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Die Liebesluege

Titel: Die Liebesluege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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Skifahren. Elena dagegen fielen die blonden, kurz geschnittenen Haare, die strahlend blauen Augen und das markante Gesicht auf; sie fand, er sehe aus wie Daniel Craig.

    Rasch wählte er eine der auf dem Tisch liegenden Sonnenbrillen aus und bezahlte. Der Optiker schien ihn zu kennen, denn er verabschiedete sich von seinem Kunden mit einem Handschlag: »Au revoir, Monsieur Soreau!«
    Daraufhin wandte der Optiker sich Elena und Charly zu. Anstatt zu gehen, lehnte sich Monsieur Soreau mit dem Rücken lässig an eine Vitrine und musterte zuerst sehr aufmerksam Charly. Aber als Elena ihre Brille ablegte und das Haar nach hinten strich, damit der Optiker ihre Sehschärfe feststellen konnte, galt seine Aufmerksamkeit nur noch Elena. Er schaute sogar aufmerksam zu, als der Optiker ihren Namen sowie die Handynummer und Adresse notierte, und ihr schien, als wolle er sich die Angaben einprägen.
    Elena fand das zwar reichlich unverfroren, doch weil sich zum ersten Mal in ihrem Leben ein umwerfend gut aussehender Typ ganz offensichtlich für sie interessierte, sah sie darüber hinweg - ganz beschwingt nickte sie Monsieur Soreau zu, verließ mit Charly das Geschäft und stürzte sich begeistert ins nächste Abenteuer - der Friseurbesuch stand noch aus.
    »Schon vergessen? Es ist fünf; Frau Rode meinte, man müsse einen Termin vereinbaren«, trieb Charly Elena zur Eile an.
    Weil eine Kundin kurzfristig abgesagt hatte, konnte sich der Meister höchstpersönlich um Elenas Haar kümmern. Er machte eine richtige Show daraus, ließ sie aufstehen, ein paar Schritte in die eine und in die andere Richtung gehen, den Kopf so und dann wieder so drehen - nach links, nach rechts, nach hinten in den Nacken und nach vorn -, sodass Elena ganz schwindelig wurde.
    Missbilligend hob er eine dunkelbraune Strähne hoch. »Mademoiselle hat die Haare selbst geschnitten?«

    Er schüttelte ungläubig den Kopf, als Elena das verneinte. »Was für ein Stümper! Er hatte keinen Blick für die Schönheit Ihres Kopfes. Ein Pagenschnitt ist’s, was er verlangt. Schlicht, glatt und glänzend; Sie werden staunen, wie gut Sie aussehen werden.«
    Energisch klapperte er mit der Schere und nahm das Werk in Angriff. Eine halbe Stunde später lagen Elenas Haare wie eine dunkle Kappe am Kopf. »Wie gefallen Sie sich? O nein!«, rief er entsetzt, als Elena die Brille aufsetzen wollte. »Tragen Sie keine Kontaktlinsen?«
    »Erst ab Samstag.«
    »Bis dahin kneifen Sie die Augen zusammen.« Er glättete ein letztes Mal die Haare, rieb etwas Brillantine hinein und rief eine Mitarbeiterin. »Selina, welchen Lippenstift würdest du Mademoiselle empfehlen? Und was hältst du von einem Lidstrich?«
    Selina runzelte leicht die Stirn. »Einen Augenblick.«
    Während sie warteten, schaute Elena auf die Uhr. »Wir verpassen das Abendessen.«
    »Was soll’s? Kaufen wir uns eben ein Sandwich. Wenn Professor Mori dich sieht, wird sie uns alles verzeihen. Du ahnst ja nicht, wie wahnsinnig du dich verändert hast.« Charly lächelte den Meister an. »Sie sind ein Künstler!«
    »Ich weiß«, entgegnete er prompt und ohne falsche Bescheidenheit.
    Selina tuschte Elenas lange, dichte Wimpern, tupfte etwas silbig-grauen Lidschatten auf und wählte ohne zu zögern ein klares Lippenrot - eine auffällige Farbe, an die Elena nicht mal im Traum gedacht hätte.
    »Bei Ihren Augen brauchen Sie keinen Lidstrich«, erklärte Selina bestimmt. »Vielleicht eine getönte Tagescreme? Ihre Haut ist ein bisschen matt. Sie sollten Sport
treiben und auf Süßigkeiten verzichten, das klärt den Teint.«
    Ungläubig starrte Elena ihr Spiegelbild an. Das hässliche unscheinbare Entchen war verschwunden; klar, ein wunderschöner Schwan war sie nicht geworden, dazu war sie noch etwas zu pummelig, aber schick sah sie aus und irgendwie … irgendwie besonders. Ihr schien, als würde sich der schmale, helle Spalt im dichten dunklen Gedankennebel ihres Kopfes ein Stückchen weiter öffnen; sie nickte der neuen Elena im Spiegel zu, steckte die Brille in die Tasche und stand schwungvoll auf.

    Die vielen Tüten und Taschen wollten sie nicht die steile Staffel nach Glion hochschleppen; sie kauften sich ein Sandwich und ließen ein Taxi kommen.
    »So«, sagte Charly zufrieden, »der Nachmittag war ein voller Erfolg. Findest du nicht auch?«
    »Ich kann’s noch gar nicht glauben. Wenn meine Schw… wenn meine Eltern mich so sehen würden -«
    »Was dann? Würden Sie sich nicht freuen?«
    »Ich weiß nicht.

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