Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Macht der Macht

Die Macht der Macht

Titel: Die Macht der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reiner Neumann
Vom Netzwerk:
denn Vorteile von dieser Lösung? Nun, das kann ich Ihnen genau sagen …«
Rhetorische Winkelzüge
    Auf Arthur Schopenhauer geht ein Brevier mit rhetorischen Kniffen zurück, das unabhängig von der Güte der Argumente dazu verhilft, die Oberhand in einem Streitgespräch zu behalten. Es sind Techniken für kurze und aggressive Statements. Die Überraschung spielt dabei eine wichtige Rolle und ebenso der gezielte Verstoß gegen übliche Regeln der Kommunikation und Zusammenarbeit. »Verwirre deinen Gegner und rede ihn in Grund und Boden!«, rät Arthur Schopenhauer und empfiehlt die folgenden rhetorischen Winkelzüge:

»Überspitze ein gegen dich vorgebrachtes Argument!« Steigern Sie die vorgeschlagenen Maßnahmen weit über den moderaten Gegenvorschlag hinaus, bis der Vorschlag nicht mehr plausibel klingt.
»Unterbreche und verwirre den Kontrahenten!« Das verunsichert den anderen und kann verhindern, dass er seine Argumentation zu Ende führt. Konzentrieren Sie sich auf einen vollkommen unwichtigen Aspekt der Begründung und lenken Sie so das Gespräch vom eigentlichen Thema fort.
»Konstruiere einen Widerspruch zwischen der Behauptung des Gegners und seinem persönlichen Lebensstil!« Ist der Bundespräsident noch glaubwürdig, wenn er Redakteuren am Telefon mit juristischen Konsequenzen droht und im Gegensatz dazu öffentlich ein Bekenntnis zur Pressefreiheit abgibt? Glaubt man mir ein ehrliches Engagement für benachteiligte Gruppen der Gesellschaft, wenn ich einen luxuriösen Lebensstil pflege?
»Verkleide unangenehme Tatsachen mit harmlosen Begriffen!« Geschickte Wortwahl lässt einen unangenehmen Sachverhalt gleich viel positiver erscheinen. Eine »konstruktive Diskussion« ist deutlich besser alsein »Streit«, und »sich von einem Mitarbeiter zu trennen« ist besser als eine »Entlassung«.
»Entkräfte Gegenbeweise durch Spitzfindigkeit!« Stützende Beispiele oder Referenzen kann ich als Einzelfall hinstellen, die positiven Ergebnisse einer Kundenbefragung als gekauft, oder Sie suchen – und finden – einen Sonderfall, für den die angebotene Lösung nicht zutrifft.
    Zu den eristischen Techniken gehört es weiterhin, Termine zu missachten (also gezielt zu früh oder zu spät zu kommen) oder Regeln ausdrücklich zu verletzen, den Gesprächspartner zeitlich oder inhaltlich unter Druck zu setzen, den anderen durch ungeordnete Fragen zu verwirren und keineswegs selber immer auf gestellte Fragen zu antworten. Auch unfaire Angriffe oder bissige Zwischenrufe gehören ebenso zum Repertoire wie die beliebten Killerphrasen: »Die nötigen Mittel bekommen wir nie!«, »Das klappt sowieso nicht. Das haben wir schon versucht!«, »Das machen wir hier immer so!« Killerphrasen unterbrechen das Gespräch abrupt, sie verhindern die vertiefende Beschäftigung mit dem Vorschlag oder mit dem Argument. Killerphrasen qualifizieren den anderen ab, denn Sie haben es ja gar nicht nötig, sich mit seinen Argumenten auseinanderzusetzen.
    Wie reagieren Sie auf solche Angriffe auf der sprachlichen Ebene? Was tun Sie bei häufigen Unterbrechungen oder Zwischenrufen? Reagieren Sie! Unrat schwimmt selten vorbei, ohne auch Ihnen zu schaden. Sprechen Sie den Sachverhalt klar und deutlich an und stellen Sie Inhalte richtig. Unterbrechen Sie Ihrerseits – direkt und konsequent! Stellen Sie Ihre Aussage kurz und prägnant dar und beenden Sie damit die Diskussion. Keine Reaktion wird leicht als Zustimmung gewertet.
    Versucht Ihr Gesprächspartner, das Thema zu wechseln und Ihnen die Gesprächsführung aus der Hand zu nehmen, müssen Sie schnell intervenieren und konsequenterklären, was zum Thema gehört, was Sie jetzt bearbeiten werden, was nicht dazugehört und deswegen auch nicht Gegenstand der Debatte sein kann. Unterbrechen Sie, stellen Sie klar, bieten Sie eine Pause zum Gespräch über das andere Thema an oder verlagern Sie die Beantwortung der entsprechenden Frage an das Ende der Debatte.
    Sprachliches Imponieren finden Sie in Fremdwörtern, Zitaten oder komplexen Formulierungen. Ignorieren Sie dieses Verhalten oder begleiten Sie es ironisch. Manche Mitmenschen versuchen auch, Sie durch Wissen oder Bildung einzuschüchtern. Lassen Sie sich nicht ins Bockshorn jagen. Natürlich darf man erwarten, dass Sie grundsätzlich über Ihr Thema Bescheid wissen und auch gut über aktuelle Entwicklungen informiert sind. Aber: Bei der Menge an Informationen und Publikationen kann niemand alles kennen. Gestehen Sie sich den Mut zur Lücke

Weitere Kostenlose Bücher