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Die Liste der vergessenen Wünsche: Roman (German Edition)

Die Liste der vergessenen Wünsche: Roman (German Edition)

Titel: Die Liste der vergessenen Wünsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gold
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wieder auf dem Tisch abgesetzt hatte. »Noch mal danke, dass du so super damit umgehst.«
    »Tja, jetzt sind wir quitt.«
    »Wovon redest du?«
    »Erinnerst du dich, als wir – ich weiß nicht – vielleicht so zehn oder elf waren und ich diesen schrecklichen Krampf im Bein bekommen habe, als wir im Pool von Veronica Cooper Haie und kleine Fische gespielt haben?«
    » Ach ja … Stimmt.« Clara nickte, als sie sich an diesen verhängnisvollen Sommertag erinnerte. Seit Jahrzehnten hatte sie nicht mehr daran gedacht, aber plötzlich tauchte alles in lebhaften Farben wieder vor ihr auf.
    »Ich bin im tiefen Teil des Pools abgesoffen, und du hast mich an den Haaren gepackt und aus dem Wasser gezogen.«
    »Das stimmt«, bei der Erinnerung daran musste Clara lachen. »Das hatte ich ganz vergessen.«
    »Du hast mich nicht untergehen lassen«, stellte Lincoln sachlich fest und biss in seinen Brownie.
    »Nö. Ich frage mich, was wohl aus Veronica Cooper geworden ist.«
    Nachdem sie ihren Ausflug in die Vergangenheit abgeschlossen und alle üblichen Smalltalk-Themen abgehakt hatten, berichtete Lincoln, wie überwältigt seine Mutter von der Vase gewesen sei. Sie hatte ihn sofort angerufen, um ihm davon zu erzählen, und hatte von Claras »unglaublich aufmerksamer, wenn auch völlig unnötiger« Geste geschwärmt. Außerdem hatte sie Lincoln ihre Kontaktdaten gegeben, weil Clara in ihrem Brief erwähnt hatte, dass sie derzeit bei ihrer Mutter sei.
    Lincoln musterte Clara neugierig. »Was hat dich dazu bewogen, die Vase gerade jetzt zu ersetzen, na ja, nach all diesen Jahren eben?«
    Clara erzählte Lincoln die ganze Geschichte. Als sie an der Stelle mit ihrer Zeitkapsel angekommen war, teilte ihr Lincoln mit, dass auch er im Juli seine Zeitkapsel von Miss Jordain zurückerhalten hatte. Auch er hatte vollkommen vergessen gehabt, dass er sie überhaupt einmal gemacht hatte. Doch er behauptete, dass seine Liste nicht besonders interessant sei und die Kapsel hauptsächlich mit »dummem Kleine-Jungs-Kram« wie Modellautos und Basketballsammelkarten gefüllt gewesen sei.
    »Ich habe deiner Mutter die Vase geschickt, weil das auf meiner Liste der Dinge stand, die ich tun will, bevor ich fünfunddreißig bin.«
    »Dein Geburtstag ist Anfang September, oder?«
    Clara war überrascht und gerührt, dass er sich daran erinnerte. »Ja, am zweiten September. Also bleiben mir keine acht Monate mehr, um meine Liste abzuhaken.« Sie konnte nicht widerstehen, mit dem Finger ein bisschen von der Vanilleglasur ihres Kuchens zu lösen und in den Mund zu stecken. »Lecker. Wenn ich mich recht erinnere, ist dein Geburtstag im Dezember? Stimmt’s?«
    »Am siebenundzwanzigsten«, bestätigte er. Dann atmete er geräuschvoll aus und starrte auf seinen leeren Brownie-Teller. Als er Clara wieder ansah, war sein Lächeln verflogen, und in seinem Blick lag Traurigkeit. »Ich wünschte, ich hätte das von Sebastian gewusst.«
    Clara zog die Schultern hoch und versuchte, etwas – irgendetwas – Positives oder Leichtes zu sagen. Aber wenn das Thema auf den Tod ihres Verlobten kam, gab es nichts dergleichen. »Ist schon okay. Du hättest ja eh nichts machen können. Niemand kann da was machen.«
    »Ich weiß«, sagte er. »Die Sache ist bloß …«, Lincoln trommelte nervös an die Kante des runden Tischs, »… ich kenne das, was du durchmachst.«
    Clara war überrascht, das zu hören. »Du?«
    Er nickte und senkte den Blick. »Meine Frau Jessica ist vor fünf Jahren an Krebs gestorben. Multiples Myelom.«
    »Oh, Lincoln«, hauchte Clara und spürte, wie sich ihr Herz zusammenschnürte. »Das wusste ich nicht. Es tut mir so leid.«
    »Mir tut es genauso leid wegen Sebastian. Ich bin mir sicher, er war ein großartiger Mann.«
    Wieder hatte Clara Mühe, eine angemessene Antwort zu finden. Das Letzte, womit sie gerechnet hatte, war, ihr Herz jemandem auszuschütten, mit dem sie seit Ewigkeiten kein Wort mehr gewechselt hatte. Das war eigentlich nicht ihre Art, aber bei diesen Parallelen und einer gemeinsamen Geschichte, die Jahrzehnte zurückreichte, fühlte es sich ganz natürlich an, sich ihm anzuvertrauen. »Ich glaube, ich versuche noch immer, einen Weg zu finden, damit klarzukommen. Ich weiß, es klingt verrückt, aber ich hoffe, meine Zeitkapsel-Liste hilft mir vielleicht dabei. Mir bleiben sonst nicht mehr viele Optionen.« Sie seufzte mit abwesendem Blick.
    »Glaub mir, das klingt überhaupt nicht verrückt. Deine Trauer ist noch immer

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