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Die Luft, die du atmest

Die Luft, die du atmest

Titel: Die Luft, die du atmest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Buckley
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haben Jacob auf das Trampolin gesetzt.»
    «Das klingt doch gut.» Peter lehnte sich an den Türrahmen. «Wie geht’s ihm denn?»
    «Nicht schlecht», sagte Ann. «Wie sich rausstellt, schmecken ihm gemanschte Kräcker gut.»
    Kate rückte Jacob auf ihrer Hüfte zurecht. «Wie geht’s dir denn, Dad?»
    «Gut, Schatz, prima.»
    Ann sagte: «Los, ihr zwei, geht schon mal rein und wickelt Jacob, ja?»
    Ohne auch nur den leisesten Protest liefen sie ins Haus. Erstaunt sah Peter ihnen nach. Sein Blick wanderte zu Ann. «Ich werde jetzt gehen. Es ist ein ziemlicher Fußweg, aber   –»
    Sie schüttelte den Kopf. «Du kannst jetzt nicht gehen.»
    «Wann denn sonst?»
    «Und was ist, wenn du krank wirst?»
    Sie sahen sich über die Einfahrt hinweg an. Vor Libby hatte sie die Tür verschlossen. Er konnte nicht verstehen, warum sie sie ihm jetzt aufhielt.
    «Bitte», sagte sie.
    Eine Bö wehte ihr eine Haarsträhne ins Gesicht. Sie trug ein Stirnband von den Mädchen, ein rosafarbenes Ding aus dehnbarem Stoff. Sie wirkte so jung und ernst, genauso wie in derersten Zeit, als sie zusammen waren. Er konnte nicht anders. Er grinste. Sie wurde rot, und dann lächelte sie ebenfalls. Die langjährige Spannung zwischen ihnen begann zu weichen, sodass andere, neue Gefühle Platz fanden.
    «Okay», sagte er.
    Sie atmete aus. «Wie fühlst du dich? Wie fühlst du dich wirklich?»
    «Ich hab Durst. Und ich muss mal.»
    «Ich halte alle von dir fern. Und ich wisch hinter dir alles sauber.»
    «Achte drauf, dass die Mädchen sich die Hände waschen.»
    «Was ist passiert, Peter?» Sie guckte hinter ihm in die Garage. «Wo ist der Pick-up?»
    «Er ist mir geklaut worden.»
    «Von wem?»
    «Eine Bande Jugendlicher hat mich überfallen. Einer hat mich angehustet.»
    Entsetzt starrte sie ihn an.
    «Mir ist nichts weiter passiert», sagte er. «Ich bin ein bisschen fertig, das ist alles. Es ist bloß ein Pick-up.»
    «Er hat dich angehustet?» Ihre Stimme war ganz leise.
    Er konnte sie aus der Entfernung, die zwischen ihnen lag, kaum hören. Ihm war, als wären es Meilen. «Er ist mir nicht allzu nahe gekommen.» Eine kleine Lüge. Der Bursche war nahe genug gewesen. Er sah sich um. «Wo ist Shazia?»
    Anns Gesicht nahm einen anderen Ausdruck an. «Weg.»
    «Was?»
    «Sie hat einen Brief hinterlassen. Ich habe ihn gelesen, bevor mir klar wurde, dass er für dich gemeint war.»
    «Das macht nichts. Was hat sie geschrieben?»
    «Sie hat sich bedankt, dass sie bei uns wohnen durfte, aberjetzt müsse sie weg und mit ihren Freunden zusammen sein. Ich verstehe das nicht. Ich habe mir solche Sorgen um sie gemacht. Ich bin nicht hinterhergefahren. Ich wollte es erst, aber ich mochte die Mädchen nicht alleine lassen.»
    Sie sah ihn an, als wollte sie ihn um Vergebung bitten. Aber er hatte nichts zu vergeben. «Sie weiß, wo wir wohnen. Sie wird wiederkommen, wenn sie es will.»
    Ann runzelte die Stirn. «Ich denke, vielleicht ist sie zu ihrem Freund auf der Farm aufgebrochen, zu dem, der ihr gemailt hat.»
    «Harold? Das kann gut sein. Sie sind verliebt.»
    Sie starrte ihn an. «Wie bitte?»
    «Es war Liebe auf den ersten Blick.» Er zuckte die Achseln. «Sonst kann niemand den Mann ausstehen. Bisschen schwer, sich die beiden zusammen vorzustellen, aber was verstehe ich schon davon?»
    Der Ausdruck in ihren Augen war mehr als seltsam.
    «Was ist?», fragte er.
    «Ach, nichts.» Der Wind hob ihre Haare von den Schultern. «Hat sie dir gesagt, wo die Farm ist? Ist sie in Ohio, oder   –»
    «Keine Ahnung.» Er hatte keine Lust mehr, von Shazia zu reden. «Sie ist eine erwachsene Frau. Sie hat gewusst, was sie tut, als sie gegangen ist. Sie kennt die Risiken genauso gut wie ich. Sie wird’s schon schaffen.»
    «Ja, hoffentlich. Hoffentlich.» Sie wandte den Blick ab und sah ihn dann wieder an. «Ich schicke die Kinder nach oben, damit du reinkommen kannst. Und dann stell ich dir Wasser hin und was zu essen.»
    Er verspürte nicht den geringsten Appetit.
     
    Peter drehte einen Eimer um und setzte sich. Er wickelte einen Müsliriegel aus und biss hinein. Vom Dachvorsprung tropfteWasser und lief zur Straße hinunter. Am Himmel im Norden standen dicke weiße Wolken.
    Einmal angehustet.
    Peter war sofort ausgestiegen und den Jungen möglichst weit ausgewichen, als sie in den Pick-up kletterten. Er hatte das Gesicht in den strömenden Regen gehalten, bis es triefte. Er hatte sich Mund, Nase und Wangen mit dem Mantelärmel geschrubbt und kräftig

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