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Die Macht der Medusa

Die Macht der Medusa

Titel: Die Macht der Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Besondere an ihr. Ihrem Blick konnten sich die beiden Frauen nicht entziehen. Sie fühlten sich wie hineingetragen. Dieses Bild der Schönheit überwältige sie allemal, und der Drang, in den Teich zu springen, verstärkte sich immer mehr.
    Die Augen lockten. Sie waren Boten der Seele. Kalt, dunkel und trotzdem feurig. Die Schlangen an den Armen der Freundinnen bewegten sich, denn sie waren ebenfalls unter den Einfluß der Medusa geraten. Sie gehörten zu ihr. Medusa hatte bei ihren Dienerinnen Zeichen gesetzt, und als die beiden plötzlich das Plätschern des Wasser hörten und sahen, wie Wellen gegen die Ufer schlugen, da kamen sie sich vor wie aus einem tiefen Traum entlassen.
    Sie schauten auf das Wasser.
    Es war leer.
    Es gab keine Medusa mehr. Sie hatte sich wieder in die Tiefen des Teichs zurückgezogen. War möglicherweise in den Schlamm am Grund getaucht oder völlig verschwunden.
    Nur das Wasser war noch da.
    Dunkel und auch grün wie immer. Es gab keinen Hinweis darauf, wen es einmal beherbergt hatte.
    Alina und Miranda schauten sich an. Beide wirkten verstört und fanden zunächst keine Worte. Bis Miranda zu reden begann. »Ich habe sie doch gesehen!«
    »Ja, ich auch.«
    »Wo ist sie?«
    »Ich weiß es nicht.« Alina hob in einer hilflosen Bewegung die Schultern. »Sie hat sich uns gezeigt, und ich fühlte mich auch glücklich, aber jetzt ist sie weg.«
    Miranda machte sich Vorwürfe. Sie gab sich selbst und ihrer Freundin die Schuld. »Ob wir etwas falsch gemacht haben? Wir hätten vielleicht anders handeln sollen.«
    »Wie denn?«
    »Ins Wasser gehen.«
    Alina dachte einen Augenblick nach. »Und dann?« fragte sie. »Was hätten wir tun sollen?«
    »Sich uns ihr opfern.«
    »In den Tod gehen?«
    »Nein, sie wird uns nicht töten. Sie mag uns doch, und wir mögen sie. Das weißt du genau. Aber...«
    Die Frauen wußten sich keinen Rat mehr. Ihr großes Vorbild war entschwunden, und sie wußten nicht, was sie jetzt unternehmen sollten. Allein waren sie hilflos. Jeder Schritt, den sie unternahmen, konnte sich als Fehler erweisen.
    Der Teich blieb. Dunkel, unheimlich, voller Rätsel. Anziehend und abstoßend zugleich.
    Schatten schwammen durch den Teich. Sie hielten sich in der Tiefe wie schwimmende Geister. Das Wasser bewegte sich, aber es warf keine Wellen bis hoch zur Oberfläche.
    Miranda und ihre Freundin ließen die Schatten nicht aus den Augen. Vor dem Erscheinen der Medusa hatte sie diese nicht gesehen. Jetzt fielen sie ihnen besonders auf, weil sie die Ruhe des Wassers einfach störten. Eine direkte Furcht spürten sie nicht, nur eine Spannung, die immer mehr wuchs, denn die Schatten verließen ihre einmal eingeschlagenen Wege, fanden sich zusammen und näherten sich dem Ufer. Sie peitschten sich voran, ohne daß ein Gesicht zu sehen gewesen wäre, und die gemalten Schlangen auf ihren Armen bewegten sich ebenfalls voller Hektik.
    Plötzlich war es ihnen klar.
    Es gab keine Schatten im dunkelgrünen Wasser des Löschteichs. Es waren Schlangen. Aus der Tiefe des Grunds hatten sie sich hervorgegraben und schwammen an das Ufer.
    Sie krochen hervor. Gleich sechs, sieben auf einmal. Lange dünne, lianenhafte Wesen, die sich geschmeidig durch die Uferregion bewegten und geschickt an den Innenwänden in die Höhe krochen. Sie rutschten nicht ab, denn sie besaßen genügend Kräfte, um sich immer weiter voranzuschieben.
    Dann waren sie da.
    Fast gleich lang. Wie ausgewachsene Arme. Dunkel. Leicht blau und auch türkis. Es war nichts zu hören, als sie sich auf die beiden Frauen zubewegten, die sich nicht bewegten und zu schönen, marmornen Statuen geworden waren.
    Sie hatten keinen direkten Grund, sich vor ihnen zu fürchten. Schließlich hatten sich die Schlangen als Helfer erwiesen, und die beiden auf ihren Armen sprachen Bände. Doch in der Masse, in der sie auftauchten, wirkten sie schon gefährlich.
    Die Tiere hatten jetzt die Füße der Frauen erreicht. Sie umschlängelten sie und schoben sich dann an den Beinen hoch.
    Miranda und Alina schauten sich gegenseitig in die Augen. Die eine sah die Furcht in den Pupillen der anderen, und plötzlich huschte es kalt an ihren Beinen hoch. Beide waren von der dunklen Brut aus dem Wasser erfaßt worden. Sie taten nichts. Sie wollten nichts falsch machen. Sie vertrauten der Medusa und atmeten mit offenem Mund.
    Ziele für die Wesen, die sich nicht aufhalten ließen. Schlangen sind normalerweise trocken. Nicht diese hier, die aus dem Wasser gekommen waren. Sie

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