Die Macht der Dunkelheit
hätten schleusen können.« Schwarzlichts Hände hoben sich, als wollte er mit einem Tly ringen. »Wenn ich meine Ausbildung beendet habe, möchte ich auf Nggongga eingesetzt werden. Dann jage ich die Terroristen, die ...«
»Kadett Schwarzlicht!« Thornwalls Stimme klang tonlos. »Ich habe Ihnen etwas Unangenehmes zu sagen. Ihre Mentoren haben abgestimmt und beschlossen, Ihre Schulung zu beenden. Wir schicken Sie nach Hause – aber nicht als Menschenfreund.«
»Weshalb?« Nur mühsam fand Schwarzlicht überhaupt Worte. »Weil ich den Attentäter getötet habe, wie er es verdiente?«
Traurig schüttelte Thornwall den silberhaarigen Kopf.
»Es war mein Fehler, Sie nach Xyr zu bringen. Oder vielleicht ein Versehen der gesamten Bruderschaft, als wir Nggongga unsere Hilfe anboten. Ich fürchte, der Planet ist noch zu primitiv für uns.«
»Sie haben versprochen, mich zum Menschenfreund zu machen«, flüsterte Schwarzlicht verbittert.
»Überlegen Sie doch selbst.« Thornwall biß auf seine dünne blaue Lippe. »Haben Sie vergessen, daß wir keine Gewalttätigkeit dulden? Und denken Sie an den Dolch. Ich persönlich bewundere Ihren Mut, ja selbst Ihre Geschicklichkeit im Kampf. Aber die Mentoren sind der Ansicht, daß Sie immer zu schnell mit Gewalttätigkeit zur Hand waren. Ich fürchte, es liegt in Ihrer Natur.«
»Wo ich aufwuchs, hieß es sich wehren oder sterben.«
»Das weiß ich. Aber wir Menschenfreunde müssen unsere Probleme mit dem Verstand und mitfühlender Menschlichkeit lösen. Ich hatte gehofft, unsere Ausbildung würde Sie ändern. Aber es hat sich herausgestellt, daß Sie diesen Mann ohne jegliche Überlegung, ja fast im Reflex getötet haben.«
»Ich – ich verstehe nicht.«
»Das ist es ja. Genau das ist es.«
»Ich möchte ein Menschenfreund werden.« Schwarzlichts Stimme zitterte vor Verzweiflung. »Ich – ich werde mich wirklich bemühen.«
»Es sind ja nicht allein Sie. Die Gewalttätigkeit scheint den Nggongganern angeboren. Wir haben gerade erfahren, daß unser Vertreter auf Nggongga heute morgen, als er sein Büro aufsperrte, ein weiteres dieser Ejektorfeldelemente auslöste und eine Implosion verursachte. Die Menschenfreunde ziehen sich nun aus Nggongga zurück. Wir kommen mit unseren Mitteln nicht gegen Terrorismus an.« Er verabschiedete Schwarzlicht mit einer steifen Verbeugung. »Ich wollte Ihnen nur noch sagen, ich habe dafür gestimmt, daß Sie hierbleiben dürfen, aber ich konnte mich nicht durchsetzen.«
Das Mädchen redete ihn an, als er die Torkuppel in Nggonggamba verließ. Ehe sein Übersetzer ihre Sprache aufnahm, hörte er die klangvolle Sanftheit ihrer Stimme, die ihn an die Mittsommerlieder der Sandclanfrauen erinnerte. Er vergaß plötzlich, daß er ohne Plan, ohne Freunde und fast verzweifelt heimgekommen war.
»... Sie gewartet«, sagte sie. »Kannten Sie einen Menschenfreund-Kadetten namens Lylik Nggar?« Sie war fast so groß wie er, hatte rotgoldenes Haar, bleichgoldene Haut und grüngoldene Augen. Sie trug ein merkwürdig geschnittenes buntes Kleid, das zuviel Haut freiließ, um sie vor der brennenden nggongganischen Sonne zu schützen, aber ihm gefiel, was er sah.
»Lylik war mein Dolchbruder.« Die Erinnerung schmerzte. »Ich hoffte, seinen Tod rächen zu können.«
»Vielleicht kann ich Ihnen helfen. Ich bin Dzanya Dzu .« So klang es in ihrer eigenen Sprache, aber aus seinem Übersetzer kam das Wort »Schneefeuer«. Sie zeigte ihm das Namensemblem auf ihrem Ring: eine goldene Flamme, die von einem weißen Schneekristall aufstieg. »Sie sind Schwarzlicht, nicht wahr?« Sie trat so nah an ihn heran, daß ihr Zuckerblattparfümduft ihm in die Nase stieg. »Kommen Sie mit mir, wo wir uns ungestört unterhalten können.«
Er folgte ihr zu der Geschäftsstraße. Unter einem Leuchtschild mit der Aufschrift Nggongganische Souvenirs – zollfrei! blieb sie stehen. »Legen Sie Ihren Arm um mich, wir müssen tun, als wären wir ein Liebespaar«, forderte sie ihn auf.
Nicht ungern, aber ein wenig mißtrauisch gehorchte er und trat mit ihr in den Laden. Zwei junge Schwarze begutachteten alte Menschenflinten. Eine Frau in Trauer kaufte Räucherstäbchen. Sie blieben vor einem Regal mit Dolchen, Tonflaschen mit Seebeerenwein und der Schale eines Tlyeis stehen, auf das die rotäugige Fratze Cru Creethas gepinselt war.
»Ich habe etwas gegen Terror.« Ihr Flüstern war fast zu leise für den Übersetzer. »Und ich bin nicht allein. Wir beabsichtigen, etwas
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