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Die Liebeslist

Die Liebeslist

Titel: Die Liebeslist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE O'BRIEN
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gern weiter in seine Arme geschmiegt, wusste aber, dass dies nicht möglich war. Stattdessen ließ sie geschehen, dass er sich ankleidete, schloss allerdings wieder die Augen, denn nun musste unweigerlich der Moment kommen, in dem er aus ihrem Leben verschwand. Ausgerechnet jetzt, da sie ihm so gern zugesehen und seine Nähe genossen hätte.
    Er beugte sich über das Bett, um sich zu verabschieden. In seinem Blick lag ein Hauch von Schwermut, als er ihr zärtlich die Haare aus dem Gesicht strich. „Ich muss gehen, Rose. Behüte dich Gott.“
    Dann war er fort.
    Rosamund lag schlaflos da, umringt von zuckenden Schatten, während die Scheite im Kamin herunterbrannten und zu Asche zerfielen. Hatte sie wohl den folgenschwersten Fehler ihres Lebens gemacht? Den Liebesakt hatte sie ja geradezu herausgefordert. Aus freien Stücken! Gervase hatte sie in das Reich der Liebeswonnen geführt, geleitet über lustvolle Pfade, welche sie nie für möglich gehalten hätte. Sie kannte die Liebe ja nur aus Ritterromanzen und Liebesliedern. Wenn sie zurückdachte an diese Augenblicke des Glücks, dann überlief sie jetzt noch ein wohliger Schauer.
    Beim nächsten Mal wird es noch besser …
    Allein, jetzt war er weg. Letzten Endes hatte er sie doch wieder abgewiesen. Sie waren einander ferner als je zuvor. Ihr Schicksal wollte es wohl so.
    Nur wusste Rosamund jetzt, was Liebe war: ein ungeheures Sehnen, das sie ergriff und von dem sie durchflutet wurde, bis in ihrem Inneren kein Platz mehr war für nichts und niemanden außer Gervase. Ein quälendes, beinahe körperlich spürbares Verlangen, bei ihm zu sein, seine Liebkosungen aufs Neue zu erfahren, wieder mit ihm zu verschmelzen. In seinen Armen zu ruhen und aufzuwachen, um all die erlebten Zärtlichkeiten zu wiederholen. Stattdessen aber hatte er sie verlassen. Er musste, natürlich. Der König hatte ihn gezwungen. Doch das war es nicht, das ihr das Herz im Leibe schier zerriss. Nein, er war gegangen, ohne ihr zu sagen, was er für sie empfand. Da war nur jene mühsam gewahrte Selbstbeherrschung an ihm zu erkennen gewesen, die es ihm unmöglich machte, seine Gefühle zu zeigen, und zwar von dem Augenblick an, als er zum ersten Mal den Fuß in die Burg setzte. Liebesworte waren ausgeblieben. Seufzend schalt sie sich. Das kann ich ihm wohl kaum verübeln, oder? Trug sie daran nicht genauso viel Schuld wie er? Wo waren sie denn geblieben, ihre hehren Vorsätze? Sie hatte ihn um Verzeihung bitten wollen, hatte die rechten Worte aber nicht gefunden – auch keine, um ihm ihre Liebe zu gestehen.
    Vielleicht war es auch besser so. Nachdenklich senkte sie den Blick auf ihre Finger, mit denen sie gerade an einem losen Lakenfaden nestelte. Auf keinen Fall wollte sie Gervase zur Last fallen. Vielleicht war er nur gekommen, weil es ihm leidtat, dass sie immer noch ledig war. Möglicherweise aber auch aus reiner Wollust – um die Frau, mit der er so viele Kämpfe ausgefochten hatte, zumindest einmal zu besitzen, bevor er kapitulieren musste.
    Obwohl sie immer niedergedrückter wurde, traute sie ihm ein solch niederträchtiges Verhalten eigentlich nicht zu. Nein, es musste mehr dahinterstecken. Ob es in seinem Herzen gar so aussah wie in ihrem? Der Stachel der Zurückweisung indes saß tief, der Stich wurde durch solche Überlegungen nicht erträglicher. Sie stieß einen lauten Seufzer aus. Warum nahm sie immer alles so schwer? Sie hatte doch jetzt ihre Burg; eine Heirat mit Ralph de Morgan brauchte sie vermutlich nicht mehr zu befürchten. Das war aber auch alles. Darüber hinaus gab es nichts – keine Liebe, keine Ehe, keine Hoffnung. Nur die Erinnerung an Gervases brennende Küsse und an das, was sie in seinen Armen gefunden hatten.
    Ob das wohl reichte? Für ein ganzes Leben?
    Gervase stopfte seine Habseligkeiten in die Feldkiste. Damit hätte er zwar auch seinen Pagen beauftragen können, aber auf diese Weise hatte er wenigstens etwas zu tun. Er bekam einfach den Kopf nicht frei. Beim kleinsten Gedanken an Rosamund de Longspey geriet ihm das Blut mächtig in Wallung.
    Donner und Doria! Das haute den kräftigsten Hünen um!
    Sicher, als er zu ihrer Kemenate ging, da hatte er gewusst, auf was er sich einließ. Sie auch. Ursprünglich hatte er nur vorgehabt, sich für ihre auf wundersame Weise erwiesene Unterstützung zu bedanken und sich gleich wieder zu trollen. Dieser Vorsatz aber, der war gleich verbrannt in jener lodernden Flamme, die sie beide verzehrt hatte. Aber, dachte er grimmig,

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