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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Farben, die seine Herkunft hätten verraten können, sondern nur die strapazierfähige Kleidung eines Herrn von Stand, der auf Reisen weniger auf modischen Schnickschnack denn auf Bequemlichkeit achtet.
    »Setzt Euch!«, forderte der Mann ihn auf und rief nach Wein. Ein junges Mädchen schoss so schnell aus dem Innern der Schenke heraus, als wäre ihm der Boden unter den Füßen zu heiß geworden, und schenkte den Söldnern nach. Als die Schankmagd den neuen Gast wahrnahm, wollte sie ins Haus zurückkehren, um einen frischen Becher zu holen, und kam dabei einem der Offiziere zu nahe. Der versetzte ihr einen hallenden Klaps auf die Hinterbacken und grinste seine Kameraden vergnügt an, während das Mädchen aufschluchzte und seine Schritte verdoppelte. »Hart wie mein Bizeps, sage ich euch. Genau das Richtige für einen scharfen Ritt.«
    »Denke nur nicht, dass du das Weibsstück stoßen kannst, während wir auf dem Trockenen sitzen«, drohte der Geck, der Rodolfo eingeladen hatte.
    Sein Gegenüber winkte lachend ab. »Pah, die hält ein Dutzend von uns aus. Man muss ihr nur einen Viertel Gigliato in die Hand drücken, dann liegt die schneller auf dem Rücken, als du den Schwanz aus der Hose bringst.«
    Inzwischen war das Mädchen wieder erschienen und hatte die Worte des Söldners gehört. Ihr Gesicht wurde weiß, und sie kniff die Lippen so fest zusammen, dass sie wie ein einzelner Strich wirkten. Das junge Ding tat Rodolfo leid; wie es aussah, würde die heutige Nacht kein Vergnügen für sie werden. Unter diesen Umständen wollte er nicht bei den Monte-Elde-Leuten bleiben. Er bezahlte seinen Wein und überlegte sich, unter welchem Vorwand er sich wieder verabschieden sollte.
    »Wo kommst du her?«, fragte der Geck, der, wie Rodolfo aufgeschnappt hatte, Lanzelotto hieß.
    »Von dort!« Er wies in die Richtung, die hinter ihm lag.
    »Und willst wohl dorthin!«, spottete Lanzelotto und wies in die Gegenrichtung.
    »Ganz recht!«, erklärte Rodolfo. »Aber um es genau zu sagen, will ich in euer Lager.«
    »Unser Lager? Das ist hier diese Taverne«, antwortete Lanzelotto Aniballi lachend.
    Rodolfo sah sich um, ob er noch weitere Söldner entdeckte, doch die Gruppe war allein. »Das verstehe ich nicht. Ich dachte, ihr zählt zur Eisernen Kompanie von Monte Elde?«
    Aniballi winkte verächtlich ab. »Jetzt nicht mehr! Mit Monte Eldes Tod ist unser Dienst erloschen, vor allem, da die Kompanie jetzt einem Frauenzimmer gehört.«
    Jetzt spitzte Rodolfo die Ohren. »Einer Frau? Aber das ist doch ein Witz!«
    »Leider nicht! Monte Elde hat eine Tochter, die irgendwo in Germania lebt, und die ist seine einzige Erbin. Dieser Bastard Borelli war zwar der Ansicht, er müsse der neue Capitano sein, aber er konnte sich bei den Tedesco-Tölpeln nicht durchsetzen. Mögen die einem Weib dienen, wir tun es nicht! Das wäre ja dasselbe, als würde ein Hengst die Stute aufreiten lassen, anstatt sie selbst zu besteigen.«
    »Was mich wieder auf die Kleine hier bringt. Bei dem Gedanken daran, was ich gleich mit ihr machen werde, wird mir die Hose zu eng.« Der Sprecher zupfte zwischen seinen Schenkeln herum und brachte seine Kameraden zum Lachen.
    »Reib dir aber keinen runter, Beppino, sonst ist deine Lanze später nicht hart genug, um in die anvisierte Schlucht zu stoßen«, spottete einer.
    »Außerdem wartest du gefälligst, bis wir uns am Wein satt getrunken haben. Wir wollen nicht dürsten müssen, während du sie zwischen den Schenkeln besuchst«, setzte Lanzelotto Aniballi verärgert hinzu, denn ihm passte es nicht, dass nicht ihm das erste Anrecht auf die Schankmagd zukommen sollte. Er trank seinen Becher in einem Zug leer, hieb ihn auf den Tisch, dass es krachte, und rief nach neuem Wein.
    Als das Mädchen mit dem vollen Krug kam, fasste er es um die Hüften und zog es an sich. »Halte dich bereit! Heute Nacht wirst du etliche brünstige Hengste auf dir spüren.«
    Rodolfo widerte das trunkene Gerede der Männer an. Das Mädchen war hübsch, und bei einer anderen Gelegenheit hätte er versucht, sie mit Schmeicheleien und einer kleinen Münze dazu zu bringen, dass sie ihm zu Willen war. Aniballi und dessen Freunde behandelten sie jedoch wie einen Gegenstand, den sie benutzen konnten, wie es ihnen passte. Da er sich von den Männern weder Unterstützung noch weitere Informationen versprach, stand er auf und verabschiedete sich.
    Auf dem Weg zum Stall überlegte er es sich anders, drehte sich um und betrat die Taverne. Die kleinen

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