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Die Lilie von Florenz

Die Lilie von Florenz

Titel: Die Lilie von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Gordon
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gedrückt, das der Buchhändler ihr ausgehändigt hatte. Sie rannte und schnappte nach Luft, fühlte ein Stechen, das sich ihr in die Seite bohrte. An einer Straßenecke machte sie Halt und rang keuchend nach Atem.
    â€žNa, Hübscher, willst du dich nicht lieber auf mir verausgaben?“
    Eine Hübschlerin, alt und mit grellrot bemalten Lippen, hängte sich an ihren Arm und streichelte ihre Wange. „Bist ja noch ganz haarlos, nicht mal Stoppeln im Gesicht. Hast du da unten auch keine Haare?“ Sie lachte und griff nach Allegra.
    Allegra schlug in wilder Angst um sich, traf die Hure am Kinn, die brüllte und nach hinten stolperte. Allegra hastete weiter.
    Erst als sie wie durch ein Wunder Ferrettis Haus fand, hielt sie an. Sie hatte das Bündel so krampfhaft an sich gedrückt, dass sie hoffte, nichts Zerbrechliches sei darin. Nachdem sie Cristinas Blick gespürt hatte – vor allem aber die Wirkung, die Cristinas Blick auf sie hatte –, war ihr nur ein Ausweg geblieben. So schnell fort wie nur möglich. Dem Händler hatte sie das Gold hingeworfen, ohne das Wechselgeld abzuwarten.
    Aber sie konnte nicht immer weglaufen. Und wovor lief sie davon? Vor der Lust, die sich ihr in jeder Ecke dieser Stadt offenbarte? Sogar Alberto, der doch gar nicht wusste, wie sie unter den Männerkleidern aussah, hatte sie verlangend angesehen. Und sie spürte es ja selbst, das sanfte Ziehen, das ihren Körper erhitzte.
    Sie fasste einen Entschluss.
    Ihre Knie zitterten noch immer, als sie den Hinterhof betrat. Alberto stand vor einer Leinwand, pfiff leise vor sich hin und pinselte mit großen weitausholenden Bewegungen.
    Allegra blieb stehen.
    Er spürte wohl ihre Anwesenheit, denn sein Pfeifen verstummte, der Pinsel hing in der Luft, als lauschte er. Ohne sich zu ihr umzudrehen, fragte er: „Hast du alles bekommen?“
    Nein, dachte sie. Das, wonach ich mich am meisten sehne, hat mir keiner geben können.
    â€žJa“, antwortete sie.
    Er legte den Pinsel beiseite, schaute über die Schulter. „Gut.“
    Sie nahm all ihren Mut zusammen. Viel war das nicht, aber sie hatte auch nichts zu verlieren. Nichts zu verlieren, das sagte sie sich stumm.
    â€žDu hast sofort gewusst, dass ich kein Mann bin. Warum?“
    Er lachte leise. Dann drehte er sich doch zu ihr um, und seine Augen maßen sie. Vom Scheitel ihrer silbergrauen Perücke über das Gesicht glitt sein Blick hinab, streifte Hemd und Weste, als wären sie nicht vorhanden, ja, als trüge sie nicht mal das Hemd, als stünde sie nackt vor ihm. Oder als wäre sein Blick mächtiger als seine Hand und zöge sie über die Entfernung weniger Schritte aus.
    Weiter hinab schlich sein Blick, verharrte in ihrer Leibesmitte, etwas tiefer als der Nabel. Stellte er sich vor, wie sich ihr Schamhaar über ihrem Geschlecht kräuselte? Ihrer … Möse. So nannten es die Mädchen daheim, Allegra hatte sie manchmal belauscht, wenn sie in der Küche ihre Liebesabenteuer austauschten.
    â€žNun, du gehst nicht wie ein Mann. Du bewegst dich nicht so, als hinge dir ein Schwanz zwischen den Beinen.“
    â€žIch habe mich als Kastrat verkleidet.“
    Er hob die Augenbrauen. „Willst du damit sagen, Kastraten haben keinen Schwanz?“ Er machte eine Handbewegung. „Wie pinkeln sie?“
    Allegra spürte, wie ihr die Röte heiß ins Gesicht stieg. Er war in seinen Worten so direkt und freizügig. Wenn Blicke und Worte sich schon solche Freiheiten herausnahmen, was tat er wohl, wenn sie ihm gestattete, sie auszuziehen?
    â€žSiehst du. Sie sind zwar keine richtigen Männer, aber weibisch sind sie auch nicht. Jedenfalls nicht alle.“
    â€žWie ist das, wenn Mann und Frau sich lieben? Wie fühlt es sich an? Wie kann ich einen Mann glücklich machen?“, sprudelten die Fragen aus ihr heraus, die sie innerlich zerfraßen. „Wie mache ich, dass er stöhnt, dass er mich berührt, wie lerne ich, ihm zu gefallen?“
    Dann war sie wieder stumm und senkte den Blick. Da hatte sie es ausgesprochen, doch statt sich erleichtert zu fühlen, spürte sie nur noch mehr Hitze, die ihren Körper erfasste. Es war, als stünde sie neben einem Herdfeuer, das den Schweiß auf ihrer Haut hervorbrechen ließ.
    â€žSo viele Fragen …“ Alberto klopfte den Pinsel aus, legte ihn beiseite und kam zu ihr herüber. „Willst du das wirklich wissen?“
    Sie

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