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Die Lieferung - Roman

Die Lieferung - Roman

Titel: Die Lieferung - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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nicht mehr zusammen, als befände sich alles in Auflösung. Er machte einen Schritt nach vorne, nicht in Richtung des Geldes, sondern in Richtung Anne. Er sah sehr wohl, dass der Litauer die Pistole hob, aber irgendwie hatte das alles keine Bedeutung mehr. Selbst als er das Mündungsfeuer sah und den Schlag in der Brust spürte, war das ohne Bedeutung für ihn.

     
    Der Mann fiel wie ein gefällter Baum über das Geld. Jučas drehte sich um und hob erneut die Pistole, um auf die Frau zu zielen. Aber sie war weg. Er hörte ihre raschen Schritte, wahrscheinlich auf dem Flur. Natürlich hatte sie ihren Sohn mitgenommen.
    Er warf einen Blick auf den Mann und überlegte, ob noch ein Schuss nötig wäre, aber es sah nicht danach aus. Jetzt war es wichtiger, die Frau und den Jungen zu schnappen, ehe sie Hilfe rufen konnten. Er wollte den Jungen eigentlich nicht erschießen, wusste aber, dass wohl kein Weg mehr daran vorbeiführte. Er musste aufräumen, einen Schlussstrich ziehen, damit niemand erfuhr, wer er war oder wie er aussah. Den Kleinen konnte er zu Barbara zurückbringen, sie wünschte sich ja so sehr ein Kind, aber der Große war zu alt. Er hatte Augen im Kopf und konnte erzählen, was er gesehen hatte. Jučas hatte keine Lust, eines Morgens in Krakau von der Polizei geweckt zu werden.
    Mit vier, fünf großen Schritten war er bei der Tür. Der Flur war leer und die Haustür verschlossen. Wo steckten sie? Er riss die nächste Tür auf und fand sich in einer riesigen Küche mit weißen Schranktüren und Tischplatten aus schwarzem Stein wieder. Nichts. Er ging zurück in den Flur und überlegte, ob sie vielleicht in den Keller oder die Garage geflüchtet waren. Gut, dass er als Erstes den automatischen Türöffner zerstört hatte. Auf diesem Weg konnten sie ihm nicht entkommen.

    Da hörte er plötzlich einen dumpfen Schlag aus dem Stockwerk über ihm. Gut. Jetzt wusste er, wo er suchen musste. Er ging die Treppe in die erste Etage hinauf.
    Im ersten Raum war ein Schlafzimmer, vermutlich das der Eltern. Er knipste das Licht an und schaute unterm Bett nach. Überprüfte das angrenzende Badezimmer. Nichts. Der nächste Raum sah wie das Arbeitszimmer einer Frau aus, es war mit einem hellen Holzschreibtisch und einem kleinen Sofaarrangement vor dem Fenster möbliert. Auch dieser Raum war leer.
    Die nächsten beiden Türen öffnete er schnell hintereinander. Ein Badezimmer und ein Kinderzimmer. Es nahm geraume Zeit in Anspruch, das Innere der Schränke und ein Spielhaus in Form eines Ritterschlosses zu checken, aber auch dort hatten sich die Frau und der Junge nicht versteckt. Also drückte er die Klinke zur zweitletzten Tür auf dieser Etage herunter.
    Sie war verschlossen.
    Er hob die Glock und zielte auf das Schloss. Der Schuss hallte in seinen Ohren nach, hatte aber weniger Schaden an der Tür angerichtet als erwartet. Trotz seiner vorübergehenden Taubheit hörte er einen unterdrückten Schrei, der aber nicht von der anderen Seite der Tür zu kommen schien. Eher von oben. Er feuerte einen weiteren Schuss ab, und diesmal gab die Tür etwas nach, als er sich mit der Schulter dagegenstemmte. Noch ein Schuss, und das Problem war erledigt.
    In diesem Augenblick traf ihn etwas von hinten. Etwas Schweres, Spitzes, Hartes. Ein Feuernetz legte sich über seine Nackenmuskulatur und brachte ihn ins Wanken. Als er sich umdrehte, geriet er aus dem Gleichgewicht, da traf ihn der zweite Schlag. Er konnte die Hände nicht schnell genug hochreißen, weshalb der Schuss, den er abfeuerte, nur eine Geländerstrebe zersplitterte. Erst im letzten Moment nahm er den Werkzeugkasten wahr, der auf sein Gesicht zuschnellte.

    Er lag der Länge nach auf dem Rücken und sah zu der Mutter des kleinen Jungen hoch. Ihr Blick hatte etwas Animalisches, und von ihrem Gipsarm baumelte ein Rest Klebestreifen. Sie konnte den Werkzeugkasten nur mit einer Hand halten, schwang ihn aber wie eine Handtasche. Dieses Mal krachte er gegen seinen rechten Arm, er verlor schlagartig jedes Gefühl in den Fingern und spürte die Pistole nicht mehr. Das wahnsinnige Weibsbild ließ den Werkzeugkasten fallen und bückte sich nach der Waffe.
    Sie bringt mich um, dachte er. Wenn sie die Pistole zu fassen bekommt, bringt sie mich um.
    Er rollte sich auf die Seite, bekam eine Handvoll hellbraunes Haar zu fassen und zerrte sie auf den Boden. Sie schrie nicht, kämpfte aber wie eine Besessene und rammte ihm ein Knie gegen den Brustkorb. Seine rechte Hand war noch immer nicht

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