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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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große Summe für dich herausschlagen kann, so dass du die Schulden deines Vaters begleichen kannst. Oder noch besser: verkaufe mir die Truppe für vier- oder fünftausend Dukaten. Diese Summe werde ich wohl mithilfe meiner Familie aufbringen. Sollte ich als Condottiere erfolgreich sein, werde ich dir später noch einmal die gleiche Summe zukommen lassen, damit du über eine genügend große Mitgift verfügst. Wir müssen das Geschäft jedoch bald aushandeln, sonst wird Herzog Gian Galeazzo das Angebot einem anderen Condottiere machen. Eine Truppe, die tatenlos an einem Platz bleibt, verliert bald ihren Ruf und löst sich auf. Dann hast du nichts mehr von deinem Erbe. Es wäre am besten für dich und die Kompanie, wenn ich den Vertrag zwischen uns gleich heute noch aufsetzte.«
    Borellis Stimme hatte etwas hypnotisch Zwingendes an sich, so dass Caterina beinahe schon vorbehaltlos zustimmen wollte. Ehe ihr ein Wort über die Lippen schlüpfen konnte, besann sie sich jedoch. Sie hatte den deutschen Besitz ihres Vaters schon seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr selbst verwaltet und kannte sich in geschäftlichen Dingen aus. »Aufsetzen kannst du den Vertrag, Vetter, aber unterschreiben werde ich ihn erst, wenn ich den Gegenwert für die Truppe in Händen halte.«
    »Maledetto!« Diesmal vermochte Borelli den Fluch nicht zurückzuhalten. Einesteils löste sich diese deutsche Jungfer bei jedem offenen Wort in Tränen auf, aber wenn er überzeugt war, sie weich gekocht zu haben, verwandelte sie sich in eine Wand aus Gletschereis.
    Ihre Miene verriet, dass er ihre Unterschrift tatsächlich erst erhalten würde, wenn er ihr genügend blanke Dukaten vor ihre kleinen Füße gelegt hatte. Er konnte nur hoffen, dass Ranuccio so rasch wie möglich mit ausreichend Geld aus der Romagna zurückkam, denn er musste diese Tedesca loswerden, bevor sie dahinterkam, dass es sich bei Giustomina und Viratelli eben nicht um Lehen handelte, die an den Heiligen Stuhl zurückgefallen waren, sondern um einen Teil ihres Erbes. Zudem verhinderte Caterina durch ihre Anwesenheit im Lager, dass er es verlassen und sich mit einem der Vertrauten Gian Galeazzo Viscontis treffen konnte. Er musste hier bleiben, um Ranuccios Rückkehr zu erwarten und diese sturköpfige Tedesca zu bewachen, damit Steifnacken ihr keine Flöhe ins Ohr setzen und sie zu Aktionen verleiten konnte, die seine Pläne ruinieren würden.

2.
    R odolfo d’Abbati genoss den Ritt, auch wenn er sich beinahe stündlich fragte, wie seine Mission wohl enden mochte. Die erste Wut der Monte-Elde-Söldner mußte inzwischen abgeklungen sein und die Männer würden sich mehr Gedanken um ihre Zukunft als um die Vergangenheit machen. Zudem bot ihm die Tatsache, dass er als Bote des Marchese Olivaldi in ihr Lager kam, einen gewissen Schutz. Trotzdem verspürte er ein leichtes Kribbeln im Nacken, denn die deutschen und flämischen Söldner, die den Kern der Eisernen Kompanie ausmachten, waren unberechenbar. Bei diesen Kerlen handelte es sich, wie allgemein bekannt war, um dumpfe Schlagetots, die vom starken Willen ihres Capitano unter Kontrolle gehalten werden mussten. Nach Monte Eldes Tod aber gab es niemand, der diese Kerle zügeln konnte.
    »Bisher habe ich dich noch nie für einen Feigling gehalten, Rodolfo«, verspottete er sich selbst. Aber als er ein kleines Dorf in der nördlichen Toskana erreichte, das zur Herrschaft Pisa gehörte, begegnete er einigen Offizieren und Söldnern in den Monte-Elde-Farben und bei diesem Anblick zogen sich seine Nacken- und Schultermuskeln zu Knoten zusammen. Er konnte nur hoffen, dass man mit diesen Leuten noch vernünftig reden konnte und sie nicht schon bei dem Namen Visconti Mordgelüste bekamen.
    Die Männer saßen auf den Bänken vor einer Schenke, hatten Tonbecher vor sich stehen und diskutierten so eifrig, als stände der nächste Kriegszug dicht bevor. Dabei wirkten sie so friedlich, dass Rodolfo bei dem Anblick Lust verspürte, sich zu ihnen zu setzen und seinen Durst zu stillen. Gleichzeitig keimte in ihm die Idee auf, sich den Männern anzuschließen und mit ihnen ins Lager der Monte-Elde-Söldner zu reiten. Wenn sie seine Begleitung akzeptierten, würde er im Lager zunächst einmal als Freund gelten.
    Er stieg vom Pferd, warf einem herbeieilenden Knecht den Zügel zu und gesellte sich zu den jungen Offizieren. »Buon giorno, Signori, ist hier noch Platz?«
    Ein etwas geckenhaft gekleideter Edelmann blickte auf und musterte ihn. Rodolfo trug keine

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