie ihm am liebsten mit den Fingern durch seine rabenschwarzen Strähnen gefahren. Doch ehe sie sich diesen Genuss erlaubte, zog sie ihn an seiner Fibel hinüber in ihre Schlafkammer. Dort schloss er ganz leise die Tür und lehnte sich dann dagegen, die Hand auf dem Riegel.
    „Noch kannst du es dir überlegen. Ich würde es respektieren und sofort gehen, so schwer es mir auch fiele.“
    „Da gibt es nichts zu überlegen.“ Sie reckte ein wenig das Kinn.
    Sein Lächeln war liebevoll und kein bisschen anzüglich, als er auf sie zutrat. „Dann muss ich mich wohl wieder mit den Schnüren abplagen.“
    „Ach, diesmal wirst du kein Messer brauchen. Ich helfe dir.“
    Als beider Finger sich berührten, stockte Rosamund kurz der Atem. Gewand und Unterkleid glitten ihr über die Hüften zu Boden, blieben zu ihren Füßen liegen. Als sie schließlich bloß noch im Hemd vor ihm stand, merkte sie, dass sie zitterte. Das hatte sie nun von ihrer Forschheit!
    Gervase küsste sie auf die Stirn. „Soll die Kerze anbleiben?“
    „Nein“, wisperte sie, beinahe versagte ihr die Stimme vor gespannter Erwartung.
    Gervase löschte die Flamme. Dann hob er Rosamund auf die Arme und bettete sie in die Kissen. Nur noch der Schein des Kaminfeuers fiel weich auf die Umrisse des Bettes sowie des Mannes, der davor stand. Aber sie sah genug: getaucht in Rot und Gold, schimmernd die mächtige Brust, die muskulösen Arme, die schlanken, kräftigen Schenkel. Als er Tunika und Beinkleider abstreifte, die er achtlos auf den Deckel der Truhe warf, erkannte sie die dunklen Haare auf seiner Brust wieder, die sich über den flachen Bauch zu den Lenden hin pfeilförmig verjüngten. Und es war nicht zu übersehen, wie erregt er war.
    Ihr Atem ging flach. Was hatte sie bloß getan? Doch nun gab es kein Zurück; für Reue war es zu spät. Indem sie all ihren Mut zusammennahm, hieß sie ihn im dämmrigen Licht mit offenen Armen willkommen. Ohne zu zögern, folgte er ihrer Einladung und setzte sich einen Augenblick neben sie. Seine breiten Schultern wirkten wie dunkle, goldumrandete Schwingen und erinnerten sie an den Falken, den sie so oft in ihm sah. Auf diese Weise verdeckte er den Feuerschein, sodass er die Röte auf Rosamunds Wangen nicht bemerkte. „Ich glaube, so war es uns bestimmt. Von Anfang an“, murmelte er, während er die Lippen auf die weiche Stelle zwischen ihren Brüsten senkte, dort, wo ihr Herz sich befand. „Dein Herz schlägt ebenso stark wie meins. Ich möchte dir nicht wehtun. Vertraust du mir, Rosamund?“
    „Ja“, flüsterte sie mit trockenem Mund, obgleich sie befürchtete, etwas falsch zu machen. „Wenn du mir meine Unerfahrenheit verzeihst.“
    „Mach dir keine Sorgen. Dafür bin ich erfahren genug für zwei.“
    Bei jedem anderen Mann hätte sie das als angeberisch empfunden. Nicht aber bei Gervase. Und sie dankte dem Himmel dafür, denn nun begann er, sie mit den Lippen auf der samtigen Haut über dem Halsausschnitt ihres Hemdes zu liebkosen, während er mit den Fingern die Schnüre löste.
    „Dies ist aber jetzt keine Unterwerfung“, hörte sie sich sagen – eine plötzliche und durchaus notwendige Feststellung, damit er sie bloß nicht für schwach hielt.
    „Selbstverständlich nicht.“ Er hinterließ eine Spur aus sanften Küssen auf ihrem Dekolleté und ihrer Kehle, bis er ihr Schlüsselbein erreicht hatte und dort einen Moment verharrte, wo der blaue Fleck zu einem bloßen Schatten verblichen war. „Davon bin ich auch nie ausgegangen. Eine Rosamund de Longspey, die würde sich doch nie unterwerfen!“ Er lachte leise. „Im Übrigen ist das auch keine Eroberung meinerseits.“
    „Nein. Selbstverständlich nicht.“ Ein warmes Gefühl breitete sich in ihrem Bauch aus.
    Dann waren Worte überflüssig. Rosamund gab sich ganz seinen Zärtlichkeiten hin; zu überlegen, ob es nun Niederlage war oder Rückzug oder gar Eroberung, war müßig, denn ihr Körper gehorchte ihr sowieso nicht mehr. Jetzt gehörte sie Gervase, und sie wollte den Augenblick voll auskosten. Als er sie streichelte, reizte, erregte mit seinen geschickten Händen, da war ihr, als bestünde sie nur noch aus Empfinden. Zweifelsohne erfahren, wusste er wohl von ganz allein, wie er es anstellen musste, dass ihr Herz raste, dass ihre Haut überall so prickelte, bis sie den Eindruck

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