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Die Liste der vergessenen Wünsche: Roman (German Edition)

Die Liste der vergessenen Wünsche: Roman (German Edition)

Titel: Die Liste der vergessenen Wünsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gold
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verbracht, und als ihr Hochzeitsplaner sie fragte, ob sie sich bereits für die Musik entschieden hatten, die bei ihrem offiziellen ersten gemeinsamen Tanz als Mann und Frau gespielt werden solle, bedurfte es keiner langen Überlegungen.
    Während der ersten, dunklen, schrecklichen Wochen nach Sebastians Unfall hatte Clara oft ihr Lied gehört – hunderte Male: nachts, wenn sie sich schlaflos im Bett herumwälzte und versuchte, ohne ihn einzuschlafen; am frühen Nachmittag, wenn sie auf der Couch saß, gefangen in einem betäubenden Nebel aus Untätigkeit. Es tröstete sie und half ihr, sich ihm nah zu fühlen.
    Doch jetzt war es lange, lange her, dass Clara ihr Lied gehört hatte. Zu lange, schalt sie sich, als sie aus dem Fenster von Lincolns Auto starrte, während der Song im Hintergrund lief.
    Und da fiel es ihr ein.
    Clara spürte, wie ein überwältigendes Gefühl von Schuld und Verwirrung sie überkam. Wie um alles auf der Welt hatte sie vergessen können, dass morgen der dritte August war? Der dritte August! Der Jahrestag ihrer ersten Verabredung. Zehn glückliche Jahre lang hatten sie ihr erstes gemeinsames Mittagessen im Sandwich Club miteinander gefeiert, ein überraschend nettes Restaurant trotz seines Namens. Der dritte August war immer ein wichtiges Datum gewesen, auf das sich Clara schon lange im Voraus freute, für das sie sich schick machte und Sebastian ein kleines Geschenk kaufte – eine Kleinigkeit, um ihm zu zeigen, wie gern sie ihn hatte. Und jetzt war der zweite August, es war zweiundzwanzig Uhr, und ihr war gerade erst bewusst geworden, was morgen für ein Tag war! Bei dem Gedanken, dass sie den Jahrestag vielleicht sogar völlig vergessen hätte, wenn sie und Lincoln jetzt nicht zufälligerweise im Auto gesessen und Radio gehört hätten, wurde Clara übel. Der dritte August hätte auch einfach so verstreichen können. Dieser Gedanke traf Clara wie ein Schlag. Offenbar war sie so sehr damit beschäftigt gewesen, über ein unvergleichliches Abenteuer, eine zweiwöchige Traumreise mit einem anderen Mann, nachzudenken, dass sie darüber aus Versehen das, was ihr immer am meisten bedeutet hatte, aus den Augen verloren hatte. Oder vielmehr denjenigen , der ihr immer am meisten bedeutet hatte.
    »Ich liebe diesen Song«, sagte Sebastian, warf einen Blick in den Rückspiegel und wechselte die Spur. »Frank Sinatra ist einfach der Beste.«
    Plötzlich kam es Clara so vor, als wäre aller Sauerstoff aus dem Auto gesogen worden und als würden die Wände immer näher kommen. Sie wollte bloß noch raus aus diesem verdammten Wagen. Und zwar schnell.
    »Findest du nicht?« Lincoln blickte zu ihr herüber. »Hey … Bist du okay?« Er legte seine Hand auf ihre und fing an mitzusingen.
    Clara musste gegen die aufsteigenden Tränen ankämpfen. »Nein … Ich bin nicht okay«, murmelte sie mit qualvoll verzogenem Gesicht. Abrupt zog sie ihre Hand weg, beugte sich vor und wechselte das Programm.
    »Was ist denn los? Warum schaust du denn so? Und warum hören wir jetzt Volksmusik?«
    Clara blickte ihn beklommen an, aber alles, was sie sehen konnte, war Sebastians Gesicht. Sie atmete tief durch und fragte sich noch einmal bestürzt, wie sie sich so hatte ablenken lassen können, dass sie beinahe den dritten August vergessen hätte.
    »C. J., was … ist los?« Lincolns Gesicht zeigte offensichtliche Besorgnis. »Du siehst so blass aus. Du wirst doch nicht wieder in Ohnmacht fallen, oder?«
    »›Night and Day‹ war der Song, zu dem Sebastian und ich das erste Mal miteinander getanzt haben«, platzte Clara heraus. »Morgen ist unser Jahrestag. Und ich hab’s vergessen. Einfach vergessen …« Sie schüttelte mit zusammengekniffenen Augen beschämt den Kopf. »Ich bin …«, es fiel ihr schwer, einen zusammenhängenden Satz zu formulieren. »Ich … denke, ich muss jetzt erst mal alleine sein. Es war ein langer Abend. Könntest du mich bitte heimfahren?«
    »Ich verstehe nicht, was hier gerade passiert. Ich weiß, ich habe dich vorher etwas überrumpelt, weshalb unser Essen heute holprig begonnen hat, aber ich dachte, das hätten wir überwunden und dann einen ganz schönen Abend gehabt«, sagte er. »Vor ein paar Minuten haben wir noch gelacht. Und jetzt willst du … nach Hause ?«
    Clara nickte. Das Letzte, was sie wollte, war, Lincoln noch einmal zu verletzen. Doch sie wusste, dass es ihr jetzt unmöglich war, mit in seine Wohnung zu fahren und in sein Bett zu steigen. Nicht heute. Nicht, wenn der einzige

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