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Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Titel: Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elspeth Cooper
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mussten entweder zusammen kämpfen oder sahen sich der Exkommunikation gegenüber.«
    »Und danach hatte Mutter Kirche natürlich den Herrscher in der Hand. Er übte die Macht nach der jeweiligen Laune der Lektoren aus. Jeder, der die Herrschaft der Kirche anfocht oder ein falsches Wort ins richtige Ohr sprach, durfte am nächsten Morgen schwarze Roben vor seiner Tür begrüßen.«
    »So hat es uns der Novizenmeister nicht erzählt.«
    Der alte Mann schnaubte verächtlich. »Das ist doch wohl verständlich, oder? Die Kirche hütet zu viele Geheimnisse.« Alderan streckte die Beine in Richtung des Feuers aus und schlug die Füße übereinander. »Wir leben jetzt im Zeitalter der Vernunft und haben Uhren, Handwerksbetriebe und Flugblätter, aus denen wir Neuigkeiten erfahren. Aber durch die Inquisition und ihre Folgen haben wir etwas höchst Wertvolles verloren. Es gibt fast niemanden mehr, der die Lieder der Erde hören kann.«
    »Außer mir.«
    »Und einigen anderen wie dir, ja. Ich habe den einen oder anderen auf meinen Reisen kreuz und quer durch das Reich kennengelernt. Die meisten von ihnen waren wie du: unverstanden, verwirrt, verloren. Ich habe überall dort geholfen, wo es mir möglich war.«
    »Habt Ihr mir deshalb geholfen, aus Dremen zu entkommen?« Gair schaute über das Feuer hinweg zu der schattenhaften Gestalt des alten Mannes. »Wer seid Ihr, Alderan? Ihr wisst fast so viel über Medizin wie der Krankenbruder und viel mehr über meine Gabe als ich selbst. Worin besteht sie? Woher kommt sie? Was soll ich jetzt mit meinem Leben anfangen? Mit dem hier?« Er hielt seine gebrandmarkte Hand hoch.
    »Das sind so viele Fragen, dass ich kaum weiß, wo ich anfangen soll.« Der alte Mann lachte leise. »Ich bin ein Gelehrter und Büchersammler. Je älter die Bücher sind, desto lieber sind sie mir. Man kann viel aus der Vergangenheit lernen, was es nicht verdient hat, vergessen zu werden. Und was die Frage angeht, wohin du gehen sollst, so liegt das ganz bei dir. Es gibt viele Orte, an denen diese Narbe nicht so wichtig ist.«
    »Wo sind sie? Der erste Lektor, der sie sieht, wird mich in Ketten legen lassen.«
    Als Alderan die Verbrennung nach dem Abendessen gesäubert und neu verbunden hatte, war das Hexenmal trotz der Schwellung und der Blasen deutlich sichtbar gewesen. Wenn das alles abgeklungen war, würde es nur schwer zu verbergen sein.
    »Nicht unbedingt. Ich kenne einen oder zwei, die das Buch Eador etwas weiter auslegen.«
    »Das ist ein Dogma, Alderan. ›Einen Hexer oder eine Hexe sollst du nicht leben lassen.‹« Gair hörte in seinem Kopf, wie der Älteste Goran diese Worte aussprach. Das Gesetz war so schwarz und weiß wie der geflieste Boden der Ratshalle. Panik regte sich wieder in ihm.
    »Hängt also nicht alles nur von der jeweiligen Definition des Begriffs Hexerei ab? Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich dich nicht für einen Hexer halte. Ich glaube nicht, dass du dazu neigst, anderen Schaden zuzufügen.«
    »Was bin ich dann?«
    »Du bist ein junger Mann, der aus sich machen kann, was er aus sich machen will«, sagte Alderan. »Du bist gesund und munter und kannst gut mit dem Schwert umgehen – wenn dem nicht so wäre, hätte man dich ins Skriptorium geschickt. Also gibt es eine Menge Möglichkeiten für dich, dir den Lebensunterhalt zu verdienen, bei denen deine Hand kaum mehr als das Zucken einer Augenbraue hervorrufen wird. Da wäre zum Beispiel die Reichsarmee. Du könntest einen Kaufmann beschützen oder im Gefolge eines Landeigners dienen. Du könntest sogar Söldner werden. Das ist zwar eine unsichere Existenz, aber wie ich gehört habe, wird sie gut bezahlt. Kasrin von der Gleve lebt angeblich wie ein Prinz.«
    So wie Alderan es erzählte, klang es ganz leicht, aber Gair sah nichts als Schwierigkeiten. Kein Geld, keine Familie, die ihm den Rücken stärkte – zur Hölle, er besaß nicht einmal ein eigenes Pferd. »Ich wünschte, es wäre so einfach.«
    Alderan saß für eine Weile schweigend da. Dann nahm er die Pfeife aus dem Mund und blies eine Rauchwolke in den Nachthimmel. »Du könntest auch mit mir zurück nach Westen gehen«, sagte er. »Ich habe eine Schule auf der Insel Penglas, die zu den Westinseln gehört. Du könntest studieren, vielleicht selbst Lehrer werden oder das Kaufmannsgewerbe erlernen. Es stünde dir frei, zu kommen und zu gehen, wann du willst. Zumindest wärest du dann weg von hier. Je länger wir in Dremenir bleiben, desto größer wird die Gefahr,

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