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Die Lieferung - Roman

Die Lieferung - Roman

Titel: Die Lieferung - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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sommerwarmen Schlamm gedrückt zu werden, ihn zwischen den Schenkeln zu spüren, in sich, wie einen Gast, der gerne bleiben durfte, viel länger als den kurzen Augenblick, den es dauerte.
    Er sackte über ihr zusammen, glitt aus ihr heraus und lag ganz still da, während das Surren der Insekten wieder einsetzte, das Rattern des Zuges, der in einiger Entfernung über die Eisenbahnbrücke fuhr, und das leise Rascheln des Windes im Schilf. Eine Libelle flog über sie hinweg und blieb direkt hinter seiner Schulter still in der Luft stehen.
    War es das?, dachte Sigita. War das tatsächlich alles?
    Er rollte von ihr herunter. Er war nicht dazu gekommen, sich auszuziehen, nur sein Reißverschluss stand offen. Ihr wurde hingegen schlagartig bewusst, was für ein unelegantes Bild sie wahrscheinlich abgab, die Unterhose ums Fußgelenk geschlungen, den Rock über die Hüfte geschoben, den Unterleib entblößt. Ihr BH hing ihr um die Taille, und es war ihm gelungen, ihr die Bluse bis über die Brüste hochzuschieben, ohne dass sie es mitbekommen hatte, weil so viel anderes passiert war. Hastig zog sie den Rock nach unten und wollte auch die Bluse wieder richtig anziehen, als er etwas tat, was garantiert keiner der anderen Jungen getan hätte. So war Darius. Er schubste sie zurück in den Schlamm und küsste sie, leidenschaftlich und feucht. Und dann streichelte er sie, über und unter den Kleidern, bis sie nach Luft schnappte.
    »Darius …«
    »Schhhh …«, sagte er. »Warte.«
    Er benutzte nur seine Hände und den Mund. Und er machte weiter, bis alles Licht und alle Geräusche verschwanden. Bis ihr ganzer Körper bebte. Bis etwas Wildes und Unbekanntes
sich in ihr zusammenzog. Immer und immer wieder. Da wusste sie, dass sie definitiv keine Jungfrau mehr war und es nie wieder werden würde.
    In jenem Augenblick hatte sie keinerlei Schuldgefühle und keinen Gedanken an Sünde oder Scham gehabt. Oder an Konsequenzen. Das kam erst später.

     
    Die Augustdunkelheit senkte sich über die Hesseløbucht, als Nina von der Hauptstraße auf den asphaltierten Weg abbog, der durch das halb ausgestorbene Ferienhausgebiet führte. Die Schulferien waren letzte Woche zu Ende gegangen, und die meisten Sommergäste hatten ihre Feriendomizile geräumt. Vor einigen der größten und gepflegtesten Sommerhäuser standen Wagen mit deutschen Kennzeichen, und Nina sah ein paar Kinder auf einen Stangentennisball eindreschen, wobei die Stange bei jedem Schlag bedrohlich ins Wackeln geriet. Ansonsten lagen die meisten Rasenflächen nach der gnadenlosen Hitzewelle des Spätsommers öde und vertrocknet da. Nina sah auf die Uhr des Armaturenbretts. Es war exakt 20.20 Uhr.
    Sie hielt auf dem Weg neben den Briefkästen hinter einem blauen VW Golf mit dem selbstbewussten M-Tech-Slogan Solutions That Work . Ob das Karins Wagen war? Es sah nicht unbedingt nach einem Auto aus, das Karin wählen würde, aber man konnte ja nie wissen.
    Nina blickte die lange, geschwungene Auffahrt entlang.
    Das Haus war eines der kleinsten und in den dänischen Nationalfarben gestrichen, die Wände rot und die Fensterrahmen mit den romantischen Sprossen weiß. Es lag etwas von der Straße nach hinten versetzt. Nina sah weder Karin noch sonst jemand.
    Sie öffnete die Autotür und drehte sich zur Rückbank um. Der Junge war wach geworden, als sie den Motor ausgeschaltet
hatte, und sah sie stumm mit halb geöffneten Augen an. Nina streckte den Arm aus und strich ihm vorsichtig über das Handgelenk. Warme Haut, aber kein Fieber, stellte sie routiniert fest. Es bestand kein Zweifel, dass er wieder voll bei Bewusstsein war, auch wenn er weiterhin reglos in die Decke eingerollt dalag.
    Er tut so, als wäre er nicht da, dachte Nina. Wie das Hasenjunge, das sie als Kind im Garten gefunden hatte. Heute wusste sie natürlich, dass man das nicht machen sollte, aber damals hatte sie das federleichte, wunderbar weiche Tierbaby aufgehoben, das weder gezappelt noch Widerstand geleistet hatte. Sie dachte damals, das läge daran, dass das Hasenbaby sie mochte, aber als sie es kurz darauf auf ihr Bett gesetzt hatte, war sein Blick genauso abwesend gewesen wie jetzt der Blick des Jungen auf dem Rücksitz ihres Autos. Es hatte sich in sich selbst zurückgezogen. Und noch am gleichen Abend lag es schlaff und tot in dem Karton, den sie ihm zurechtgemacht hatte.
    Würde der Junge auf dem Rücksitz auch aufgeben?
    Nina schüttelte sich in der frischen Abendluft, die durch die offenen Fenster ins Auto

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