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Die Liebeslist

Die Liebeslist

Titel: Die Liebeslist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE O'BRIEN
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Letzten Endes obsiegte ihre Wut. „Henry hat ihm doch befohlen, die Burg zu räumen!“
    „Tja, abgerückt ist er ja auch“, brummte Sir Thomas grimmig lächelnd. „Da gibt es nichts. Aber jetzt ist er zurück.“
    „Der belagert uns!“ Nachdem sie die Burgwehr in Gefechtsbereitschaft versetzt hatte, begab sich Rosmund zur Küche, um dort den Zustand der Vorräte zu begutachten. Vorher aber klopfte sie noch bei ihrer Mutter an.
    „Wie bitte?“, rief Petronilla fassungslos blinzelnd. „Was hat er denn vor?“ Sie saß noch im Bett und nippte gerade an einem Becher Wasser, ließ aber die Hand nun erschrocken sinken. Die Zofe bürstete derweil das Kleid für den Tag ab.
    „Fitz Osbern! Der richtet sich auf Belagerung ein.“ Aufgewühlt nahm Rosamund auf dem Bett ihrer Mutter Platz. Ihre Augen funkelten im Kerzenschein, die Hände ballten sich zu Fäusten. „Wir sind eingekreist. Wir haben zwar Wasser, aber es gelangen keine Lebensmittel mehr herein. Der will uns aushungern, der Gauner! Oder die Burg stürmen. Der lässt sogar einen Belagerungsturm bauen!“
    Petronilla machte große Augen. „Man glaubt es nicht!“
    „Geh doch hin, und sieh selbst! Und wenn ich mich nicht täusche, weht da auch noch Mortimers Banner über dem Lager. Gesindel unter sich, einer so schlimm wie der andere.“ Aufgebracht sprang sie auf und begann hin und her zu laufen.
    „So?“ Die Countess hob wieder den Becher, allerdings nur, um ein Schmunzeln zu verbergen. „Was für ein Unfug!“
    „Na, dir scheint das alles gleichgültig zu sein.“
    „Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass Gervase dir etwas antun will.“
    „Ach, jetzt heißt er schon Gervase, wie? Sag mal, zu wem hältst du eigentlich? Der will mir die Burg entreißen!“
    „Ich halte, wie du das auszudrücken beliebst, selbstverständlich zu dir, liebe Rose. Kann ja sein, dass er deine Burg will, aber doch nicht um den Preis deines Lebens oder deiner Unversehrtheit! Dass er einen blutigen Sturmangriff befiehlt, das ist in meinen Augen höchst unwahrscheinlich.“
    „Und wozu dann dieser Belagerungsturm? Ach, übrigens: Wenn du erst mal ein paar Tage mit Notrationen vorliebnehmen musstest, betrachtest du unsere Lage bestimmt nicht mehr so gleichmütig. Am Ende müssen wir womöglich die Stallratten kochen, weil wir nichts anderes mehr zu beißen haben!“
    „Pfui Teufel! Nein, danke!“
    „Ach, du meinst wohl, der heldenhafte Lord Hugh, der rettet dich aus tiefster Not? Der edle Ritter, der seine Herzensdame heimführt?“
    „Na, das will ich doch hoffen …“ Ein wenig errötete sie unter dem scharfen Blick ihrer Tochter, aber dann schlug sie doch lachend die Bettdecke zurück. „Du weißt genau, dass ich nicht so denke. Kannst du denn nicht über deinen Schatten springen und dich gütlich mit Fitz Osbern einigen?“
    „Das kann nicht dein Ernst sein! Und überhaupt, was amüsiert dich so?“
    „Ach, ich überlege nur … Will er die Burg, oder hat er es mehr auf dich abgesehen?“
    Verärgert funkelte sie ihre Mutter an. „Die Feste will er natürlich! Da kannst du dir sicher sein!“ Während ihre Mutter in schallendes Lachen ausbrach, lief Rose aufgebracht zur Tür. „Sobald du dich von deinem unerklärlichen Heiterkeitsausbruch erholt hast, redest du besser mal mit dem Burgvogt über die Rationierung der Lebensmittel. Falls du mich suchst – ich befinde mich in der Vorratskammer!“
    Kochend vor Wut kontrollierte sie anschließend die Fässer und Kisten, mit denen man die Belagerung überstehen musste. Was fiel dem Halunken ein? Wie konnte er es wagen, sich dem König zu widersetzen? Eben noch lammfromm wie eine Milchmagd und im nächsten Augenblick dreist vor dem Burgtor lagern und die Kapitulation fordern! Und sollte er diesmal gewinnen, würde er mit Sicherheit keine Rosamund de Longspey mehr in seiner Burg dulden!
    Düster betrachtete sie die gedörrten Hammelkeulen, die an Haken unter der Kellerdecke baumelten. Allmählich kündigte sich Kopfweh an. Hatte Gervase erst einmal das Kastell eingenommen, würde er Rosamund samt ihren Habseligkeiten auf einen Packwagen befördern und heim nach Salisbury schicken. Aber, so schwor sie sich, so leicht würde sie es ihm nicht machen. Die Burg war, wie sie jetzt feststellte, recht gut bevorratet. Da konnte man eine Weile durchhalten und ihm zeigen, dass eine Frau wie sie sich nicht so schnell unterkriegen ließ. Sie merkte, dass sie auf einmal von einer Tatkraft durchströmt wurde, wie sie es

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