Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling

ich besser direkt zur Quelle kommen.“ Er lächelte und suchte sich einen Stuhl nahe bei Moldavi aus, Angelica halb zugewandt.
     
    Voss war sich nur zu bewusst, dass er keinerlei Bewegung gesehen oder gespürt hatte, was das Häufchen von Frau dort drüben anbetraf. Er war froh, dass sie kein Zeichen der Wiedererkennung gemacht hatte – denn es war lebenswichtig, dass Moldavi nichts von ihrer Bekanntschaft ahnte. Doch ihre Leblosigkeit flößte ihm reichlich Angst ein.  
     
    „Ich bin Belial in London begegnet“, fügte Voss hinzu, und als Cezar aufstand, um zu einem großen Schrank zu gehen, schaute er rasch zu Angelica hinüber.  
     
    Sie saß zusammengesunken auf einem Stuhl. Ihre Augen waren geschlossen, und Blut rann ihr in dünnen Fäden aus der Nase. Hals, Kehle, Schulter ... alles schien unberührt. Ihre Hände lagen, ohne die üblichen Handschuhe, weiß und zusammengerollt in ihrem Schoß.
     
    Sie schlief. Voss hoffte, hoffte mit einer solchen Inbrunst, sie schliefe, dass Luzifers geisterhafte Finger ihn an der Schulter erneut grausig packten. Er keuchte wider Willen auf. Sie schlief. Friedlich.
     
    Auf der anderen Seite des Zimmers öffnete sich die Tür, und zwei Männer kamen herein. Drakule nahm Voss an, aber man konnte nie sicher sein, bis man nicht die Zähne oder die glühenden Augen gesehen hatte. Sie könnten sterbliche Gefolgsleute des Kaisers sein. Egal wie ... verdammte Hölle noch einmal.  
     
    „Und deine Geschäfte in London? Hast du ein bisschen bei den Woodmore Schwestern herumgeschnüffelt, Voss?“, fragte Cezar, während er eine Glasflasche zu seinem Sessel mit zurücknahm. „Du bist wie stets im richtigen Moment aufgetaucht.“
     
    Die Flasche war von dunklem Lila, die Farbe von Auberginen, und hatte ein goldenes Wachssiegel, das nun brach, als Cezar den Korken herausdrehte. „Gerade wollten wir auf etwas ganz Besonderes anstoßen“, sagte Cezar.  
     
    „Was mein Interesse an den Woodmore Gören betrifft – Hauptsache Woodmore ärgert sich darüber, so meine Devise“, antwortete Voss ohne Zögern, selbst als ihn in dem Moment ein ... komisches ... Gefühl befiel. „Aber ich habe sie kaum gesehen. Dimitri hält sie jetzt auf Blackmont Hall unter Verschluss, wie du sicher weißt.“
     
    „Nicht so sicher, wie er beabsichtigt hatte“, sprach einer der Neuankömmlinge mit einem leisen Lachen. Voss erkannte ihn wieder, als einen der Begleiter von Belial im Grauen Hirschen und auch bei dem Maskenball. Der andere Mann zeigte in die Ecke, wo Angelica sich befand.  
     
    „Wirklich? Ist das eine von ihnen?“ Voss hatte nun die Erlaubnis, das Mädchen offen anzuschauen, was er tat. Ihre Brust hob sich in gequälten Atemzügen, und einer ihrer Finger zuckte. Ein unruhiger Schlaf.  
     
    Oder ein unnatürlicher.
     
    Angst packte ihn jetzt wirklich, als er sich wieder Moldavi zuwandte. Ein schrecklicher Gedanke – den er seit London gemieden hatte – stieg in ihm auf ... ein Gedanke, der alles Gefühl in ihm absterben ließ.  
     
    Es wäre typisch für Moldavi, so etwas zu tun.
     
    Was wäre für ihn die beste Art, sich an Chas Woodmore, dem Vampirjäger, zu rächen? An dem Mann, der ihm die eigene Schwester gestohlen hatte?
     
    Natürlich ... die Schwester von Woodmore zum Ersatz von Narcise zu machen. Und alle unter den Drakulia wussten, was Narcise für Moldavi gewesen war: seine Schwester, seine Sklavin, seine Hure.
     
    Um Woodmore zu demütigen, wie dieser Moldavi gedemütigt hatte.
     
    Voss waren die Hände kalt geworden, und er kämpfte gegen das Brennen an seiner Schulter an und darum, Klarheit in den Tumult von Gedanken zu bekommen ... Dieses komische Gefühl der Hilflosigkeit schien stärker zu werden. Vage nahm er wahr, wie Moldavi vier Gläser aus der lila Flasche ausschenkte, und als der Mann ihm ein Glas davon anbot, nahm er es an.  
     
    In dem Moment wusste er es. Als hätte man ihm gleichzeitig einen Schlag in die Magengrube versetzt und Faustschläge an den Kopf. Seine Lungen zogen sich zusammen. Schwerer zu atmen, schwerer, das Glas in seiner Hand richtig zu halten. Ysop.
     
    Er schaute sich in dem schwankenden Zimmer um. Wo? Die anderen beiden Vampire waren nähergekommen. Es gab keine Pflanzen, kein mit dem Kraut gewürztes Essen. Nichts, was seine plötzliche Schwäche erklärte.  
     
    Der Raum drehte sich um ihn und kippte, und Voss fühlte sich, als würde er in einen Teich gleiten, schleichend und langsam. Irgendwo.  
     
    „Einen