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Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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den Kämpfen kannte. Dazu die trommelnden Finger, die zuckenden Beine.
    »Es ist noch weit nach Paris«, sagte Ran und ging nicht auf Scarlets Frage ein. »Wie bedauernswert diese Wendung der Ereignisse ist. Für die Pestopfer, meine ich natürlich.«
    Scarlet legte die Entenbrust über das Feuer. »Ja, schrecklich. Zum Glück war ich mit Wolf zusammen, sonst säße ich da jetzt wahrscheinlich fest.«
    »Wolf«, sagte Ran, indem er den Namen sehr langsam aussprach, »was für ein ungewöhnlicher Name. Hast du den von deinen Eltern?«
    »Was geht’s dich an?« Wolf pfefferte einen Knochen ins Gebüsch.
    »Ich mache nur Konversation.«
    »Schweig lieber«, knurrte Wolf.
    Ein fast greifbares Misstrauen lag in der Luft, aber Ran tat überrascht. »Oh, entschuldige bitte«, meinte er und riss die Sehnen von den Knochen. »Störe ich eure Flitterwochen? Du bist wirklich zu beneiden.« Er grinste höhnisch.
    Wolf vergrub die Finger im Sand.
    Scarlet guckte den Mann durch den Rauch des glühenden Feuers an. »Bilde ich mir das nur ein, oder kennt ihr euch?«
    Sie bestritten es nicht. Wolf fixierte Ran. Es war mehr als augenscheinlich, dass er ihn jede Sekunde angreifen würde.
    Scarlet schoss ein Verdacht durch den Kopf. Sie zog die Pistole. »Ärmel hochkrempeln!« Sie stand auf, ohne sich mit Höflichkeiten aufzuhalten, und richtete die Pistole auf Ran. »Sofort.«
    Er zögerte nur kurz. Dann krempelte er den linken Ärmel mit einem unergründlichen Gesichtsausdruck hoch. Auf dem muskulösen Unterarm prangte ein Tattoo: LSOW 1126.
    Scarlet kochte vor Wut. »Warum hast du mir nicht gleich gesagt, dass er zu denen gehört?«, zischte sie, ohne den Blick vom Tattoo abzuwenden oder die Pistole sinken zu lassen.
    »Ich wollte herausfinden, was er hier will und warum er sich mit dir im Zug unterhalten hat«, sagte Wolf. »Scarlet, das ist Ran Kesley, ein Loyaler Soldat vom Orden der Wölfe. Aber keine Sorge, er ist nur ein Omega.«
    Ran rümpfte tief gekränkt die Nase.
    Sie sah zwischen den beiden hin und her. »Du hast ihn an mir gerochen«, sagte sie. »Als ich in unser Abteil zurückgekommen bin, wusstest du es – und du wusstest auch, dass er uns die ganze Zeit über gefolgt ist! Aber wieso?« Sie starrte Wolf an. Die unnatürlichen Augen. Die hoch ausgebildeten Sinne. Die Zähne. Das Heulen. Dass er noch nie eine Tomate gegessen hatte. »Was für Menschen seid ihr eigentlich?«
    Wolf sah sie verletzt an, aber es war Ran, der antwortete. »Was hast du ihr denn erzählt, Bruder?«
    Wolf baute sich zu seiner vollen Größe auf und Ran war gezwungen, zu ihm aufzusehen. »Sie weiß jedenfalls, dass du nicht mehr mein Bruder bist«, sagte er. »Und dass sie niemandem mit diesem Zeichen über den Weg trauen kann.«
    Ran lächelte, als Wolf »niemandem« sagte. »Und … weiter?«
    »Ich weiß, dass ihr meine Großmutter habt!«, schrie Scarlet und scheuchte einen Vogelschwarm aus der Baumkrone auf. Nachdem das Flügelschlagen verklungen war, legte sich Schweigen über den Wald. Ran rekelte sich nach wie vor am Ufer des Teichs.
    »Ihr habt Michelle«, sagte sie noch einmal und betonte jedes Wort. »Stimmt’s?«
    »Na ja, ich trag sie nicht direkt mit mir rum …«
    Weiße Fünkchen tanzten Scarlet vor Augen. Sie brauchte all ihre Willenskraft, um nicht zu schießen und seiner Selbstgefälligkeit ein für alle Mal ein Ende zu bereiten. »Warum verfolgst du uns?«, fragte sie, als sich ihre Wut etwas abgekühlt hatte.
    Sie bemerkte, wie er seine Worte abwog, während er sich mit den Handflächen am felsigen Ufer abstützte, aufstand und sich den Staub von den Händen klopfte. »Man hat mir aufgetragen, meinen Bruder zurückzubringen«, sagte er, als hätte man ihn zum Milchholen geschickt. »Vielleicht hat er dir noch nicht erzählt, dass wir einem Eliterudel mit einem Sonderauftrag angehören. Da der Auftrag abgeblasen worden ist, wünscht Meister Jael, dass wir zurückkehren. Alle.«
    Scarlets Magen zog sich unter Rans vielsagendem Blick zusammen, aber Wolf starrte ihn düsterer und misstrauischer an denn je.
    »Ich kehre nicht zurück«, sagte er. »Jael hat keine Macht mehr über mich.«
    Ran schnaubte. »Tatsache? Du weißt genau, dass wir unseren Brüdern nicht gestatten, uns zu verlassen.« Er rollte den Ärmel über das Tattoo. »Wenn ich auch zugebe, dass es mir nichts ausgemacht hat, einen Alpha weniger um mich zu haben.«
    Der Wind drehte und blies Scarlet Funken ins Gesicht. Sie stolperte rückwärts und kniff die

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