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Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Titel: Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elspeth Cooper
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noch immer rot, und manchmal brannte sie.
    Alderan grunzte. »Wenn ich an sein Gesicht denke, zuckt es in meiner Faust.«
    »Er meinte, dass man Euch nicht vertrauen kann.«
    »Tatsächlich? Ich habe dir ja gesagt, dass er ein Lügner ist.« Alderan lehnte sich gegen die Reling und bedachte Gair mit einem langen Blick. »Oder vertraust du mir wirklich nicht?«
    »Bisher habt Ihr mich nicht in die Irre geführt.« Ihr habt mir bloß ein paar Dinge verheimlicht .
    »Und das werde ich auch nie tun, mein Junge. Du hast mein Wort darauf.«
    »Warum wollte Savin Euch unbedingt in Mesarild aufsuchen, wenn Ihr nicht besonders gut miteinander auskommt?«
    »Könntest du nicht ein bisschen mit deinem Schwert üben?«
    »Ich bin bloß neugierig. Er ist einer von uns, nicht wahr?«
    Alderan schenkte ihm einen weiteren durchdringenden Blick und sah erst weg, als es Gair schon unangenehm geworden war. »Er hat die Gabe, ja, aber er ist keiner von uns. Er hat keinen Respekt vor dem Sang. Für ihn ist er bloß ein Werkzeug. Du hast es doch selbst gesehen, oder? Reine Salonmagie. Er glaubt, dass er damit andere beeindrucken kann.«
    »Weswegen habt Ihr Euch entzweit?«
    »Vor ein paar Jahren hat er mir einen schlechten Dienst erwiesen«, sagte Alderan nur, »und das werde ich ihm nie verzeihen. Ich werde als glücklicher Mann sterben, wenn ich ihn für den Rest meiner Tage nie wieder sehen oder auch nur an ihn denken muss. Das ist mein letztes Wort über dieses Thema.«
    »Was …«
    »Bitte bedränge mich nicht weiter, Gair.«
    Gair hob die Hände. »Ich gehe.«
    Mit diesen Worten trottete er wieder unter Deck, um sein Schwert zu holen. Eine oder zwei Übungsstunden würden ihm einen klaren Kopf verschaffen. Wenn er seine Aufmerksamkeit für eine Weile nur noch auf äußere Erscheinungen richtete, konnte sich das, was er soeben erfahren hatte, allmählich setzen und zu Mustern anordnen, die er zu begreifen vermochte. Und dann würde ihm irgendwann alles klar werden.
    Als er zurückkehrte, stand Alderan noch immer an der Reling. Er hatte das Kinn auf die Brust gelegt, und seine Gedanken lagen so eng um ihn wie ein Mantel. Als Gair an ihm vorbeiging, fragte er sich, was zwischen ihm und Savin vorgefallen sein mochte und dafür verantwortlich war, dass Alderan noch immer so wütend auf ihn war.

10
    Von seinem Aussichtspunkt auf dem Kranbalken beobachtete Gair, wie die Inseln immer näher kamen. Sie lösten sich von einer ungleichmäßigen Linie am Horizont in eine Reihe von Erhebungen auf, die wie die Buckel einer Seeschlange wirkten. Nach einer Weile konnte er die Farben des Landes unterscheiden: dunklen Wald, grüne Wiesen, Felder mit umgepflügter Erde. Eine Kette aus Gischt schmückte das Ufer.
    Als die Kielkätzchen ihren Kurs ein wenig mehr nach Norden änderte, wurden die Inseln an ihrem Weg deutlicher sichtbar. Winzige gelbe Häuschen klammerten sich an die Hänge über langen hölzernen Landungsstegen, die in das Wasser einer breiten Bucht stießen. Graublaue Berge erhoben sich im Landesinnern. Sie waren nicht so hoch, dass auch im Sommer Schnee auf ihren Gipfeln lag, aber sie waren beeindruckend zerklüftet, und sofort sehnte sich Gair danach, sie zu erforschen. Insgesamt sah es so aus, als sei seine neue Heimat ein wirklich sehr angenehmer Ort.
    Schritte ertönten auf dem Vorderdeck, und Alderan lehnte sich gegen die Wanten in Gairs Nähe. In den letzten Tagen hatte sich die Stimmung des alten Mannes deutlich verbessert. Er hatte Gair mehrere Male in der Kontrolle des Sangs unterrichtet – er nannte es Novizenübungen, einfache Dinge, die sich nicht wesentlich von dem unterschieden, was Gair bereits für sich selbst herausgefunden hatte: Eine Kerze im Luftzug nicht ausgehen zu lassen oder, umgekehrt, sie mit einem einzigen Luftstoß zu löschen. Jedes Mal, wenn der Sang seinem Ruf bereitwillig folgte, stieg Gairs Zuversicht.
    »Das da hinten ist Penglas.« Alderan deutete auf die näher kommenden Inseln. »Die Stadt heißt Pencruik. Das bedeutet so viel wie ›Hafen der Inseln‹.«
    »Wie viele Inseln gibt es?«
    »Insgesamt dreiundzwanzig, aber einige von ihnen sind kaum mehr als ein Steinhaufen. Diejenigen, die du von hier aus sehen kannst, sind Penglas, die größte, und dahinter Penmor zur Linken sowie Pensaeca zur Rechten. Die kleinen neben Penmor sind Penbirgha und Pensteir. Des Weiteren gibt es eine Inselkette, die von Penbirgha aus fast genau nach Norden verläuft und als ›Die fünf Schwestern‹ bekannt ist. Du

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