Die Macht der ewigen Liebe
Spiegel vorhalten, sodass der Rest der Welt sie sehen kann. Ich könnte mein Leben damit verbringen, diesem Lachen zu lauschen.«
Ich sah ihn wortlos an. Mein Herz gehörte ihm, und ich spürte das Klicken des Schlosses, als ich den Schlüssel wegwarf. Niemand hatte mich je so gut gekannt und so sehr geliebt. Gabriel hatte mich nie gebeten, mich zu ändern, und das würde er auch nie.
»Hey, was ist das?«, fragte er und fuhr mit dem Daumen über meine Wange.
»Manchmal überwältigst du mich«, sagte ich und schniefte. »Und zwar nur auf die beste Art und Weise.«
Ich zog ihn erneut zu mir, und sein Gewicht ruhte schwerauf mir, aber das war mir egal. Er legte den Kopf auf meine Brust, und ich fuhr ihm mit den Fingern durchs Haar. Außerhalb unseres Zimmers wachten die anderen auf und bewegten sich, aber hier drinnen gab es nur uns und diesen Moment, in dem ich mich geborgen und geliebt fühlte.
»Dein Herzschlag verändert sich«, stellte Gabriel fest, der das Ohr an mein Herz gepresst hielt und lauschte. »Es klingt tagtäglich mehr wie eines von uns.«
In seinen Armen konnte ich endlich zugeben, was geschehen war. »Erin ist in meinen Armen gestorben, Gabriel.« Ich zögerte und gestand auch dann den Rest: »Ich habe ihre Energie geraubt, so wie Beschützer das bei Heilerinnen tun, die sie jagen. Ich wollte das gar nicht, aber es ist nun mal geschehen.«
»Ich weiß«, flüsterte Gabriel. »Ich kann spüren, wie deine Gabe sich verändert hat.« Er setzte nichts mehr hinzu, und ich wusste, für ihn spielte das keine Rolle, außer dass er sich mit mir sorgte, was das bedeuten könnte. »Kannst du mich fühlen?«, fragte er, und ich hörte die Angst in seiner Stimme.
Ich fuhr mit den Fingern zart über seine Schulterblätter und wieder zurück und erforschte dabei jeden einzelnen Muskel. »Ich spüre dich, rieche dich, schmecke dich. Alles paletti also.« Ich öffnete meine Gedanken, damit er hören konnte, wie sehr ich ihn genoss und wollte. »Zweifelst du daran?«
Seine Arme, die mich immer noch hielten, entspannten sich. Zu jeder anderen Zeit wäre ich nun gründlich geküsst worden. »Nein. Ich würde sagen, in der Hinsicht sind wir sicher.« Offensichtlich bemüht, seine Beherrschung zurückzuerlangen, sog er scharf die Luft ein.
»Ich habe mein Empfindungsvermögen nicht eingebüßt, aber werde ich nun möglicherweise selbst unsterblich?« Der Gedanke jagte mir Angst ein. »Was, wenn ich Asher nur vonseiner Unsterblichkeit geheilt hatte, um selbst unsterblich zu werden?«
»Ich weiß es nicht, Liebling. Du widersetzt dich jeder Definition.«
Wir hüllten uns in Schweigen, bis ich sagte: »Heute Nacht habe ich mit dem Gedanken gespielt, Xavier und Alcais umzubringen.«
»Du hast dich verteidigt.«
»Nein, ich wollte Rache. Rache für das, was sie mir angetan haben. Uns allen angetan haben.« Der Hass, der mich erfüllt hatte, erschreckte mich. »Ich möchte nicht wie Franc sein, aber genauso werde ich. Beschützer haben meine Großmutter getötet, und seine Bitterkeit hat ihn verändert. Ich verändere mich auch, Gabriel, und manchmal gefällt mir das gar nicht.«
Gabriel rollte sich von mir herunter. »Remington, du könntest nie so sein wie er. Du bist einfach aufgebracht, weil dir übel mitgespielt wurde, und ich würde mir mehr Sorgen machen, wenn du das nicht wärst. Denkst du denn, ich wäre nicht außer mir gewesen, als die Heilerinnen Sam und meine Eltern umgebracht haben?«
Ich hob den Kopf, um seine Miene zu sehen. Er senkte seinen Blick besorgt und traurig.
»Wie hast du es geschafft, deine Trauer und deinen Hass in den Griff zu kriegen?«, fragte ich und berührte mit einem Finger seine Stirn, um die Falten zu glätten.
»Durch Asher und Lottie. Ich musste mich um sie kümmern. Hätte ich meiner Wut nachgegeben und dabei vielleicht mein Leben verloren, wer hätte dann für sie gesorgt?«
Meine Gedanken wanderten zu Lucy. Am Vorabend hatte ich meine Schwester bei den anderen zurückgelassen.
»Alles in Ordnung mit ihr. Im Gegenteil, sie hat sich Sorgen um dich gemacht.« Ich hob meine Brauen, und ergestand: »Nachdem du eingeschlafen warst, habe ich noch mal nach den anderen geschaut. Es lastet nicht alles nur auf deinen Schultern. Wird dir das nicht allmählich klar? Wir fünf, wir sind eine Familie. Es ist dir gestattet, zur Abwechslung auch Schwäche zu zeigen, vor allem nach dem, was letzte Nacht geschehen ist.«
In der letzten Nacht hatte unsere Familie ein weiteres Mitglied
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