Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling
lauschen. Sie war sowieso kleiner als Angelica, es war nur gerecht.
Als sie lauschten, um zu hören, was da unten genau passierte, flüsterte Angelica, „hat es dir wirklich gefallen, in deinem Traum? Als er dich gebissen hat?“
Maia versteifte sich, ihre Schulter drückte an Angelicas Hüfte. „Ich möchte nicht darüber sprechen“, zischte sie zurück. „Ich wünschte, ich hätte den Mund gehalten.“
„Ich kann es mir nur als schrecklich vorstellen“, sagte Angelica, und ihr Magen krampfte sich bei der Erinnerung zusammen. Sie hatte versucht, diese Augenblicke der zarten, erregenden Küsse zu vergessen, ebenso wie die Hände von Voss, wie sie über ihre Brüste strichen, leichtfertig und herrlich. Lust und Hitze waren durch sie hindurch geströmt, und dann auf einmal ... der Schmerz. Die Überraschung und der Schmerz.
Da sie stets das letzte Wort haben musste, erwiderte Maia, „Selbst in den Geschichten, die Oma Öhrchen uns erzählt hat, über die Vampire. Selbst da kamen Leute vor, die es nicht ... schrecklich fanden. Und es war bloß ein Traum , Angelica.“
Angelica öffnete den Mund, um zu antworten, aber schloss ihn wieder, als sie Schritte die Treppe hochkommen hörte. Ohne ein weiteres Wort sprangen beide von der Tür zurück und hüpften geradezu wieder zurück auf die Matratze – genau wie sie es als Kinder getan hatten und schon längst im Bett sein sollten.
Wie erwartet kamen die Schritte zu ihrem Schlafzimmer und, da sie die Tür in der Eile nicht richtig geschlossen hatten, schwang sie nun von selbst auf. Aber dort stand nicht Corvindale.
„Chas!“, rief Angelica, als sie und Maia vom Bett sprangen.
„Sssch“, sagte er und nahm jede von ihnen in einen seiner starken Arme. „Niemand darf wissen, dass ich hier bin.“
Angelica schaute zu ihm auf, die eine Frage offensichtlich dort auf ihrer Zunge, aber bevor sie etwas sagen konnte, fügte er hinzu, „kommt mit hinunter in das Arbeitszimmer. Corvindale erwartet uns dort.“
Schnell ging Angelica in ihr Zimmer zurück, um einen Überwurf und Pantoffeln anzuziehen. Das Fenster stand weiter geöffnet als zuvor, und die Vorhänge flatterten in der Brise. Voss hatte das Haus natürlich durch das Fenster verlassen.
Sie blieb stehen und erwischte sich dabei, wie sie an der Luft roch. Bildete sie es sich nur ein, oder hing sein Duft noch in der Luft? Da zog sich ihr Magen zusammen, wie um sie daran zu erinnern, wie sehr sie ihn jetzt hasste, egal wie er gerochen hatte und sie gehalten hatte und sie geküsst hatte, wie attraktiv und charmant er war ... wie er ihr zugehört hatte, als würde er sich für ihre Gedanken interessieren ... trotz all dieser Dinge, die sie zu ihm hingezogen hatten, konnte sie nichts mehr für ihn empfinden.
Das Monster, das er nun mal war, hatte jegliches zärtliche Gefühl in ihr zerstört.
Der Überwurf streichelte ihre nackten Füße, und sie beschloss, die Pantoffeln sein zu lassen. Aber als sie sich umdrehte, um das Zimmer zu verlassen, fielen ihre Augen auf die zwei schwarzen Samtbeutelchen auf ihrer Ankleide – Voss’ „Entschuldigung“, wie er es nannte.
Sie stand einen Moment da, dann überkam ihre Verachtung für den Mann und der Wunsch, mit Chas zu reden, ihre Neugier, und sie verließ das Zimmer.
Sie ging die Treppen zum Erdgeschoss hinunter. Dort angelangt folgte Angelica dem Lichtstrahl, der unten an der Tür zu Corvindales Arbeitszimmer zu sehen war. Das Stimmengemurmel war so leise, dass sie es nicht wahrgenommen hätte, wenn sie nicht gewusst hätte, dort wäre jemand.
Als sie das Zimmer betrat, sah sie dort noch eine fünfte Person. Ein großer Mann mit hagerem Gesicht und einem breitkrempigen Hut stand neben dem Kamin. Darin brannte ein kleines Feuer, dessen Wärme in der warmen Sommernacht zwar unnötig war. Das Licht, das es abgab, war in dem dunklen Zimmer jedoch höchst willkommen.
Maia musste den gleichen Gedanken gehabt haben, denn als Angelica hereinkam, sah sie, wie Maia gerade die Kerosinlampe auf der anderen Seite des Zimmers aufdrehte.
Corvindale hatte in einem Lehnstuhl Platz genommen, und nicht hinter seinem Schreibtisch, Er trug lediglich ein Hemd und Hosen, zu dem Hemd fehlte zwar das Halstuch, aber es war ordentlich zugeknöpft. Er hatte die langen Beine übereinander geschlagen, und die zerkratzten Stiefel glänzten im Mondlicht. In der Hand hielt er ein kleines Glas
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