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Die Lilie von Florenz

Die Lilie von Florenz

Titel: Die Lilie von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Gordon
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Matteo vorbei, ohne ihn anzusehen. Er folgte ihr, als sie zum Arbeitszimmer ihres Vaters ging.
    Das Arbeitszimmer war nun ihres. Wie auch die Rechnungsbücher ihr gehörten, das Haus, die Wirtschaftsgebäude, die Ländereien. Vor allem aber die Schulden.
    â€žAllegra!“ Matteo berührte sie am Arm, doch sie fuhr wütend zu ihm herum.
    â€žLass mich!“, fauchte sie. „Verschon mich mit deinem Trost! Du hast mich von ihm ferngehalten, du hast mich von meinem Vater weggelockt in seiner Todesstunde, hast mich verführt mit deinen teuflischen Einflüsterungen, während er mit dem Tod rang! Und jetzt?! Willst du weitermachen wie bisher, willst du mich gleich in dein Zimmer zerren und mich aus der schwarzen Trauerkleidung schälen, die ich noch nicht einmal angelegt habe? Schließlich bin ich deine Verlobte, du betrachtest es ja wahrhaftig als dein Recht, mit mir zu schlafen!“
    â€žAllegra, bitte …“
    Er zog sie in das Arbeitszimmer und schloss die Tür hinter ihnen. Seine Hände lagen wie Fremdkörper auf ihren Oberarmen, und unwillig machte sie sich von ihm los.
    â€žLass mich los!“, zischte sie. Ihr ganzer Körper schauderte, doch es war nicht die Leidenschaft, die sie erfasste, sondern ein unbegreiflicher Ekel vor ihm und sich selbst. Ja, vor allem vor sich selbst ekelte sie sich plötzlich, weil sie ihre Pflicht als Tochter ausgerechnet in dem Moment vernachlässigt hatte, als ihr Vater sie am meisten brauchte. Schlimmer noch: im Moment, da sie in höchster Lust aufschrie, hatte ihr Vater das Leben losgelassen, an das er sich in den letzten Wochen so verzweifelt geklammert hatte.
    Was sagte das über sie? Warum war sie auf Matteo wütend? Musste sich ihr Zorn nicht gegen sie selbst richten, weil sie ihren Vater im Stich gelassen hatte?
    Sie wich vor Matteo zurück, bis sie hinter sich den wuchtigen Schreibtisch spürte. Ihre Hände legten sich auf die polierte Tischplatte.
    â€žGeh“, flüsterte sie. „Matteo, geh. Das alles war ein großer Fehler. Bitte, lass mich allein.“
    Er zuckte unter ihren Worten zusammen, als hätte sie sie ihm mit der Peitsche eingebläut.
    â€žWarum …“, murmelte er wie betäubt, und kurz nur glaubte sie, es wäre ihr möglich, sich und ihm zu verzeihen, was sie getan hatten. Aber nein. Ihr Vater war tot. Nichts war mehr wie vorher. Die Schuld legte sich wie ein Schraubstock um ihre Brust.
    â€žGeh einfach, Matteo, ich bitte dich. Lass meine Familie in ihrer Trauer allein.“
    Du gehörst noch nicht zur Familie, dachte sie traurig. Vielleicht wirst du nie zu uns gehören, denn diese Nacht hat mich erst so heil gemacht, und dann bin ich doch wieder entzwei gebrochen, schlimmer noch als je zuvor. Geh, Matteo. Mach es mir leicht, dich loszulassen.
    â€žWenn du es wünschst … Ich wäre in dieser schweren Stunde gerne für dich da, Allegra. Ich bin immer für dich da, doch besonders jetzt …“ Er machte einen Schritt auf sie zu. Allegra schwieg.
    Er seufzte. „Ich werde dich in Florenz erwarten.“ Er trat auf sie zu und wollte die Hand tröstend auf ihre Wange legen, doch abrupt wandte sie den Kopf ab. Sie ertrug es nicht, von ihm berührt zu werden. Er zögerte, dann sank seine Hand herab.
    â€žIch warte auf dich, Allegra.“ Er ging zur Tür. „Lass mich nicht zu lange warten, ich bitte dich …“
    Noch immer hielt sie den Kopf abgewandt, um ihm nicht ins Gesicht sehen zu müssen. Sie fürchtete, seine Verachtung darin zu sehen.
    â€žIch würde gerne bleiben, um deinem Vater die letzte Ehre zu erweisen“, machte er einen letzten Versuch.
    â€žGeh!“, schrie sie verzweifelt. „Geh doch endlich zurück in deine Welt! Dort habe ich doch keinen Platz! Ich bin doch nur ein verarmtes Mädchen, das du in den Ruin getrieben hast!“
    Sie fuhr zu ihm herum, doch statt sich an ihn zu schmiegen und ihren Tränen freien Lauf zu lassen, wie sie es sich aus tiefem Herzen wünschte, trommelten ihre kleinen Fäuste plötzlich auf ihn ein. Sie wusste nicht, was sie tat, sie wusste nicht, was sie noch tun sollte, um diesen Schmerz zu beruhigen, der in ihr wütete. Sie schluchzte und spürte, wie seine Hände ihre Handgelenke wie Schraubstöcke umfassten. Erst dann ließ sie davon ab, auf ihn einzuhämmern.
    Ernst blickte er sie an. Dann ließ er sie los. Sie wollte etwas sagen,

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