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Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Titel: Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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Gegensatz zu den anderen Frauen der Familie bedeckte sie ihr weißes Haar nicht mit einem Schleier. Am Arm ihrer Söhne ging sie sehr aufrecht, obwohl es ihr offensichtlich Mühe bereitete und sie ab und zu etwas nach vorn sackte.
    «Schau», flüsterte Guerrini, auch er war von der Schönheit und Würde der alten Frau beeindruckt.
    Die Polizia Stradale hatte die Stichstraße zum Dorf kurz hinter dem Friedhof für den Verkehr gesperrt, und auch dort drängten sich unzählige Schaulustige. Die Trauernden nahmen die Fremden einfach nicht zur Kenntnis, schützten sich auf diese Weise. Einzig eine alte Frau im mittleren Drittel des Zuges machte plötzlich eine heftige abwehrende Bewegung mit einem Arm und zischte: «Via! Via! Weg mit euch!»
    Der Friedhof war zu klein, um all die Menschen zu fassen. Laura und Guerrini blieben mit vielen anderen auf der Straße stehen, hörten die Worte des Priesters nur undeutlich – er begnügte sich mit einer kurzen Segnung. Alle übrigen Reden gingen im Schluchzen unter.
    «Es ist wirklich sehr traurig!», murmelte Guerrini und nahm Lauras Arm. «Lass uns zurückgehen und einen Cappuccino an der Hauptstraße trinken. Sie werden alle da vorbeikommen, und wir können sie uns in Ruhe ansehen.»
    Laura nickte. «Du siehst selbst aus wie eine Angehörige – man wird uns mit besonderer Höflichkeit bedienen.» Er spielte auf Lauras schwarzen Blazer, ihren dunkelgrauen Rock und das schwarze Chiffontuch an, das sie wie einen Turban um ihren Kopf gewickelt hatte.
    «Ich wollte nicht, dass sie mich sofort erkennen. Aber seit meiner Begegnung in der letzten Nacht habe ich den Verdacht, dass unser freundlicher Maresciallo ein bisschen geplaudert hat.»
    «Es ist mir peinlich!»
    «Du meinst also, dass ich Recht habe?»
    Guerrini blies die Backen auf und machte ein unglückliches Gesicht.
    «Also was?»
    «Natürlich hat er geplaudert. Ich habe nämlich inzwischen auch nachgedacht. Weshalb sollte diese unbekannte Frau erschrecken und weglaufen, wenn sie nicht wüsste, dass du eine Commissaria bist. So gefährlich siehst du auf den ersten Blick nicht aus, da muss man schon etwas genauer hinsehen.»
    «Du bist zurzeit nicht besonders ernsthaft … oder?» Laura sah ihn ein wenig irritiert an.
    «Nein, ich bin überhaupt nicht ernsthaft. Ich würde am liebsten diesen ganzen so genannten Fall vergessen, den ganzen Tag mit dir im Bett bleiben, abends eine riesige Fischplatte essen und viel Wein trinken … vielleicht sogar in diesem eiskalten Meer schwimmen, neben dir auf den Felsen liegen und einfach leben.»
    Laura starrte ihn an. «Die Wüste lebt!», murmelte sie mit düsterer Stimme. Guerrini brach in lautes Gelächter aus, was dazu führte, dass die letzte Reihe der Trauergäste sich nach ihnen umdrehte, denn noch waren sie in Hörweite des Friedhofs. Sie flüchteten ins Dorf hinunter, fanden vor einer der Bars einen Tisch in der Sonne, bestellten Campari und Cappuccino, taten so, als wären sie frei.

    Als nach einer Stunde die Trauergäste ins Dorf zurückkehrten, saßen Laura und Guerrini noch immer vor der kleinen Bar. Allerdings hatten sie den Tisch gewechselt, verbargen sich hinter Lorbeerbüschen, um nicht sofort erkannt zu werden. Trotzdem sah Laura Roberto Cabun und seine Frau kommen, und ihr Herz klopfte schneller, sie spürte den Impuls, ins Haus zu laufen. Plötzlich kam es ihr so vor, als hätte sie kein Recht, hier zu sein und die Trauer dieser Menschen zu belauern.
    Sie senkte den Kopf, hielt eine Hand vors Gesicht, als würde sie von der Sonne geblendet. Doch Roberto Cabun verlangsamte seinen Schritt – Laura konnte seine Beine sehen –, er löste sich von der Gruppe und kam genau auf sie zu. Noch immer hielt Laura ihren Kopf gesenkt, starrte auf diese Beine, die in schwarzen Hosen steckten. Sie hielten vor dem runden Tischchen, gingen nicht weiter.
    Langsam blickte Laura auf, genau in die sehr dunklen geröteten Augen von Valerias Vater. Ein verächtlicher Zug lag um seinen Mund, und sein Brustkorb hob sich, als er hörbar einatmete.
    «Was wollen Sie hier, Signora Commissaria? Was suchen Sie bei uns? Warum stören Sie Valerias Beerdigung? Ist sie eine Verbrecherin? Was hat sie getan? Ist es nicht genug, dass sie keine Messe bekommen hat? Mia figlia, meine geliebte Tochter!» Er brach in lautes Weinen aus. Seine Frau eilte zu ihm, nahm seinen Arm, und auf einmal waren viele Menschen um Laura und Guerrini versammelt, redeten durcheinander, versuchten Roberto Cabun zu

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