Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)
Zeitraum von fast 60 Jahren.«
Jan lehnte sich zurück, ehe er antwortete: »Vielleicht litten sie alle an einer genetisch bedingten Krankheit, durch den engen Bevölkerungskreis ja durchaus wahrscheinlich.«
Regina nickte. »Und darum ist Almut geflohen. Sie wollte außerhalb des Dorfes gesunde Kinder zur Welt bringen. Almut ist hier in München. Wenn wir sie finden, wird sie uns weiterhelfen können.«
Jan wiegte den Kopf. »Sollten wir nicht lieber zu Köhn an den Tegernsee fahren, statt hier darauf zu warten, dass seine Killer uns finden? Packen wir den Stier doch bei den Hörnern. Köhn steckt ganz bestimmt dahinter.«
Andrea wurde immer unruhiger. »Aber ist eure Almut nicht viel wichtiger? Sie kennt doch die ganzen Hintergründe.«
Jan sah seine Exfrau missmutig an. Insgeheim unterstellte er ihr, dass sie nur auf dieses ominöse Bild aus war, sagte aber nichts. Sie schien seine Gedanken erraten zu haben.
»Natürlich, Jan, will ich auch wissen, wo das Gemälde ist. Es wäre der absolute Coup, wenn wir es fänden. Aber ich will auch nicht sterben.«
Elijah stimmte ihr zu. »Vielleicht ist etwas an dieser Legende dran.«
Regina sah Andrea an. »Was sagen Sie dazu?«
Andrea schenkte ihren Gästen Tee ein und holte dann aus. »Es ist das wichtigste Werk von Hieronymus Bosch. Viele Bilder sind nicht übriggeblieben, einige erwiesen sich als nicht von ihm gemalt. Die wenigen handeln meist von der Sünde und der Erlösung beziehungsweise Bestrafung. Lange Zeit glaubten Kunstexperten, Bosch habe einer Sekte angehört. Dann wurde es schick in der Kunstwelt, das zu bestreiten und Beweise heranzuführen, die ihn als schnöden, vielleicht etwas extravaganten Maler seiner Zeit darstellten. Köhn hat mich mit sehr stichhaltigen Argumenten gelockt, die zeigen, dass Bosch sehr wohl dem Glaubenskreis der sogenannten Manichäer, einer vorchristlichen Sekte, angehörte. Er hatte eine verschlüsselte Geheimkorrespondenz aus Boschs Zeiten entdeckt, die keinen anderen Schluss zuließ, als dass der Künstler weit mehr als nur ein ›Maler‹ war. Bosch war wenige Jahre vor seinem Tod in Venedig und schien dort Zugriff auf das ›Alte Buch‹ der Manichäer gehabt zu haben. Es war von den ›Verstehenden‹ für die ›Verstehenden‹, wie sich die Priesterkaste unter den Manichäern nannte, verfasst worden. In diesem wird das Leben nach dem Tod beschrieben, die Qualen wie auch das ewige Licht, das Paradies eben. Nach diesen Vorgaben malte er sein letztes Bild. Wer es erblickt, erkennt den Weg, kann seine Schuld begleichen und getrost sterben.«
Jan und Elijah lächelten etwas überheblich. »Und wo soll diese Gebrauchsanweisung für das Paradies sein?«
Andrea sah die beiden mit einem eisigen Blick an. »Köhn sagte, dass seinem Vater im Zweiten Weltkrieg ein Kriegskamerad von diesem Bild erzählt habe. Schon dessen Vater suchte danach, fand es aber nicht. Er gab das Wissen darüber nur weiter. Fischer wusste von dem Bild. Er gab diese Information an Almut weiter, und sie versuchte, mit Köhn zu verhandeln. Es istsozusagen eine Auseinandersetzung zwischen den Kindern der Teufel.«
Elijah verstand kein Wort. »Was meinst du damit?«
Faruk lehnte sich zurück. »Was war da genau im Osten los, Regina? Was hast du da gelesen?«
Regina durchwühlte ihre Tasche und kramte zerknüllte und zum Teil noch feuchte Blätter aus einer Tüte. »Ich weiß es nicht mehr genau. Wir hatten nie die Zeit, es ausführlich zu studieren. Das Dossier von Köhn ist mit dem Wagen in der Donau versunken. Eine Tüte konnte ich mitnehmen. Lauter alte Papiere und Fotos aus der Zeit der Weltkriege. Ich habe das nur überflogen, weil es nichts mit meinem Auftrag zu tun zu haben schien. So aus dem Kopf meine ich mich zu erinnern, dass sie im Auftrag der SS in der Nähe des Aralsees auf irgendetwas Böses gestoßen sind. Ein oder zwei Typen starben, Köhn senior und ein Loisl überlebten.« Sie machte eine Pause. Dann fasste sie sich an den Kopf. »Natürlich, Loisl ist die Koseform für Alois. Das war Alois Fischer!«
Elijah schaltete sich ein. »Die Russen haben eine Insel im Aralsee für ihre Biowaffenexperimente genutzt. Angeblich erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Vielleicht hat Köhn senior dort etwas über die Pocken erfahren, seinem Sohn davon erzählt, und dann hat dieser sich das Jahre später nach dem Zusammenfall der UdSSR geholt.«
Regina sah zu Andrea. »Habt ihr … hast du eine Schere?«
Andrea lächelte. »Ja, habe ich.«
Sie
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