Die Liste
S
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tunden lang lief ich damit herum, aber ich hatte Angst, dass sich in der Nähe einer sehr intimen Stelle ein Schuss lösen könnte. Also beschloss ich, die Waffe in einer ramponierten Aktentasche, die ich von meinem Vater geerbt hatte, mit mir zu tragen. Drei Tage lang nahm ich sie sogar zum Mittagessen mit, doch bald hatte ich auch davon die Nase voll. Nach einer Woche ließ ich sie unter dem Sitz meines Autos liegen, und nach drei Wochen hatte ich sie fast vergessen. Weitere Schießübungen bei der Hütte unternahm ich nicht, aber ich war noch ein paarmal zu Partys dort, wobei ich den Schweinekutteln, dem schwarz gebrannten Fusel und einer zunehmend angriffslustigeren Carleen aus dem Weg ging.
In Ford County herrschte die Ruhe vor dem Sturm, und der war das bevorstehende Verfahren. Da es keine neuen Entwicklungen gab, schwieg sich die Times über den Fall aus. Die Padgitts weigerten sich immer noch, ihr Land als Kaution für Danny zu verpfänden, und deshalb war dieser weiterhin in Sheriff Coleys Luxuszelle zu Gast, wo er vor dem Fernseher saß, Karten oder Dame spielte, sich erholte und besseres Essen als die anderen Insassen verspeiste.
In der ersten Maiwoche war Richter Loopus wieder in der Stadt, und meine Gedanken kehrten zu dem zuverlässigen Smith & Wesson zurück.
Lucien Wilbanks hatte einen Antrag auf Verlegung des Verhandlungsorts gestellt, und der Richter setzte für Montagmorgen, neun Uhr, eine Anhörung an. Es schien, als wäre das halbe County anwesend. Mit Sicherheit war der größte Teil der Stammkunden aus den Lokalen um den 119
Clanton Square dort versammelt. Baggy und ich waren zeitig im Sitzungssaal und sicherten uns gute Plätze.
Die Anwesenheit des Angeklagten war nicht erforderlich, doch offensichtlich wollte Sheriff Coley ihn vorführen. Man brachte Danny Padgitt mit Handschellen und in einem neuen orangefarbenen Overall herein. Alle blickten mich an. Die Macht der Presse hatte eine Veränderung bewirkt.
»Das ist eine Falle«, flüsterte Baggy.
»Was?«
»Sie wollen, dass wir ein Foto von Danny in seinem niedlichen neuen Outfit bringen. Dann kann Wilbanks zum Richter rennen und behaupten, die Jury sei wieder mal durch die Häftlingskleidung beeinflusst worden.
Fallen Sie bloß nicht drauf rein.«
Wieder war ich über meine Naivität entsetzt. Wir hatten Wiley zum Gefängnis geschickt, wo er Padgitt erneut fotografieren sollte, wenn dieser abtransportiert wurde. Vor meinem geistigen Auge sah ich ein großes Foto auf der Titelseite, das ihn in dem orangefarbenen Overall zeigte.
Lucien Wilbanks trat durch eine Tür hinter dem Richtertisch in den Saal. Wie üblich wirkte er zornig und verwirrt, ganz so, als hätte er gerade bei einer Auseinandersetzung mit dem Richter den Kürzeren gezogen. Er ging zum Tisch der Verteidigung hinüber, knallte seinen Notizblock hin und ließ den Blick über die Zuschauer schweifen, um ihn schließlich auf mir verweilen zu lassen. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, und er biss die Zähne zusammen. Auf mich wirkte er so, als würde er gleich über die Schranke springen und sich auf mich werfen. Jetzt wandte sich auch sein Mandant suchend um. Irgendjemand zeigte auf mich, und Mr Danny Padgitt funkelte mich an, als hätte er sein 120
nächstes Opfer auserkoren. Ich bekam kaum Luft, versuchte aber, Ruhe zu bewahren.
In der ersten Reihe hinter dem Tisch der Verteidigung saßen mehrere Padgitts, alle älter als Danny. Auch sie starrten mich an, und ich hatte mich noch nie so verletzlich gefühlt. Dies waren gewalttätige Männer, die nichts als Verbrechen, Einschüchterung, Körperverletzung und Mord kannten, und ich saß im selben Saal mit ihnen, während sie sich ausmalten, wie sie mir die Kehle durchschneiden konnten.
Ein Gerichtsdiener rief das Publikum zur Ordnung, und als der Richter eintrat, standen alle auf. »Bitte nehmen Sie Platz«, sagte Loopus. Er blätterte seine Papiere durch und rückte die Lesebrille zurecht. »Mir liegt ein Antrag auf Verlegung des Verhandlungsorts vor, eingereicht von der Verteidigung. Wie viele Zeugen haben Sie, Mr Wilbanks?«
»Ungefähr ein halbes Dutzend. Wir werden sehen, wie sich die Dinge entwickeln.«
»Und die Staatsanwaltschaft?«
Ein kleiner, rundlicher Mann mit Glatze und einem schwarzen Anzug sprang auf. »Ungefähr genauso viele.«
Er hieß Ernie Gaddis und war im Nebenberuf langjähriger Staatsanwalt von Taylor County.
»Ich habe nicht vor, den ganzen Tag hier zu verbringen«, murmelte
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