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Die Lokomotive (German Edition)

Die Lokomotive (German Edition)

Titel: Die Lokomotive (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Nesch
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Ruck, und mit einem Kreischen schoss die Stahlstrebe durch meine Hände auf mein Gesicht zu. Ich selber flog zurück und schleuderte den Kopf an Seite, so dass die Stahlspitze nur ein Stück aus meinem Hals biss, bevor sie hinter mir in den Boden stach.
      Sofort umrankte mich wieder mein stählernes Gefängnis in stiller Gleichgültigkeit.
      Mit dem Zeigefinger tupfte ich in meine klaffende Fleischwunde am Hals und verzog mein Gesicht, aus Ekel und Schmerz. Blut lief mir in den Hemdkragen.
      Atemlos und die Beine angezogen lehnte ich mich an ein Bündel Drähte, Sterne explodierten vor meinen Augen. Mein Kreislauf.
      „Herr Baehr! Sie müssen mich jetzt wach halten, ich habe Angst, dass mein Kreislauf versagt, ich habe mich gerade verletzt, und das Wasser ist da, es steigt sehr schnell.“
      Keine Antwort.
      „Herr Baehr?“
      Ich rief vergebens seinen Namen, ein Dutzend Mal. Die Ohnmacht musste ihn wieder eingeholt haben.
      Und wenn ihn das Wasser bedeckte? Er war eingeklemmt, wie er sagte. Ich konnte meinen Kopf hochhalten. War er schon ertrunken? Während ich nachdachte, hielt ich mir die Wunde am Hals und  schaute mich um, wo es am meisten Sinn machen würde zu graben.
     
     
    An der einzigen lichten Stelle abseits des Wassers verbog ich einige Stangen und riss einen Kabelstamm heraus, um mir einen Weg aus meinem Gefängnis zu bahnen. Ich würde versuchen, mich in Richtung Herrn Baehr zu bewegen.
      Da ich nicht sagen konnte, wo ein möglicher Fluchtweg aus dem Berg war, würde ich zu ihm kriechen, denn wenn ich bis dahin keinen Ausweg gefunden hatte, könnte ich ihm wenigstens helfen.
      Hauptsächlich musste ich dort entlang, wo mir der Schuttberg das Passieren gewährte, im Zweifel weg vom Wasser, Zeit gewinnen, probieren, wie weit ich überhaupt kommen würde.
      Seitlich aalte ich mich durch den Wald aus Stahl und war dankbar für meine Sportlichkeit. Ein Kilo zu viel und meine Flucht wäre hier bereits zu Ende gewesen. Mit meinen Händen zog ich mich an verbogenen Eisenstangen vorbei, während ich mich mit meinen Füßen nach hinten abstützte. Tief pflügte mein Becken durch den zähen Schlick. Unter mir gluckste und schmatzte es.
      Wie erwartet gab es auf dieser Seite nicht etwa eine weitere Höhle, sondern ich musste mich vorsichtig zwischen all den mehr oder minder gleichmäßig verteilten Trümmern hindurchschlängeln. Der tiefe Schlamm war dabei keine Hilfe. Einen Moment überlegte ich, wenn ich hier zu liegen gekommen wäre, hätte ich kaum eine Chance gegen den rutschenden Berg gehabt. Hier gab es keinen Hohlraum, hier gab es noch nicht einmal genug Platz, um mich gerade auszustrecken.
      Bei dem Gedanken, in eine Sackgasse zu kriechen, wurde mir flau im Magen. An Umdrehen war nicht zu denken, dann müsste ich mit den Füßen voran kriechen, ohne zu sehen, wo es lang ging. Nahezu unmöglich, mit dem Kopf voran war es hier schon schwierig genug, rückwärts unvorstellbar.
      Ich musste mich auf meinen Weg konzentrieren, einige Bewegungen im Voraus planen und durfte mich nicht durch derartige Gedanken ablenken lassen. Nur kein Fehler.
      Der Krebs tauchte wieder auf.
      „Folgst du mir?“, ich erschrak über meine einsame Stimme in der Stille und die Tatsache, dass ich mit einem Schalentier sprach.
      Willst du, dass ich dir folge?
      Warum sollte ich das?
      Einer Frage begegnet man mit einer Gegenfrage, wenn man keine Antwort hat oder nicht antworten will.
      Was du nicht alles weißt.
      Der Krebs schaute mir zu, wie ich mich weiter abmühte. Der Schweiß auf meiner Stirn kam nun nicht mehr alleine von der Angst um mein Leben, sondern von der körperlichen Anstrengung.
      Du warst schon mal besser in Form.
      Kommt immer drauf an für was.
      Reicht dir dein Einsatz nicht?
      Mit meinem Sakko blieb ich an einem Bogen Stahl hängen. Mein linker Daumennagel knickte um, ich fluchte laut.
      Wen wollte ich hier mit meinem Sakko beeindrucken? Umständlich zog ich es im Liegen aus. Der matschige Stoff schmierte straff über meinen Kopf, die Ärmel schienen an mein Hemd genäht. Nur mit größter Mühe konnte ich sie über meine Hände streifen.
      Bei all meinen Anstrengungen schaute mir der Krebs zu. Unbeteiligt richtete er die Augen auf mich, als wunderte er sich darüber, wie ich, dieses seltsame Tier, dazu imstande war, mich aus meiner Schale zu pellen, während er in seiner gefangen war.
      Als ich das Sakko neben mir liegen hatte, schaute ich ihn an und

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