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Die Lust des Bösen

Die Lust des Bösen

Titel: Die Lust des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Negra
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Vergeltung an den Verschwörern.«
    Die Gruppe war tief beeindruckt vom Vortrag des Geschichtsforschers, der ihnen jedoch keine Zeit dafür ließ, ihren Gedanken nachzuhängen.
    »So, meine Herren, keine Müdigkeit vorschützen, weiter geht’s.« Gleich würden sie am Gästebunker vorbeikommen, der noch relativ gut erhalten war, an den Gebäuden des Stenografendienstes und der Poststelle. Danach würden sie den Bunker Nummer 13 erreichen, der sie wahrscheinlich alle am meisten interessieren würde: den Hitlerbunker.
    Nach wenigen Minuten stand die Gruppe vor einem riesigen, schwarzgrauen Ungetüm aus Beton, das etwa zehn Meter hoch war – sechs Meter dicke Wände, und die Decke, durch die Sprengung leider vollkommen eingestürzt, dürfte ebenfalls zwischen sechs und acht Meter dick gewesen sein.
    »Unglaublich!«, platzte Robert heraus.
    »Magisch!«, ergänzte Tim. Endlich hatten sie es geschafft: Sie waren ganz nahe bei Hitler. Auch Thomas war begeistert.
    »Heute Nacht«, flüsterte Robert.
    Vom Bunker 13 waren nur noch einige Bruchstücke zu sehen, die die Wucht der Sprengung übrig gelassen hatte. Dazu gehörte diese riesige Wand mit den gelben Schildern, die zur Vorsicht mahnten, weil alle noch erhaltenen Gebäudeteile vom Einsturz bedroht waren.
    Hier auf dem Gelände von Hitlers Hauptquartier wirkte alles besonders trostlos; nicht nur, weil die Betonklötze, die gen Himmel ragten, düsterer erschienen als bei den anderen Bunkern. Auch die Bäume erweckten den Eindruck, weniger Licht durchzulassen. Es war, als hätte sich etwas von dem schweren Gemüt des Führers über seinen ehemaligen Bunker gelegt, das alles erdrückte.
    Die Gruppe war gespannt. Die verschworene Siebener-Gemeinschaft, zu der Tim, Tobias, Robert, Linus, Peter, Thomas und Paul gehörten, löste sich allmählich von den anderen und machte ihre eigene Exkursion.
    Die sieben waren überzeugt davon, dass Hitlers Geist noch hier war. Robert hatte von Geistern gelesen, die so lange auf der Erde verblieben, bis sie ihre Mission zu Ende gebracht hatten. Das musste auch auf den Führer zutreffen, davon war er überzeugt.
    Es war wohl eher Wunschdenken als Realität – aber die Gruppe hatte es sich zur Aufgabe gemacht, seinen Geist aufzuspüren. Bisher allerdings waren ihre Versuche nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Aber vielleicht fanden sie ihn hier, an diesem Ort, an dem er viel Zeit seines Politikerlebens verbracht hatte.
    »Diesen Bunker, meine Herren«, erläuterte der Historiker, »bewohnte Hitler mehr als achthundert Tage lang, ehe er die Anlage drei Jahre später, im November 1944, für immer verließ. Eine lange Zeit, finden Sie nicht?
    Aber, meine Herren, hier ließ es sich aushalten. Denn die Wolfsschanze war eine kleine Stadt für sich – mit eigenem Flugplatz, Bahnhof, Wasserversorgung, Kanalisation, Elektrizität, Heizwerk, Klimaanlagen und Nachrichtenzentralen.«
    Während der Historiker weiter über den Tagesablauf des Führers dozierte, hatte die Siebenergruppe schon den vollkommen zerstörten hinteren Teil des Bunkers erreicht.
    Hier lagen noch ungeordnet einige große Betonbrocken, die ein halbkreisförmiges Gebilde ergaben. Die sieben stiegen auf den höchsten Punkt und blickten hinab ins Innere: Die Betonteile waren nach der Sprengung, die die Deutschen im Januar 1945 vorgenommen hatten, so gruppiert, dass sie den Blick auf eine Art Innenhof freigaben. Und der sah äußerst bizarr aus: Schwarzgraue Steinteile, die an der noch erhaltenen Wand den höchsten Punkt bildeten, fielen zu den Seiten hin ab. Dazwischen hatten sich ein paar Tannen ihren Weg gebahnt.
    Die Betonquader waren allesamt fast vollständig von Moos und ihre Seiten von weißem Kalk überzogen.
    Die jungen Männer stiegen hinunter in den Innenhof, in dessen Mitte ein größerer Stein lag. Schließlich blickten sie auf die noch erhaltene Wand des Bunkers, an deren unterer Stelle sich eine Art Höhle gebildet hatte. Ein paar Scherzkekse hatten hier einen halben Birkenstamm und einige dürre Ästchen dazwischen gesteckt, wohl um den »Stollen« vor dem Herabstürzen zu schützen.
    Neugierig schaute die Gruppe in den Innenraum. Hier musste es gewesen sein, das Schlafzimmer des »größten Führers aller Zeiten«.
    »Was macht ihr hier?«, schreckte Jack Brauns Stimme die Männer auf. Er hatte bemerkt, dass sie sich abgesetzt hatten, und war ihnen gefolgt. Die gesamte Zeit über hatten die jungen Männer schon miteinander geflüstert und merkwürdige Bemerkungen

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