Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lüge

Die Lüge

Titel: Die Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
Vom Netzwerk:
bedacht. Johannes Herzog hätte sich bestimmt gewundert, dass Heller solch ein Wort überhaupt in seiner richtigen Bedeutung bekannt gewesen war. Wo Johannes schonbezweifelt hatte, dass Heller Klavier richtig buchstabieren könne.
    In mehr oder minder alkoholisiertem Zustand hatte Heller vom angeblichen Meinungsforscher im MG erzählt. Darüber hinaus hatte er sich über den weißen Porsche und Michaels Jaguar ausgelassen und detailliert die elegante Kleidung beschrieben, in der Nadia nach dem Probeeinsatz im August das Haus verlassen hatte. Exakt die Kleidung, die Dettmer an jenem Sonntag gesehen hatte – an der vermeintlichen Nadia Trenkler.
    Dettmer musste ein ausgezeichnetes Gedächtnis haben. Ihm war noch fast der gesamte Wortlaut des kleinen Zwischenspiels auf der Autobahn geläufig. Auch die Verfassung, in der er sie angetroffen hatte, heulend, blutüberströmt, mit zerschnittenen Fingern in einem Jaguar mit leerem Tank, dessen Kennzeichen und Warnblinker ihr nicht vertraut waren. Und hatte sie nicht gesagt, sie wolle eine Freundin besuchen? Der Name ihrer Freundin hätte ihn doch sehr interessiert.
    Die kleinen Pillen, die Lilo ihr in den Mund geschoben hatte, zeigten allmählich Wirkung. Sie hörte auf zu kichern und murmelte: «Helga.» Zu mehr reichte es nicht.
    Jo schritt ein, erläuterte die Probleme, die seine Sicherungsanlage an jenem Sonntag verursacht hatte. Lilo bestätigte das, war in dieser Situation nicht exaltiert, auch nicht kaltherzig, worauf ihr Kommentar zu Röhrlers Tod hingedeutet hatte. Sie war nur eine gute Freundin, die ihr einen Arm um die Schultern legte und ihre linke Hand hielt. Allein das vermittelte schon das Gefühl, nicht untergehen zu können. Zusätzlich wisperte Lilo: «Ganz ruhig, Liebes. Das ist ja absurd, aber Wolfgang regelt das schon.»
    Keine Spur von Feindschaft, Neid oder anderen negativen Empfindungen. Sie waren eine verschworene Gruppe, in der jeder seinen Platz kannte. Jo war der väterliche Beistand undzuständig für ihre Sicherheit. Und Wolfgang Blasting war nicht irgendein Polizist. Er kommandierte eine ganze Abteilung – wie Dieter vermutete, Wirtschaftskriminalität.
    Das erläuterte er Dettmer in ein paar launigen Sätzen. «Mit Kneipen habe ich nicht viel zu tun. Das klingt nur so. Aber fassen wir doch kurz zusammen, damit das hier nicht ausufert.» Dann resümierte Wolfgang Blasting: Ein chronischer Kneipengänger hatte sich im Suff eingebildet, seine Nachbarin doppelt, einen Jaguar unter seinem Fenster, einen Porsche in der Nähe seiner Stammkneipe, seine Nachbarin einmal aus dem Porsche und eine identisch aussehende Frau in den Jaguar steigen zu sehen. Hatte eine weitere und vielleicht auch glaubwürdige Person ähnliche Beobachtungen gemacht? Dettmer musste passen.
    «Wie haben die ermittelnden Beamten Ihren Hinweis auf eine Doppelgängerin denn aufgenommen?», fragte Wolfgang Blasting.
    Dettmer geriet weiter in die Defensive und druckste herum. Offenbar hatte man ihn nicht ernst genommen.
    «Wie ärgerlich für Sie», sagte Wolfgang Blasting. «Wo der lebende Beweis doch vor Ihnen sitzt.»
    Er versicherte, dass er Dettmer sehr ernst nähme, ließ sich bestätigen, dass Heller am späten Freitagabend und Susanne Lasko in der Nacht von Samstag auf Sonntag gestorben war. Dabei war er nicht länger freundlich, sondern ein Mann, der gewohnheitsmäßig eine ganze Abteilung kommandierte und Untergebene mit Nachdruck in die Schranken verwies.
    Wenn Dettmer etwas von Nadia Trenkler wollte, sollte er ihr die beiden Fragen stellen, die eventuell zum Ziel führten: Kannten Sie Susanne Lasko? Wo waren Sie in der Nacht zum Sonntag? Für die Nacht verbürgte Wolfgang Blasting sich sofort persönlich, obwohl Lilos Party noch vor zwölf zu Ende gewesen war und sie das Haus durchaus noch einmal hätteverlassen können, nachdem Jo sie heimgebracht hatte. Jo und Lilo pflichteten ihm auf der Stelle bei und nannten weitere Partygäste als Zeugen.
    Aber einen Trumpf hatte Dettmer noch. Der rote Alfa Spider! Seine Kollegen suchten im Bekanntenkreis von Susanne Lasko nach einer Frau, die ein rotes Auto besaß und es am Freitagabend verliehen hatte. Ob es sich um ein Cabrio handeln sollte, wusste Dettmer nicht. Wolfgang Blasting stellte fest, dass es zigtausend roter Autos gab. Aber wenn die zuständigen Beamten meinten, sie müssten Nadia Trenkler fragen, ob sie ihren Alfa verliehen habe, durften sie das gerne tun. Wenn sie sich persönlich herbemühten!
    Sie war inzwischen

Weitere Kostenlose Bücher