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Die Macht der ewigen Liebe

Die Macht der ewigen Liebe

Titel: Die Macht der ewigen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corrine Jackson
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halten. Weißt du übrigens, dass dein Großvater hier in London ist und nach dir sucht?«
    Als ich mir das Haar aus dem Gesicht strich, zitterte meine Hand, und ich setzte mich darauf, um zu verbergen, wie mich diese Äußerung entsetzte. »Und du erwartest, ich glaube dir, dass du versuchst, mich vor all den bösen Männern zu beschützen?«
    »Genau das tun wir«, erwiderte er mit einer Stimme, die vor Stolz und Ehrlichkeit vibrierte. »Oder zumindest taten wir das, als es noch mehr von deinesgleichen gab.«
    Ich war ganz von einem Blutstropfen in seiner Halsbeuge gefangen gewesen, doch nun riss ich schockiert den Kopf hoch. »Es gibt noch mehr Menschen wie mich?«, krächzte ich.
    »Früher schon, ja.«
    Er blickte auf ein Gemälde an der gegenüberliegenden Wand. Die Frau, die darauf porträtiert war, hatte blondes Haar, das in der Mitte gescheitelt war und in langen Kringellocken herabfiel. Ihr grünes Gewand hatte riesige Puffärmel, die an den Schultern mit Schleifen befestigt waren. Diese Mode erinnerte mich an das 16. Jahrhundert. Um den Hals trug sie eine Art Goldkette. In ihren blauen Augen entdeckte ich Trauer. Ich hätte mir die Kette gern näher angesehen, aber Seamus redete weiter.
    »Dachtest du, du wärst die Erste?«, fragte er.
    Belustigt klang er nicht, daher antwortete ich aufrichtig: »Alle Beschützer oder Heilerinnen, die mir bisher begegnet sind, haben mir geschworen, dass sie noch nie von jemandem wie mir gehört haben.«
    Er nickte, und ich meinte, so etwas wie Genugtuung über sein Gesicht huschen zu sehen. »Schön, dann haben wir ganze Arbeit geleistet. Du weißt, dass ich ein Beschützer bin, aber das Ganze ist ein wenig komplizierter. Früher einmal war ich ein Beschützer der Phönixe.«
    »Phönixe?«, fragte ich. »Wie der Vogel?«
    »So hat unsere Familie sie genannt«, meinte er achselzuckend. »Der Phönix ist ein Symbol für neues Leben.«
    »Wenn es einmal mehr von meinesgleichen gab, was ist dann mit ihnen geschehen?«, fragte ich verzweifelt.
    »Die Heilerinnen ›geschahen‹«, sagte Seamus mit grimmiger Miene. »Fast von Anfang an hielten sie die ganze Macht in ihren Händen, doch diese Macht stand auf tönernen Füßen. Denn wir sind stärker und schneller, und das wussten sie. Dennoch lebten wir eine Zeit lang einträchtig miteinander, halfen anderen und uns. Aber uns Kindern wurde beigebracht, dass sich unsere Rassen nicht mischen sollten. Es war fast schon ein religiöses Tabu, und damals ging man gegen die Kirche nicht an.« Er setzte sich um und schaffte es schließlich, den Erste-Hilfe-Kasten zu öffnen. »Im Laufe der Zeit änderten sich die Dinge. Menschen sind Menschen. Sie verlieben sich, allen Widrigkeiten zum Trotz.«
    Ich musste an Asher und Gabriel denken und lief rot an. Allen Widrigkeiten zum Trotz.
    »Ein paar Heilerinnen und Beschützer brachen die Regeln, doch man sah darüber hinweg. Bis die ersten Kinder geboren wurden. Die Jungen wurden Beschützer, aber die Mädchen … Die Töchter aus diesen Vereinigungen veränderten alles.«
    »Warum nur die Mädchen?«, fragte ich.
    »Weil nur Mädchen von Geburt an mit Heilergaben ausgestattet sind. Das müssen dir deine Freundinnen doch erzählt haben.«
    Ich zog die Stirn kraus. Franc wollte das ändern. Er hatte gedacht, er könnte mich benutzen und Experimente mit mir anstellen, um herauszufinden, warum es nur weibliche Heiler gab. Es gehörte mit zu seinem Plan, männliche Heiler zu erschaffen, um die Anzahl der Heilergemeinde zu erhöhen und damit die Beschützer in die Knie zwingen zu können.
    »Und was geschah, als diese Mädchen auf die Welt kamen?«
    Seamus legte Verbandsmull, Heftpflaster und eine Schachtel mit Desinfektionspads nebeneinander auf den Tisch. »Die wuchsen heran, und mit ihnen wuchsen ihre Fähigkeiten. Und wie du weißt, haben die es ganz schön in sich. Die Heilerinnen fühlten sich in ihrer Macht bedroht. Und wenn sich diese Bedrohung nicht unter Kontrolle bringen ließ, dann musste sie eben zerstört werden.«
    Zerstört. Damit meinte er Mord. Ich bekam eine Gänsehaut. »Du meinst, sie wurden umgebracht?«
    »Jede Einzelne, die sie finden konnten. Sie schlachteten Frauen, Mädchen und Babys ab.«
    Ich erschauerte und schluckte meine Angst herunter.
    Seamus’ Gesicht verfinsterte sich, und ich konnte mir denken, was er mit den Heilerinnen, die meinesgleichen getötet hatten, gern getan hätte.
    »Allerdings reichte ihnen das noch nicht. Sie wollten sichergehen, dass so etwas

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