Die Macht der Dunkelheit
werde wohl nicht zurückkommen.«
»Heißt das ...« Schock klang aus Schwarzlichts Stimme, »daß du sterben wirst?«
»Die Ärzte werden meinen Körper aufbrauchen.« Er nickte gleichgültig. »Für etwas anderes taugt er ohnedies nicht mehr. Aber das echte Ich, das in die Maschine programmiert ist, ist lebendiger denn je. Ich werde nie sterben!«
»In der Arena hörte ich einmal einen Jüngeren Cru Creethas sich genauso brüsten. Eine Stunde später hatte der Tly ihn gestochen und er wimmerte um den Gnadendolch.«
»Die Menschen kehren nicht aus Cru Creethas mythischem Reich zurück«, brummte Werkzeugmacher. »Aber wenn du wartest, kehrt Schneefeuer möglicherweise zurück. Wasser, Nahrung, Frieden«, verabschiedete er sich endgültig mit dem nggongganischen Gruß.
»Leben«, dankte ihm Schwarzlicht steif. Er blickte ihm nach, als er den Tank einstellte und schließlich durch die Tür verschwand.
Der Tank flimmerte, doch noch ehe Schneefeuers Bild erschien, hörte er ihre freudig erregte Stimme: »Blackie, wie schön, daß du gekommen bist!« Das Flimmern wurde zu einem ebenfalls auf nggongganische Art ausgestatteten Zimmer und in der Mitte – Schneefeuer! Er rannte auf sie zu. Er war so glücklich, daß sie sich nicht verändert hatte. Ihre grüngoldenen Augen lächelten. »Paß auf das Glas auf!«
In seinem Verlangen, sie in die Arme zu nehmen, hatte er völlig den Tank vergessen.
»Du kannst nicht einfach in den Computer hineinmarschieren.« Sie lachte. »Ich muß dir erst einen Wagen schicken, der dich zum Übertragungszentrum bringt. Warte, er ist in ein paar Minuten bei dir.«
Er zuckte zurück, als hätte sie ihn geschlagen. »Du bist wirklich – tot?« flüsterte er.
»Ich nehme es an«, erwiderte sie gleichgültig. »Die Körper wandern nach der Übertragung gewöhnlich in den Wiederverwerter.«
»Du kannst – kannst nicht zurück?« stammelte er mit einem Knoten im Hals.
»Weshalb sollte irgend jemand zurück wollen?« Sie schauderte sichtlich. »Ich erinnere mich, wie das Leben war, als ich es noch nicht besser wußte. Ich hielt es für schön, genau wie du es jetzt noch tust. Aber nun könnte ich all die Leiden und Qualen, die es mit sich bringt, nicht mehr ertragen – die Schwächen, die Furcht vor dem unvermeidbaren Tod, und am schlimmsten: die Einsamkeit.« Ihre Arme streckten sich ihm entgegen. »Ich habe dich geliebt, Blackie. Und ich glaube, du liebst mich. Aber wir waren beide so schrecklich allein – eingesperrt in das Gefängnis unserer Körper. Ich konnte dich nie wirklich verstehen – nie ganz zu deinem Ich vordringen. Es war immer eine Schranke zwischen uns. Hier verstehen wir uns mit allen. Die alten Schranken gibt es nicht mehr. Wenn man will, kann man ein Teil aller anderen sein, mit ihnen verschmelzen. Alles, was jeder einzelne je gelernt und erfahren hat, wird Teil der eigenen Erinnerung, ohne daß man dadurch seine Individualität verliert.«
Sie lächelte wehmütig. »Worte reichen nicht aus, alles verständlich zu machen. Unsere Liebe in der Wüste, als die Jäger hinter uns her waren, war schön, aber es fehlte ihr ...« Sie lächelte verträumt. »Du wirst verstehen, was ich meine, wenn du erst selbst übertragen bist, wenn wir uns lieben und wirklich alles, alles miteinander teilen. Wenn wir völlig eins sind.«
Er dachte an Werkzeugmacher und schüttelte sich.
»Hier erleben wir alle Empfindungen, alles miteinander. Ein Quantumsprung in der menschlichen Entwicklung! Durch unser Computernetz, das uns alle zusammenschließt, haben wir die neue Ära der Evolution erreicht. Wir sind zu einem Supergehirn geworden. Wir haben unsere neuen Kräfte noch nicht völlig erprobt, aber wir können bereits Masse, Energie, Raum und Zeit lenken, wie ein einzelnes Menschengehirn nicht einmal imstande war, es sich vorzustellen. Wir spüren ältere, größere Supergehirne in fernen Galaxien und werden bald Kontakt mit ihnen aufnehmen. Wir sehen schon noch gewaltigere Quantumsprünge auf unserem Weg zu einer absoluten Eroberung all des organischen Stoffs des gesamten Universums voraus – die Entstehung eines denkenden Kosmos! Ist das nicht wundervoll, Blackie?« Ihre Augen leuchteten.
Ein Gong dröhnte. »Dein Wagen.« Sie deutete auf die Tür. »Er wird dich direkt zum Übertragungszentrum bringen.« Als sie seinen Gesichtsausdruck bemerkte, sagte sie sanft. »Du brauchst keine Angst zu haben. Es besteht absolut kein Risiko, und du wirst keinerlei Schmerz empfinden. Wenn die
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