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Die Liste der vergessenen Wünsche: Roman (German Edition)

Die Liste der vergessenen Wünsche: Roman (German Edition)

Titel: Die Liste der vergessenen Wünsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gold
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strahlenden, glücklichen Gesichter ringsum machten ihr bewusst, dass es so viel gab, wofür sie dankbar sein müsste.
    »Danke noch mal, William.« Die Kassiererin lächelte den Mann an, der in der Schlange vor Clara stand, als er bezahlte. »Einen schönen Feiertag. Und grüß Hans von mir!«
    »Mache ich. Dir auch ein schönes Thanksgiving«, erwiderte dieser William, nahm seine Einkaufstüte und wandte sich zum Gehen. Als er Clara gegenüberstand, hielt er inne, und nachdem er zweimal hingesehen hatte, sagte er: »Clara?«
    Als sie von dem National Enquirer hochschielte, den sie aus dem Ständer genommen hatte, um sich zu beschäftigen, während sie wartete, klappte Clara beinahe die Kinnlade herunter.
    »Dacht ich’s mir doch, dass du das bist«, sagte William.
    Kann das wirklich sein? , fragte sie sich im Stillen. Nie im Leben …
    »Meine Güte, das ist ja Ewigkeiten her!« Er hielt ihr die Hand hin.
    Dort, direkt vor Claras Augen stand niemand Geringerer als ihr Kindheitsschwarm. Oder zumindest dachte sie, dass es ihr Kindheitsschwarm war. Das letzte Mal, dass sie ihn gesehen hatte, war Jahrzehnte her, und damals hatte er noch eine Zahnspange getragen, viel mehr Haare auf dem Kopf gehabt und deutlich weniger auf den Hüften. »Billy … Warrington ?« Fassungslos schüttelte Clara den Kopf.
    »Heute eher William«, sagte er und lächelte sie an. »Wow. Billy hat mich seit Jahren keiner mehr genannt.«
    »Tja, ich bin noch immer Clara«, erwiderte sie verlegen. Sie konnte es nicht glauben, dass sie tatsächlich Billy – ich geh kaputt – Warrington höchstpersönlich vor sich hatte. Er roch gut und männlich, eine Mischung aus Minze und erdigem Parfüm.
    »Toll, dich wiederzusehen«, sagte er. »Lebst du in der Gegend?«
    »Nein, ich bin nur fürs Wochenende aus Boston hier zu Besuch. Und du?«
    William warf einen Blick auf seine Rolex. »Mist! Tut mir echt leid, dass ich jetzt gleich weitermuss. Es wartet jemand auf dem Parkplatz auf mich, und wir sind sowieso schon zehn Minuten zu spät dran zu unserer Verabredung. Bitte entschuldige.« Als er bereits auf den Ausgang zueilte, warf er nochmals einen Blick über die Schulter zurück und grinste Clara an. »Vielleicht laufen wir uns ja dieses Wochenende noch mal über den Weg.«
    Seit Jahrzehnten hatte sie nicht einmal einen Gedanken an Billy / William Warrington verschwendet, und dann tauchte sein Name an einem Tag nicht nur einmal, sondern gleich zweimal auf. Und jetzt standen sie sich auch noch persönlich in diesem Laden hier gegenüber! Wie groß waren die Chancen, dass so was passierte? Clara glaubte nicht an Zufälle. Und obwohl sie auch aufgehört hatte, an Gott zu glauben, nahm sie an, dass dieses unerwartete Treffen irgendeine Bedeutung haben musste. Wenn alles im Leben einen Grund hatte, was eine beliebte Theorie zu sein schien – und eine nervige, wenn es nämlich um den vorzeitigen Tod ihres Verlobten ging –, dann war das hier bestimmt irgendeine Art Zeichen.
    Plötzlich, noch bevor Clara Zeit hatte, darüber nachzudenken oder sich überhaupt klar zu sein, was sie da tat, ließ sie den Enquirer zu Boden fallen, gab ihren Platz in der Warteschlange auf und rannte William hinterher. » Warte! William! Moment! «, rief sie. Sie funktionierte wie auf Autopilot, als sie sich den Weg durch einen Parcours aus uniformierten Packhelfern bahnte. Sie holte William ein, als er gerade durch die gläserne Drehtür gehen wollte, riss ihn zu sich herum, packte ihn am Mantelkragen, zog ihn zu sich herunter und drückte ihm einen dicken Kuss mitten auf die Lippen.
    Etliche amüsierte Kunden, die das Spektakel beobachtet hatten, applaudierten, als wäre dies der Höhepunkt eines Liebesfilms, und eine kleine, runzelige alte Dame mit einem Schultertuch ballte triumphierend die Faust und rief grinsend: »Schnapp ihn dir, Süße!«
    Als sie ihren Spontan-Knutscher beendet hatte, rückte Clara wieder von William ab und strahlte ihn an.
    William, der sich ganz offensichtlich in einem Zustand verwirrten Erstaunens befand, zeigte in Richtung Parkplatz und stotterte: »Hans … Hans … Hans wartet da draußen auf mich.«
    Clara, die genauso überrascht von ihrer eigenen Aktion war, spürte, wie ihr Adrenalinblitze durch die Adern zuckten.
    »Er ist mein Mann«, sagte William mit unnatürlich weit aufgerissenen Augen.

6
    Als Clara ins Haus stürmte, fand sie ihre Familie beim Dekorieren des Eingangsbereichs mit üppigen Blumenarrangements, Kerzen und Flaschenkürbissen

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