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Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Titel: Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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Valeria …», sagte Guerrini freundlich.
    «Ah, nicht sehr viel, Commissario. Was man eben so weiß, wenn man hier aufgewachsen ist. Es sind angesehene Leute, die sich ein hübsches Vermögen erarbeitet haben. Waren mit die Ersten, die auf den Tourismus gesetzt haben, obwohl die alte Maria Valeria nicht besonders begeistert davon war. Roberto und sein Bruder führen mit ihren Frauen und dem Rest der Familie eine Art Rundumunternehmen. Das ist ein Clan, den ich nicht überschauen kann, das müssen Sie mir bitte glauben.»
    «Hatte Valeria einen Freund?», warf Laura dazwischen.
    «Dio mio, woher soll ich das wissen? Es gab viele Verehrer, schließlich war sie schön und wohlhabend. Aber ob sie sich einen von denen ausgesucht hatte … Keine Ahnung …» Sarbia zog die Schultern hoch und machte eine ratlose Geste mit seinen Händen. Dann schaute er auf seine Uhr, verbeugte sich entschuldigend.
    «Ich habe jetzt leider einen wichtigen Termin, Signori. Aber Sie können jederzeit zu mir kommen, wenn Sie eine Frage haben. Jederzeit!»
    Damit komplimentierte er Laura und Guerrini zur Tür.
    «Bene!», sagte Guerrini, als sie wieder auf dem Weg oberhalb des kleinen Bahnhofs standen. «Dieser Sarbia ist ungefähr so mitteilsam wie seine Landsleute, über die er sich beschwert.»
    «Aber er ist nett!», erwiderte Laura. «Ich glaube, er will seine Leute beschützen und sie nicht irgendwelchen dahergelaufenen Kommissaren ausliefern.»
    «Das machen die von der Mafia auch», murrte Guerrini. «Du hast meinen Landsleuten gegenüber eine viel zu positive Einstellung.»

    Als Laura und Guerrini nach dem Abendessen zu ihrem Zimmer zurückkehren wollten, verliefen sie sich in den dunklen Gassen, fanden sich plötzlich am winzigen Hafen wieder. Umgedrehte Boote stapelten sich im schwachen Licht wie bunte Schildkrötenpanzer. Rundherum ragten die Häuser auf, Ränge einer Arena. Ein paar Minuten ließen Laura und Guerrini diese Opernkulisse auf sich wirken, kehrten dann wieder um und tauchten erneut in das dunkle Labyrinth der Gassen, Treppen und Winkel ein.
    Guerrini war ein paar Meter voraus, als Laura die Gestalt auf einer Treppe wahrnahm. Eine schlanke Frau mit langen Haaren, nicht mehr als ein Schattenriss. Laura wusste selbst nicht, warum sie stehen blieb. Auch die Schritte der Frau stockten. Sehr langsam nahm sie die nächsten Stufen, wurde unvermutet sichtbar, als hinter dem Fenster neben ihr Licht angeknipst wurde.
    Laura unterdrückte einen erstaunten Ausruf. Die Frau starrte in ihre Richtung, drehte sich um und rannte die Stufen wieder hinauf. Es dauerte ein paar Sekunden, ehe Laura sich gefasst hatte, dann nahm sie die Verfolgung auf. Zwar rief sie leise nach Guerrini, doch der war bereits um die nächste Ecke gebogen.
    Es war sehr dunkel hier oben. Eine Weile glaubte Laura, den Schatten der Frau vor sich zu sehen, dann verzweigten sich die Gassen. Irgendwoher erklang Gelächter, Stimmen drangen aus einem geöffneten Fenster hoch über Laura. Die Stimmen sprachen Englisch, so laut, dass sie alle anderen Geräusche überdeckten. Laura lief trotzdem weiter, wählte die steilste Treppe, bewegte sich jetzt langsamer, wollte nicht völlig außer Atem geraten. Immer wieder glaubte sie Schritte zu hören, einen Schatten zu sehen. Als dicht neben ihr eine Katze von einer Mauer sprang, erschrak sie so sehr, dass sie warten musste, bis ihr Herz sich wieder beruhigt hatte. Die Katze drängte sich an ihre Beine, stieß ein leises Maunzen aus. Laura stand reglos. Doch außer den fernen Stimmen der Engländer, leisem Meeresrauschen und dem Schnurren der Katze war nichts mehr zu hören.

    «Ich kam mir vor wie Orpheus!» Guerrini war noch immer ein wenig außer sich. «Ich drehe mich nach dir um, und du bist verschwunden! Verschluckt von den dunklen Gassen der Unterwelt!»
    «Ich konnte nicht laut rufen! Die Frau ist sowieso erschrocken und vor mir weggerannt. Ich frage mich nur, warum? Sie kann doch nicht wissen, wer ich bin.»
    «Ich hatte Angst um dich, Laura! Zuerst dachte ich, du erlaubst dir einen Scherz mit mir. Aber als ich dich nirgends finden konnte, kamen mir alle möglichen Schreckensszenarien in den Sinn! Hörst du mir eigentlich zu?» Er war wütend und verärgert über ihren Alleingang.
    «Mi dispiace, Angelo. Es tut mir so Leid. Aber ich musste der Frau einfach folgen. Sie sah ganz genau aus wie Valeria Cabun! Und sie wusste es! Vielleicht ist sie weggelaufen, weil ich vor ihr erschrocken bin. Sie hat gesehen, dass ich

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