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Die Lüge

Die Lüge

Titel: Die Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Besonderes eingekauft werden müsse.
    «Zehn Päckchen Disketten», sagte sie, händigte Andrea fünfzig Euro aus und konzentrierte sich wieder auf die Stimme, die einen Satz auf Französisch sprach und auf Deutsch wiederholte. Es war kein Anfängerkurs für Touristen, die sich einen Kaffee bestellen wollten oder nach dem Weg fragen mussten. Ein Sprachkurs für Fortgeschrittene, der ihre gesamte Aufmerksamkeit forderte.
    Andrea verließ das Haus. Und als habe Dieter hellseherische Fähigkeiten, rief er genau in dem Moment an. Ihr Bericht veranlasste ihn zu einigen Flüchen. «Das war’s dann wohl», meinte er. «So oder so. Blasting wird Jagd auf Hardenberg machen, und wenn sie den schnappen, reißt er Nadia Trenkler mit rein. Und wenn dieser Dettmer dafür sorgt, dass sie in der Gerichtsmedizin das Versäumte nachholen, bist du als Susanne Lasko dran.»
    Unter diesen Voraussetzungen hielt er es für überflüssig, sich noch selbst mit Hardenbergs Dateien zu beschäftigen. Namen und Anschriften der restlichen acht Männer, die von Alfo Investment angeschrieben worden waren, hatte er. Die finanziellen Transaktionen waren auf dem Laptop abgespeichert,mit dem tragbaren Computer konnte man sogar Online Banking machen und die Summen zwischen diversen Konten hin und her schieben.
    «Das Ding ist unbezahlbar», sagte Dieter. «Im wahrsten Sinne des Wortes ein Computer im Wert von zwanzig Millionen. So einen hat höchstens noch die NASA.» Erleichtert hörte er, dass sie noch heute nach Paris flog. «Sieh zu, dass du da so schnell wie möglich wegkommst», riet er. «Da werden sie dich zuerst suchen.»
    «Das hatte ich vor», sagte sie. «Ich will weiter nach England. Da kann ich mich besser verständigen.»
    «Rumänien», bestimmte Dieter. «Da kenne ich ein paar Leute und kann vielleicht etwas arrangieren. Die machen gute Papiere da unten. Wenn etwas Gras über die Sache gewachsen ist, könnte ich versuchen, das Geld irgendwie nach Luxemburg zu überweisen. Da müsstest du es dann abholen. Aber darüber reden wir später. Such dir erst mal in Frankreich eine kleine Pension irgendwo auf dem Land. Kein großes Hotel und nichts auf Kreditkarte. Nimm genügend Bargeld mit. Melde dich, wenn du untergekommen bist. Dann sehen wir weiter.»
    Andrea kam kurz darauf mit hundert Disketten zurück. Auch die fünfzig Euro legte sie wieder auf den Schreibtisch mit dem Hinweis: «So teuer war’s nicht. Ich hab’s vom Haushaltsgeld bezahlt, musste ja sowieso zur Bank.» So erfuhr sie noch, dass Andrea über ein Konto verfügte, auf das jeden Monat eine gewisse Summe für Lebensmittel und Ähnliches überwiesen wurde.
    Nachdem Andrea um zwei das Haus verlassen hatte – und die Bank nach der Mittagspause wieder geöffnet war   –, fuhr sie selbst noch einmal hin, legte wie beim ersten Mal Nadias Ausweis vor und ließ sich zweitausend Euro auszahlen. Genügend Bargeld für eine Flucht war das kaum. Aber sie wollte keinen Argwohn erregen.
    Anschließend kopierte sie für Wolfgang Blasting etliche Dateien, die sie für unverfänglich hielt, steckte die Disketten in einen Umschlag, den sie nebenan in den Briefkasten schob. Dann wurde es höchste Zeit, zwei Koffer zu packen. Die Umstandshose, die neue Bluse, die Büstenhalter und die Sachen fürs Baby kamen ganz nach unten, darüber einige von Nadias Hosen, ein paar Blusen und ein warmer Pullover. Allzu viel mitnehmen durfte sie nicht, um Michael nicht misstrauisch zu machen. Aber in zwei Monaten würde ohnehin nichts mehr passen.
    Sie war noch mit Kofferpacken beschäftigt, als Michael heimkam. Er war sehr reserviert und trieb sie zur Eile an, wollte selbst nur noch rasch unter die Dusche, nahm frische Wäsche aus seinen Fächern und ging ins Bad. Sie schob Sprachkassetten und Recorder unter den Pullover in ihren Koffer und betrachtete Nadias Abendgarderobe.
    Paris – damit verbanden sich Begriffe wie Moulin Rouge und Crazy Horse, schöne Frauen, schlank und groß gewachsen, mit Federn auf den Köpfen und wirbelnden Beinen. Einmal hatte sie sich spätnachts auf ihrer alten Couch eine solche Show im Fernsehen angeschaut. Nadia kannte es garantiert live. Und wahrscheinlich stand der Besuch einer exklusiven Bar auf Michaels Programm. Sie packte zwei Abendkleider ein und vergaß auch die entsprechende Garderobe für ihn nicht.
    Dann bekam Jo einen Haustürschlüssel ausgehändigt, um im Bedarfsfall die Leitungen kappen zu können. In Michaels Wagen brachen sie auf. Während der Fahrt sprach

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