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Die MacGregors 05 - Stunde des Schicksals

Die MacGregors 05 - Stunde des Schicksals

Titel: Die MacGregors 05 - Stunde des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Leid zu ertragen. Ein Arzt darf nie vergessen, dass Diagnose und Therapie einfach nicht genug sind. Es gehört auch Mitgefühl dazu.«
    »Ich glaube, du wirst das nie vergessen.«
    Seine Antwort ging ihr ans Herz. »Du versuchst schon wieder, mir zu schmeicheln.«
    »Keineswegs. Ich versuche dich zu verstehen.«
    »Daniel …« Mit Arroganz, mit Eitelkeit, selbst mit Aufdringlichkeit konnte sie umgehen. Aber wie sollte sie auf Freundlichkeit reagieren? »Wenn du mich wirklich verstehen willst, musst du mir zuhören. Das Examen abzulegen und als Ärztin zu arbeiten, das sind nicht nur die wichtigsten Dinge in meinem Leben. Momentan sind es auch die einzigen. Ich will es schon zu lange und habe zu hart dafür gearbeitet, um mich von irgendetwas oder durch irgendjemanden ablenken zu lassen.«
    Er strich mit einem Finger über ihre Schulter. »Lenke ich dich ab, Anna?«
    »Das ist kein Scherz.«
    »Nein, nichts davon. Ich möchte, dass du meine Frau wirst.«
    Der Wagen schlingerte, als ihre Hände am Lenkrad erschlafften. Sie trat mit Wucht auf die Bremse, und mit quietschenden Reifen kam der Wagen mitten auf der Straße zum Stehen.
    »Ist das ein Ja?«, fragte er lächelnd. Der schockierte Ausdruck auf ihrem Gesicht amüsierte ihn.
    Sie brauchte ungefähr zehn Sekunden, um die Sprache wiederzufinden. Nein, er scherzte nicht. Er war verrückt. »Du weißt nicht, was du sagst. Wir kennen uns erst seit einer Woche, haben uns ein paarmal gesehen, und du machst mir einen Heiratsantrag. Wenn du als Geschäftsmann auch so unrealistisch bist, frage ich mich, wieso du nicht längst pleite bist.«
    »Weil ich genau weiß, welchen Deal ich abschließen will und von welchem ich lieber die Finger lasse.« Er legte die Hände auf ihre Schultern. »Anna, ich hätte noch warten können, aber warum sollte ich? Ich bin mir meiner Sache sicher.«
    »So, du bist dir also sicher, ja?« Sie holte tief Luft, um das Gefühlschaos in ihr unter Kontrolle zu bekommen. »Vielleicht interessiert es dich, dass zu einer Heirat immer zwei gehören. Zwei Menschen, die einander lieben und zu einer Heirat bereit sind.«
    Diesen nichtigen Einwand tat er ab. »Wir sind zu zweit«, sagte er nur.
    »Ich will nicht heiraten, weder dich noch einen anderen. Ich muss noch ein Jahr lang studieren, danach folgt die Assistenzzeit, dann will ich mich niederlassen.«
    »Dass du Ärztin wirst, gefällt mir zwar nicht.« Und er war auch nicht überzeugt, dass sie es schaffen würde. »Aber ich bin bereit, einige Zugeständnisse zu machen.«
    »Zugeständnisse?« Ihre Augen verdunkelten sich vor Empörung. »Mein Beruf ist kein Zugeständnis.« Ihre Stimme war zu ruhig, zu leise. »Ich habe versucht, vernünftig mit dir zu reden, Daniel MacGregor, aber du hörst mir einfach nicht zu. Begreif es endlich. Du verschwendest deine Zeit.«
    Er zog sie an sich. Ihr Temperament erregte ihn, die Zurückweisung stachelte ihn nur an. »Ich kann mit meiner Zeit anfangen, was ich will.«
    Als er sie dieses Mal küsste, geschah es nicht so sanft und zärtlich wie beim ersten Mal. Er hätte es vermutlich gar nicht gemerkt, wenn sie sich gewehrt hätte. In diesem Moment war Daniel zu sehr von dem eigenen Verlangen besessen, seine Gefühle waren zu turbulent, als dass er Widerstand oder Entgegenkommen bemerkt hätte.
    Ihre Lippen waren warm von der Sonne, ihre Haut weich wie Samt. Er wollte sie. Das hatte nichts mehr mit seiner freien Entscheidung zu tun, war keine Frage von Überlegung oder Planung. Das Verlangen überwältigte ihn, schlug über ihm zusammen, übernahm die Kontrolle.
    So hatte sie ihn sich vorgestellt. Kraftvoll, fordernd, gefährlich, aufregend. Dabei hätte es so einfach sein müssen, ihn von sich zu schieben. Aber wie konnte sie kalt bleiben, wenn ihr Körper entflammte? Oder gefühllos, wenn sie jede Empfindung so deutlich wie nie zuvor spürte? Entgegen jeder Vernunft, allen Vorsätzen zum Trotz schmiegte sie sich an ihn und gab dabei mehr, als sie für möglich gehalten hätte. Und zugleich nahm sie mehr, als sie sich je hätte vorstellen können.
    Sie würde es wieder wollen, das wusste sie. Während das Blut in ihren Schläfen pochte, wusste sie es. Solange er in ihrer Nähe war, solange sie sich an seine Berührung erinnern konnte, würde sie es wieder wollen. Was konnte sie dagegen tun? Aber warum sollte sie überhaupt etwas dagegen tun? Auf diese Fragen gab es Antworten, sie war ganz sicher. Sie musste sie nur finden.
    Vernunft. Sie brauchte einen klaren

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